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AFRIKA/1943: Zukünftiger Erdölexporteur Uganda kauft schon mal Kampfjets (SB)


Hält "der Fluch des Erdöls" Uganda bereits im Griff?

Noch fließen keine Gelder aus der Erdölförderung, aber schon erwirbt das ugandische Verteidigungsministerium sechs russische Kampfjets


Kaum daß in Uganda die Erdölförderung anläuft und die Aussicht auf Jahreseinnahmen in Höhe von fünf Milliarden Dollar für den Haushalt der Regierung besteht, will das ugandische Verteidigungsministerium sechs nagelneue Kampfjets aus Rußland kaufen. Der noch am Dienstag von einem Armeesprecher bestrittene, tags darauf jedoch eingestandene Deal nährt die Befürchtung, daß Uganda einen Weg wie die meisten anderen Erdölnationen des Kontinents einschlagen wird: Unter fortgesetzten Umweltkatastrophen durch Ölaustritte bei Förderung und Transport des schwarzen Golds - in diesem Fall in den Albertsee - sowie durch das Abfackeln des mitgeförderten Erdgases verdient sich eine kleine Oberschicht eine goldene Nase und verteidigt ihre Pfründe militärisch gegen Milizenbanden aus dem In- und Ausland. Den größten Schaden dürfte dabei die örtliche Bevölkerung nehmen, wenn sie zwischen die Fronten gerät, sofern sie nicht zuvor vertrieben wurde.

Zu dieser düsteren Entwicklung, die so oder zumindest ähnlich in den Erdölförderländern Sudan, Tschad, Nigeria, Äquatorial-Guinea und Angola gekommen ist - diese Aufzählung erhebt nicht den Anspruch auf Vollständigkeit - muß es nicht kommen, aber die Verlockung ist anscheinend groß. Die ugandischen Erdölvorkommen gelten als die größten im Onshore-Bereich des Kontinents, und sie wurden noch gar nicht mal vollständig exploriert. Deshalb sprechen einige Experten bereits davon, daß Uganda zu einem zweiten Saudi-Arabien werden könnte.

Als der ugandische Verteidigungsminister Crispus Kiyonga das Rüstungsgeschäft am Dienstag gegenüber der Zeitung "New Vision" [1] leugnete, verwendete er bereits Formulierungen, bei denen klar war, daß er um den heißen Brei herumredet. "Da gibt es keinerlei Diskussionen über einen Austausch. Es gibt sowieso kein russisches Unternehmen, das in Uganda nach Öl sucht." Kiyonga bezog sich hier auf Medienberichte, wonach Uganda von dem russischen Unternehmen Rosoboronexport sechs Kampfjets vom Typ Su-30MK2 im Gesamtwert von 648 Mrd. ugandischen Schillingen (234 Mio. Euro) kaufen will oder gekauft hat. [2] Die Aussage des Ministers schloß allerdings den Handel nicht kategorisch aus, und die Erklärung, daß man mit vielen Ländern Geschäfte mache, es bestimmte Dinge gebe, die von Rußland erworben werden, aber es nicht ihre Art sei, Geschäfte über die Presse zu tätigen und daß solche Dinge geheim seien, konnte man bereits als Bestätigung der von russischen Medien verbreiteten Meldung über das Rüstungsgeschäft interpretieren.

Am Dienstag dann die offizielle Bestätigung. Armeesprecher Lt. Col. Felix Kulayigye sagte, daß die Kaufverhandlungen vorangehen, da das Land die fortschrittlichen russischen Kampfjets benötige, um seine Luftverteidigungsfähigkeit zu stärken. Man müsse sich gegenüber externe Aggressionen und Sicherheitsgefährdungen schützen. Beispielsweise stelle das Nilwasser eine mögliche Konfliktquelle dar. Aber der Kaufvertrag für die Jets sei noch nicht unterzeichnet. [3]

Auch wenn die Konstellation vor einigen Jahren in Tschad eine andere war als im Uganda von heute, bestehen schon jetzt Ähnlichkeiten, zählte doch der Kauf von Rüstungsgütern zu den ersten Ausgaben der tschadischen Regierung nach der Aufnahme der Erdölförderung.

Uganda ist alles andere als frei von innergesellschaftlichen Widersprüchen. Zwar wurden die meuchelnd durchs Land ziehenden Milizen der Lord's Resistance Army (LRA) nach Jahren des Bürgerkriegs weitgehend aus Norduganda (in die Demokratische Republik Kongo und die Zentralafrikanische Republik) verdrängt, aber der Konflikt schwelt weiter. Uganda könnte versucht sein, durch den Einsatz von Kampfjets die Eskalation voranzutreiben und, wahrscheinlich unterstützt von seinen Nachbarn, die Jagd auf die LRA zu verstärken. Auch der vom Armeesprecher erwähnte potentielle Konflikt über das Wasser des Nils ist nicht hergeholt, bedenkt man, daß Uganda wesentlich mitverantwortlich für Wasserverluste und -verschmutzungen des Victoriasees, an dem neben Uganda auch Kenia und Tansania Anteil haben und von dem der Nil gespeist wird, gemacht wird.

Die Frage ist bislang nicht beantwortet, ob ein Land wie Uganda durch die militärische Aufrüstung mit Kampfjets an Sicherheit gewinnt oder ob dadurch nicht das Konfliktpotential und letzlich die Unsicherheit steigt.


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Anmerkungen:

[1] "Uganda: No Oil-Jet Swap With Russia - Kiyonga", New Vision (Kampala), 6. April 2010
http://allafrica.com/stories/201004070026.html

[2] "Uganda: UPDF Denies Fighter Jet Deal", The Monitor (Kampala), 6. April 2010
http://allafrica.com/stories/201004060647.html

[3] "Uganda: Army Now Says It Will Buy Fighter Jets", The Monitor (Kampala), 7. April 2010
http://allafrica.com/stories/201004070015.html

8. April 2010