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INTERNATIONAL/046: Weltbank kritisiert internen Prüfungsbericht über Waldbewirtschaftungsprojekte (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland GmbH
IPS-Tagesdienst vom 6. Februar 2013

Finanzen: Weltbank kritisiert internen Prüfungsbericht über Waldbewirtschaftungsprojekte

von Carey L. Biron


Bild: © Mario Osava/IPS

Die Weltbank fördert den industriellen Holzeinschlag - Das Bild zeigt abholbereites Holz aus dem Antimary-Amazonaswald
Bild: © Mario Osava/IPS

Washington, 6. Februar (IPS) - Vertreter der Weltbank beanstanden einen internen Prüfungsbericht, der sich kritisch mit der zehnjährigen Waldbewirtschaftungspolitik der internationalen Finanzorganisation auseinandersetzt. Der Unabhängigen Evaluierungsgruppe (IEG) zufolge haben die 2002 eingeführten Strategien nicht dazu geführt, Armut und Waldzerstörung in den Zielländern wirksam zu bekämpfen.

Bisher liegt die IEG-Untersuchung nur in Auszügen vor. Das Gleiche gilt für die Stellungnahmen der Weltbankvertreter. Diese werfen dem IEG-Report unter anderem vor, die Waldstrategien der Bank oftmals ungenau und reduziert dargestellt zu haben. So seien einige entscheidende Weltbank-Reformen außer Acht gelassen worden. Dazu gehöre die von der Bretton-Woods-Organisation eingegangene Verpflichtung, vor der Finanzierung der Projekte eine unabhängige Evaluierung einzuholen. Zudem verwiesen die Manager auf die Existenz einer externen Beratergruppe, die die Investitionen der Bank offenlegt und prüft.

"Die Bewertung war überraschend direkt, doch ist die ganze Angelegenheit im Zusammenhang mit Versuchen der Bank, sich als größerer Spieler im Kampf gegen den Klimawandel zu positionieren, heikel", meinte Joshua Lichtenstein vom unabhängigen 'Bank Information Center', das sich mit den Aktivitäten der Weltbank kritisch auseinandersetzt. "Die logische Konsequenz ist jedoch, dass der Ansatz der Bank, sich auf die Vergabe von Holzkonzessionen an die Industrie zu fokussieren, nicht funktioniert."


Rechnung nicht aufgegangen

Zwar sieht die IEG einige Fortschritte bei der Verbesserung der rechtlichen Rahmenbedingungen, kann aber weder eine nachhaltige inklusive Wirtschaftsentwicklung noch einen Rückgang der Entwaldung erkennen. Doch genau dies wollte die Weltbank mit ihrer Waldstrategie erreichen. Als eine wichtige Komponente dieser Zielvorgabe wurde der industrielle Holzeinschlag gefördert und ein entsprechendes Verbot aufgehoben.

Nach Erkenntnissen der IEG haben die Strategien weder zur Schaffung nennenswerter Arbeitsplätze noch zu einer Erhöhung der Staatseinnahmen geführt. "Wir haben nichts gegen die Mitwirkung der Weltbank im Waldsektor. Schließlich fördert die Bank eine Reihe kleiner, gemeindebasierter und durchaus erfolgreicher Entwicklungsprojekte", betonte Lichtenstein. Doch gibt es seiner Meinung nach Alternativen zum industriellen Waldeinschlagsmodell. Auch wenn die Weltbank die Holzindustrie nicht direkt gefördert habe, sei das Vordringen der Holzindustrie in Primärwäldern durch die von der Weltbank geschaffenen rechtlichen und politischen Rahmenbedingungen begünstigt worden.

"In vielen Ländern des Kongo-Beckens ist die Vergabe von Konzessionen für die Bewirtschaftung von Millionen Hektar Regenwald das vorherrschende Modell geblieben", meinte Susanne Breitkopf, Wald- und Klimaberaterin der Umweltorganisation Greenpeace. "Doch lässt sie sich mit den Waldbewirtschaftungsvorstellungen der betroffenen Gemeinschaften nicht in Einklang bringen." Das Modell habe sich zudem für die Anrainer nicht ausgezahlt. Sie würden vielmehr als billige Lohnarbeiter missbraucht und seien oftmals - wie in der Demokratischen Republik Kongo - nach der Ankunft der Unternehmen schlechter dran als vorher.


Illegale Aktivitäten der Holzindustrie

Ein EU-finanzierter Bericht von 2010 über die Aktivitäten der Holzunternehmen im Kongo-Becken hat Korruption und illegale Holzeinschläge festgestellt. Fast alle in dem Sektor tätigen Unternehmen seien in illegale Machenschaften wie die Ausweitung des Holzeinschlags auf nicht lizenzierte Gebiete, Steuerhinterziehung und Korruption verwickelt.

Ein weiterer Kritikpunkt der IEG ist die "Vernachlässigung" des informellen Sektors. Eine effektive Beteiligung der Gemeinden sei entscheidend für das Management geschützter Gebiete, bezog die Weltbank zu dem Vorwurf Stellung.

Den IEG-Bericht hält Breitkopf für einen guten Ausgangspunkt, die bisherigen Weltbank-Waldstrategien zu überdenken und neue Prioritäten mit Blick auf Landrechte, Lebensstandards der Waldbewohner und Waldschutz zu setzen. Doch hält sich ihr Optimismus, dass die internationale Finanzorganisation die Chance ergreifen wird, in Grenzen. Sie verweist auf Gespräche der Internationalen Finanzkorporation, dem privatwirtschaftlichen Arm der Weltbank, über die Rückkehr des französischen Holzunternehmens 'Rougier' in das Kongo- Becken nach drei Jahrzehnten Abwesenheit. (Ende/IPS/kb/2013)


Links:

http://www.redd-monitor.org/wordpress/wp-content/uploads/2013/01/ForestCODE-Jan-2013.pdf
http://observatoire-comifac.net/docs/edf2010/FR/Etat-des-forets_2010.pdf
http://www.ipsnews.net/2013/02/world-bank-unmoved-on-auditors-criticism-of-forest-policy/

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IPS-Tagesdienst vom 6. Februar 2013
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veröffentlicht im Schattenblick zum 8. Februar 2013