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STATISTIK/448: Interview zur Arbeit des Rates für Sozial- und Wirtschaftsdaten (RUBENS)


RUBENS 16. Jahrgang, Nr. 131 vom 1. Februar 2009
Nachrichten Berichte und Meinungen aus der Ruhr-Universität Bochum

Preiswerte Daten

Prof. Notburga Otts Arbeit im Rat für Sozial- und Wirtschaftsdaten


Die frühere Prorektorin für Lehre, Weiterbildung und Medien Prof. Notburga Ott (Sozialwissenschaft) wurde Ende 2008 in den Rat für Sozial- und Wirtschaftsdaten berufen. Kürzlich nahm sie erstmals an einer Sitzung teil. Im Gespräch mit Arne Dessaul erläutert Prof. Ott, was es mit diesem Rat auf sich hat und wie Wissenschaftler/innen der RUB von Forschungsdatenzentren wie dem Statistischen Bundesamt profitieren können.

RUBENS: Frau Prof. Ott, was muss man sich unter dem Rat für Sozial- und Wirtschaftsdaten vorstellen?

PROF. OTT: Das zwölfköpfige Gremium wurde 2004 von der Bundesregierung eingerichtet. Zu seinen Aufgaben gehört es, Wissenschaftlern den Zugang zu Daten der amtlichen Statistik und der Verwaltung wie z.B. der Rentenversicherung und der Bundesagentur für Arbeit für Forschungszwecke zu eröffnen. Hierzu wurden so genannte Forschungsdatenzentren geschaffen, Früher war es sehr schwierig, an diese Informationen zu kommen. Als Wissenschaftlerin vertrete ich in dem Gremium die Nutzerseite und kann sagen, wie die Daten für Forschungszwecke aufbereitet sein müssen. Im Rat sitzen sechs empirische Forscher und sechs Vertreter der Datenproduzenten.

RUBENS: Und was sind Forschungsdatenzentren?

PROF. OTT: Bislang gibt es sechs dieser Zentren, die jeweils an öffentlichen Einrichtungen angesiedelt sind: am Statistischen Bundesamt, bei den Statistischen Landesämtern, bei der Deutschen Rentenversicherung, am Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung, im Bundesinstitut für Berufsbildung und am Institut für Qualitätsentwicklung im Bildungswesen. Hinzu kommen zwei Datenservicezentren.


Kosten und Mühen sparen

RUBENS: Welche Daten werden dort erhoben?

PROF. OTT: Das reicht von amtlicher Statistik zu Geburten, Todesfällen, Konjunkturdaten, Arbeitsmarktzahlen oder Daten zu den Sozialversicherungen bis hin zu Verbraucherinformationen aus der Marktforschung. Es handelt sich durchweg um Daten, die für die Wissenschaft höchst interessant sind. Vor allem sind es Zahlen, die bereits vorhanden sind. Das heißt, ein Forscher kann sich die Kosten und Mühen einer empirischen Untersuchung sparen, und das im wahrsten Sinne.

RUBENS: Wie meinen Sie das?

PROF. OTT: Wenn er umfangreiche Daten für sein Forschungsvorhaben selbst erheben müsste, könnte ihn das durchaus einen fünfstelligen Betrag kosten. So aber bekommt er die Daten für vielleicht 50 oder 100 Euro.

RUBENS: Und wie bekommt er sie?

PROF. OTT: Hierzu gibt es verschiedene Möglichkeiten. Am einfachsten erhält ein Wissenschaftler oder auch ein Student Daten als so genanntes public use file, das ist eine beispielsweise auf CD ROM gebrannte Datei mit komplett anonymisierten Datensätzen. Das sind meist Daten, die auch gut in der Lehre eingesetzt werden können. Für reine Forschungszwecke gibt es die scientific use files mit faktisch anonymisierten Datensätzen, die einen höheren Datenschutz erfordern, aber ebenfalls auf CD ROM oder ähnlichen Datenträgern herausgegeben werden. Es gibt aber Ausnahmen bei besonders zu schützenden und ohne Informationsverlust nicht hinreichend anonymisierbaren Daten. Dann wird der Datenzugang durch die Einrichtung von Gastwissenschaftlerarbeitsplätzen im Forschungsdatenzentrum oder den Aufbau eines kontrollierten Ferndatenzugriffs hergestellt.


Auch für Studierende

RUBENS: Und wie oft machen Forscher von diesem Angebot Gebrauch?

PROF. OTT: In meinem Fachbereich sehr regelmäßig, gefragt sind dort beispielsweise Arbeitsmarktdaten oder Zeitbudgeterhebungen. Auch unsere Studierenden greifen darauf zurück, vorrangig bei empirisch ausgerichteten Diplom- oder Masterarbeiten. Viele der Daten lassen sich wie gesagt auch hervorragend in der Lehre einsetzen. Deshalb kann ich anderen Wissenschaftlern nur nachdrücklich raten, dieses Angebot zu nutzen, auf unserer Homepage wird es sehr übersichtlich dargestellt.

RUBENS: Der Rat hat sich ja erst vor ein paar Wochen getroffen. Welche Themen wurden auf der Sitzung angesprochen?

PROF. OTT: Oh, das waren einige Punkte. Zum einen haben wir über Möglichkeiten diskutiert, die Funktionen der Forschungsdatenzentren und der Datenservicezentren noch weiter zu stärken. Außerdem bemühen wir uns, dass weitere Forschungsdatenzentren eingerichtet werden, beispielsweise in den Bereichen Jugendforschung, Gesundheitsforschung oder Kriminalstatistiken. Und dann gilt es auch noch die anstehende Begutachtung unseres Rates durch den Wissenschaftsrat vorzubereiten.


Infos zum Rat für Sozial- und Wirtschaftsdaten: http://www.ratswd.de


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Quelle:
RUBENS 16. Jahrgang, Nr. 131 vom 1. Februar 2009, S. 6
Herausgeber: Pressestelle der Ruhr-Universität Bochum, 44780 Bochum
Tel: 0234/32-23999, -22830, Fax: 0234/32-14136
Internet: www.rub.de/rubens
E-Mail: rubens@presse.rub.de
ISSN 1437-4749


veröffentlicht im Schattenblick zum 19. Februar 2009