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HERRSCHAFT/1606: Green New Deal - Rutschbahn in den Ökofaschismus (SB)



Die deutsche Großindustrie übernimmt mit kapitaler Wucht die einst als "alternativ" bezeichnete Energieproduktion. Dazu hat die Bundesregierung die entsprechenden Weichen gestellt: Gefördert werden riesige Offshore-Windparks, wodurch die oligopole Struktur der Energieversorgung erhalten bleibt, gebremst wird der Ausbau kleinteiliger, dezentraler Energieerzeugungssysteme wie Solardächer.

Auch wenn gegenwärtig unter dem Eindruck des Super-GAU in mehreren Meilern des japanischen Atomkraftwerks Fukushima Daiichi Atomausstiegspläne entworfen und höchst offiziell ethisch abgesegnet werden, beeinträchtigt das den großen gesellschaftlichen Einfluß der Energiekonzerne nicht im geringsten. Solange die Voraussetzung der vorherrschenden Wirtschafts- bzw. Verwertungsordnung, das (Privat-)Eigentum, nicht hinterfragt wird, läßt sich im Handumdrehen ein Green New Deal auf die Beine stellen und der Kapitalismus retten. Anstatt daß Strom in Atomkraftwerken erzeugt wird, wird er zukünftig in riesigen Offshore-Windparks oder solarthermischen Kraftwerken in den Ländern des Südens produziert; statt mit Verbrennungsmotoren, die von fossilen Energieträgern angetrieben werden, fahren die Autos in Zukunft mit Elektromotoren. Umweltfreundlich sind weder die einen noch die anderen.

"Grüne" Energie zu erzeugen ist ein Milliardengeschäft. Die Branche boomt. Die VW-Tochter Audi will sich erstmals an vier Windrädern in der Nordsee beteiligen, berichtete das Magazin Focus am Freitag [1]. Damit solle bewiesen werden, daß Elektroautos nicht auf Atomstrom angewiesen sind, versucht ein Unternehmenssprecher die Investition weiß- bzw. grünzuwaschen. Der Autohersteller Daimler wiederum hat mit dem Chemiekonzern Evonik im sächsischen Kamenz eine Batteriefabrik für Elektroautos aufgebaut und steigt noch in diesem Jahr in die Massenproduktion ein, meldete ebenfalls am Freitag die "Neue Ruhr Zeitung / Neue Rhein Zeitung" [2].

Unterdessen wird auf der hyperadministrativen Ebene der Europäischen Union ein komplexes Besteuerungssystem für Kohlenstoffemissionen [3] vorgeschlagen, durch das der ökofaschistischen Gesellschaft Vorschub geleistet würde. Die ist gekennzeichnet durch eine umfassende Unterwerfung der Menschen unter den Mangel. Energie, Wasser, Nahrung, der gesamte individuelle Ressourcenverbrauch würde über gesetzgeberische Zwangsmittel gesenkt - alles vor dem Hintergrund, daß das Abgreifen in fremdbestimmten Arbeitsverhältnissen generierten Mehrwerts und seine Akkumulation unangetastet bleiben.

Die Monopolisierung der grünen Wirtschaft hat ihr Gegenstück in der
Qualifizierung der administrativen Verfügungsgewalt. Beide
Entwicklungen zusammen laufen auf ein Menschenbild hinaus, das dem
der rein auf ihren biologischen Entwurf reduzierten Ameise oder Biene
innerhalb einer sich immerfort gleich reproduzierenden Gesellschaft
gleicht.

Quellen:
[1] "Windenergie. Audi will in Offshore-Windenergie investieren",
Focus, 13. Mai 2011

http://www.focus.de/finanzen/finanz-news/windenergie-audi-will-in-offshore-windenergie-investieren_aid_626841.html

[2] "NRZ: Evonik und Daimler starten Serienproduktion von Batterien für Elektroautos", Neue Ruhr Zeitung / Neue Rhein Zeitung, 12. Mai 2011
http://www.presseportal.de/pm/58972/2043634/neue_ruhr_zeitung_neue_rhein_zeitung

[3] "Brussels' energy taxation revolution", Sonja van Renssen, European Energy Review, 12. Mai 2011
http://www.europeanenergyreview.eu/site/pagina.php?id=2957

13. Mai 2011