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SICHERHEIT/094: USA - Bericht untersucht Folgen weltweiter Wasserkonflikte für nationale Sicherheit (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 10. Mai 2012

USA: Global denken - Bericht untersucht Folgen weltweiter Wasserkonflikte für nationale Sicherheit

von Carey L. Biron



Washington, 10. Mai (IPS) - Die Nachrichtendienste der USA haben den ersten Bericht über globale Wassersicherheit veröffentlicht. Aus dem am 9. Mai freigegebenen Dokument, das sich auf den Zeitraum bis 2040 bezieht, geht hervor, dass "in den nächsten zehn Jahren Wasserprobleme zur Instabilität in Staaten beitragen werden, die für die nationalen Sicherheitsinteressen der USA wichtig sind".

Wie Generalmajor Richard Engel, einer der Autoren des Berichts, hervorhebt, sind Länder mit einer angespannten Wassersituation dazu gezwungen, sich auf ihre inneren Angelegenheiten zu konzentrieren. Somit seien sie immer weniger dazu in der Lage, die Politik der USA und ihre strategischen Interessen zu unterstützen.

Dass Wasserkrisen im kommenden Jahrzehnt Feindseligkeiten zwischen verschiedenen Ländern auslösen oder Staaten zusammenbrechen lassen, halten die Experten nicht für wahrscheinlich. Sie gehen aber davon aus, dass "gemeinsam genutzte Gewässer zunehmend als Druckmittel eingesetzt werden" und dass "Wasserknappheit und -verschmutzung die Wirtschaftsleistung wichtiger US-Handelspartner beeinträchtigen".

Der Bericht mit dem Titel 'Global Water Security' wurde 2011 von US-Außenministerin Hillary Clinton in Auftrag gegeben. Zuvor hatte sie Wasserversorgung und sanitäre Einrichtungen als grundlegende Bereiche der Entwicklung hervorgehoben.

Die Geheimdienste legen keinen umfassenden globalen Ausblick vor, sondern konzentrieren sich auf sieben Flussbecken zwischen Nil und Mekong. Dort träfen sich die Risiken bei der Wasserverfügbarkeit mit den strategischen Interessen der USA, erklärte der Hauptautor Casimir Yost, der die 'Strategic Futures Group' im 'National Intelligence Council' leitet.

Bei der öffentlichen Vorstellung des Berichts räumte Engel ein: "Die Nachrichtendienste haben sich nur zögerlich in das Projekt hineinbegeben. Bei näherem Anschauen haben wir aber erkannt, dass dies (Wasser) ein hochrangiges nationales Sicherheitsthema ist." Die USA müssten in den nächsten Jahrzehnten die Chance ergreifen, dem Rest der Welt das nötige Know-how bei der Verwaltung der Wasserressourcen bereitzustellen.


US-Wasserpartnerschaft

Im März wurde die öffentlich-private 'US Water Partnership' gegründet, die dieses Wissen weiterleiten soll. Nach einer allgemeinen Übereinkunft sollen die USA unter anderem wissenschaftliche Kenntnisse zu globalen Wasserfragen vermitteln, vor allem im Hinblick darauf, dass diese Themen künftig immer stärker politisch instrumentalisiert werden. Inwieweit die USA sich darüber hinaus in dem Bereich engagieren sollten, wird kontrovers diskutiert.

Von einigen Seiten wird erwartet, dass das Land erst innerhalb der eigenen Grenzen Ordnung schaffen sollte, bevor es der übrigen Welt Ratschläge gibt. "In diesen USA machen wir uns große Sorgen darüber, wie wir unsere eigenen Flusssysteme intakt halten" sagte die Filmemacherin Alexandra Cousteau, die auch für 'National Geographic' tätig ist.

Ellen Laipson, die Präsidentin des Washingtoner Think Tanks 'Henry L. Stimson Center', räumte zwar an, dass die USA in der Vergangenheit viel zum Gewässerschutz im Inland beigetragen hätten. "Nun müssen wir aber global denken und uns daran erinnern, dass wir das Problem lösen und nicht unseren Einfluss ausbauen sollten."

Nach Ansicht von Laipson und Cousteau haben sich supranationale Institutionen als besonders geeignet dafür erwiesen, Entscheidungen zu treffen, die nationale Sicherheitsinteressen mit Garantien für Lebensgrundlagen und Rechte ausbalancieren. Cousteau warb dafür, lokale Gemeinden, die eigene Lösungen für wasserrelevante Probleme vorweisen können, stärker zu unterstützen. "Im Kollektiv haben diese Gruppen Einfluss auf Fragen der Wassersicherheit in ihren Ländern - und sie können noch größeren Einfluss ausüben, wenn sie mehr Kompetenzen erhalten."

Zugleich kritisierte sie, dass die Nachrichtendienste nicht genug Augenmerk auf die Degradation der Flusssysteme richte. Davon seien die Ökosysteme und menschliche Siedlungen betroffen, die auf gesunde Ressourcen angewiesen seien. (Ende/IPS/ck/2012)


Links:
http://www.dni.gov/nic/ICA_Global%20Water%20Security.pdf
http://www.dni.gov/nic/NIC_home.html
http://www.stimson.org/
http://www.ipsnews.net/news.asp?idnews=107737

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Quelle:
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veröffentlicht im Schattenblick zum 12. Mai 2012