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KRIEG/1318: Unverwüstliches Feindbild - Kampfansage an Al Qaida (SB)



Die gestrige Kampfansage des US-Präsidenten an die Adresse nicht nur Al Qaidas, sondern auch aller anderen gegen die NATO-Truppen in Afghanistan kämpfenden Organisationen war knapp und deutlich: "Meine Botschaft an die Terroristen: Wir werden euch besiegen". Dabei hat Barack Obama insbesondere Pakistan im Visier, dem die USA im Kampf gegen die Terroristen helfen wollen, indem sie Raketen von unbemannten Kampfdrohnen auf Häuser abschießen, in denen sich Taliban-Kämpfer und Al Qaida-Mitglieder verbergen sollen. Daß dies in der pakistanischen Bevölkerung gar nicht gut ankommt, weil zahlreiche Zivilisten bei dieser Form der Kriegführung in einem Land, mit dem die USA verbündet zu sein behaupten, ums Leben kommen, schert den US-Präsidenten wenig.

Er hat lange vor seiner Wahl angekündigt, den Krieg in Afghanistan intensivieren und siegreich beenden zu wollen. Das nun wiederholt erklärte Ziel, "al Qaida in Afghanistan zu zerschlagen, aufzulösen und zu besiegen", wird durch die ebenfalls angekündigte Aufstockung der zivilen Wiederaufbauhilfe nicht wirklich auf eine Weise moderiert, die die Bevölkerung des Landes vor den Folgen der Ausweitung des Krieges in Schutz nimmt. Obama spielt nicht mit dem Feuer, sondern hat den Zündfunken bereits an die Lunte gelegt, wie seine Wortwahl, die fatal an Herrscher erinnert, über die man im Zusammenhang mit der US-Regierung nicht so gerne spricht, dokumentiert: "Lassen Sie sich nicht irreführen: Al Qaida und seine extremistischen Verbündeten sind ein Krebsgeschwür, das Pakistan von innen her zu zerstören droht".

In Anbetracht der großen Schwierigkeiten, in der sich seine Administration im Rahmen der Wirtschaftskrise befindet, macht die Wiederaufwertung des Phantoms Al Qaida und die damit mögliche Entmenschlichung des Feindes allemal Sinn. Zwar soll der Titel des "Globalen Kriegs gegen den Terror" laut einer Rundmail an die Mitarbeiter des Pentagons durch "Overseas Contingency Operation", also etwa "Entsatzoperation in Übersee" (Washington Post, 25.03.2009), ersetzt werden, doch auf Al Qaida als Herausforderer der mit Abstand größten Militärmacht der Welt will man trotz des kritischen Einwandes nicht weniger Militärexperten, die die Organisation Osama Bin Ladens als Kriegsgegner für deutlich überbewertet halten, auch in Zukunft nicht verzichten. Die Bündelung aller möglichen sicherheitspolitischen Zwecke und Ziele unter dem legitimatorischen Titel der Bekämpfung des Terrorismus ist gerade in Zeiten, in denen Arbeitskämpfe und Sozialrevolten drohen, ebenso unverzichtbar wie die Kanalisierung der wachsenden Empörung darüber, daß der Kapitalismus tatsächlich den Interessen dient, die seine Gegner stets beim Namen genannt haben, auf ein bewährtes Feindbild.

28. März 2009