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AFRIKA/1805: Tropfen auf dem heißen Stein - Coca-Cola spendet (SB)


Portokassengenerosität

Coca-Cola-Konzern will einen kleinen Teil seiner potentiellen Kundschaft mit Wasser versorgen


Der Getränkehersteller Coca-Cola hat angekündigt, daß er 30 Millionen Dollar über die nächsten sechs Jahre ausgeben will, um mindestens zwei Millionen Einwohnern Afrikas Zugang zu sauberem Trinkwasser und hygienischen Verhältnissen zu verschaffen. Die erforderlichen Maßnahmen werden von RAIN, der Replenish Africa Initiative, die von der Coca-Cola Africa Foundation ins Leben gerufen wurde, durchgeführt.

Mit dieser Aktion gibt der Getränkehersteller einen Bruchteil dessen an Trinkwasser zurück, was er regelmäßig dem Grundwasser und Flüssen Afrikas entzieht, um es zu verarbeiten, in Flaschen zu füllen und denen zu verkaufen, aus deren angestammten Lebensräume es ursprünglich stammt. In einer Presseerklärung am 16. März behauptete der Präsident der Coca-Cola Africa Foundation, William Asiko, daß "eine Organisation allein" nicht die Entwicklungsprobleme Afrikas lösen könne, aber daß "wir" gemeinsam mit der Zivilgesellschaft, Nichtregierungsorganisationen und Regierungen "einen positiven Unterschied in den Lebensverhältnissen der Menschen in unseren Gemeinden" bewirken können.

Der Konzern unterläßt es, in der Presseerklärung genaue Zahlen darüber vorzulegen, wieviel Wasser er verbraucht und somit der afrikanischen Bevölkerung entzieht, um es ihr für teures Geld zu verkaufen, doch allein der Hinweis, daß man derzeit in 19 afrikanischen Staaten [2] tätig sei, läßt ahnen, daß die zugesagten Investitionen in Höhe von durchschnittlich fünf Millionen Dollar pro Jahr bis 2015, die quasi aus der Portokasse bezahlt werden dürften, nicht im mindesten den Wasserverlust und damit die Kosten aufwiegen, die der Konzern verursacht. Während sich also Coca-Cola um eine Verbesserung seines Images bemüht, indem es versucht, in einem Atemzug mit zivilgesellschaftlichen Kräften und Hilfsorganisationen genannt zu werden, setzt es seine Geschäfte auf Kosten der Bevölkerung fort.

Im übrigen soll das Geld keineswegs uneigennützig verwendet werden. So wird Muhtar Kent, Präsident und CEO des in Atlanta ansässigen Unternehmens, mit den Worten zitiert, daß die Wasserkrise Afrikas die Gesundheit der Bevölkerung und damit ihre Aussicht auf Wirtschaftswachstum gefährdet: "Die Gemeinschaften benötigen starke, gesunde Menschen, um zu gedeihen, und unser Geschäft braucht starke, gesunde Gemeinschaften, um zu wachsen und nachhaltig zu sein." Da wundert es nicht, daß Kent den Afrikanern helfen will (oder dies zumindest behauptet), damit sie ihre Wasserprobleme in den Griff bekommen.

Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation haben 300 Millionen Einwohner Afrikas keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser, mehrere Millionen sterben jährlich aufgrund von vermeidbaren Krankheiten in Verbindung mit Wasser. Prognosen zufolge wird der Wassermangel Afrikas in den nächsten Jahren weiter wachsen. Die Initiative Coca-Colas wäre somit wirklich nicht mehr als ein Tropfen auf den heißen Stein. Zwei von dreihundert Millionen Menschen, die versorgt werden sollen, sind weniger als ein Prozent der unter Wassermangel leidenden Einwohner, denen - so zumindest das Versprechen - das Coca-Cola-Unternehmen Zugang zu Trinkwasser verschaffen will.


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Anmerkungen:

[1] Presseerklärung des Coca-Cola-Konzerns vom 16. März 2009 in Atlanta.
http://www.thecoca-colacompany.com/presscenter/nr_20090316_ africa_rain_projects.html

[2] Ägypten, Äthiopien, Angola, Elfenbeinküste, Ghana, Kenia, Malawi, Mali, Marokko, Mosambik, Niger, Nigeria, Ruanda, Sambia, Senegal, Südafrika, Tansania, Tunesien und Uganda.

18. März 2009