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AFRIKA/1982: Africa Endeavor 2010 - USA bauen militärischen Einfluß aus (SB)


Mit Militärübungen und -manövern binden die USA afrikanische Staaten an sich


Keine andere Nation pflegt so enge militärische Bindungen an so viele afrikanische Staaten wie die USA. Jahr für Jahr werden eine Reihe von regionalen und thematisch unterschiedlich ausgelegten Manövern und Übungen durchgeführt, die eine generelle Verdichtung der militärischen Strukturen und eine Verbesserung der Zusammenarbeit der afrikanischen Staaten untereinander und alle zusammen mit den USA zum Ziel haben. Auf wirtschaftlichem Gebiet hat zwar im zurückliegenden Jahrzehnt mit China ein potenter Konkurrent das Spielfeld betreten, aber militärisch tritt das Land kaum in Erscheinung. Hierin sind die USA führend, gefolgt von ihren Juniorpartnern in Europa. Frankreich verfolgt zwar traditionell eine eigenständige Postkolonialpolitik in Afrika, doch unter dem französischen Präsidenten Nicolas Sarkozy wurde eine Annäherung an die von den USA dominierte NATO in die Wege geleitet, was bis zur Aufnahme in den westlichen Militärblock ging. Das wirkt sich auch auf die französischen Aktivitäten in Afrika aus.

Zu den größeren Anlässen, an denen die Einflußnahme der US-Militärs deutlich wird, zählt die Übung "Africa Endeavor (AE) 2010", die in diesem Jahr vom 9. bis 20. August in Accra, Ghana, durchgeführt wird. [1] Bei der Übung geht es um den Zusammenschluß der militärischen Kommunikation "über Grenzen und kulturelle Hindernisse hinweg", um "Frieden und Stabilität" zu erlangen. Die Teilnehmer kommen aus 36 afrikanischen Staaten. Gefördert und betrieben wird die Übung von AFRICOM (U.S. Africa Command), der AU (African Union), den Streitkräften Ghanas und der beiden europäischen Länder Schweiz und Schweden. Bei früheren Africa Endeavor-Übungen (2006 Südafrika, 2008 Nigeria, 2009 Gabun) wurden bereits mehr als 1000 afrikanische Kommunikationsexperten aus mehreren Dutzend Ländern ausgebildet.

Interoperabilität und Informationsaustausch lauten die Obertitel, unter denen die Zusammenarbeit der afrikanischen Vertreter gefördert werden. Es versteht sich von selbst, daß die USA darauf achten, daß sich in Afrika keine militärischen Kommunikationsstrukturen entwickeln, auf die sie letztlich keinen Zugriff haben, schließlich erfüllt Afrika weiterhin eine wichtige Funktion im Globalen Krieg gegen den Terror, der von der Obama-Administration ein neues Etikett, aber keinen neuen Inhalt verliehen bekommen hat.

Die übergreifende Bedeutung von AE 2010 wird auch daran erkennbar, daß die Übung als Höhepunkt mehrerer Vorbereitungskonferenzen bezeichnet wird. Im Januar wurde die AE Initial Planning Conference in Kampala, Uganda, im April die Mid-Planning Conference in Accra, Ghana, und im Juni die Final Planning Conference in Kigali, Ruanda, abgehalten. AE 2010 steht jedoch nicht allein für die Interoperabilität der nationalen Streitkräfte, sondern auch für den Zusammenschluß von humanitären, friedenserhaltenden und Terrorbekämpfungsmaßnahmen. In einem Bericht der Website von AFRICOM wird AE 2010 als "Schlüsselelement" der US-Militärarchitektur hinsichtlich ihrer Strategie zur Sicherheitszusammenarbeit, insbesondere der regionalen Sicherheit, ausgewiesen.

Solche Übungen und Manöver sind zukunftsweisend. Sie schaffen auf dem afrikanischen Kontinent Verbindungen, welche die ganze Karriere eines Offiziers über halten. Abgesehen von AE 2010 und anderen jährlichen Großübungen unterhalten die Vereinigten Staaten noch diverse Programme, die entweder von US-Ausbildern in verschiedenen afrikanischen Ländern durchgeführt werden oder zu denen afrikanische Offiziere in die USA reisen. Das stärkt ebenfalls die Bindung der afrikanischen Militärapparate an die Vereinigten Staaten. Bestes Beispiel ist der ruandische Präsident Paul Kagame, der in den achtziger Jahren militärischer Geheimdienstchef in Uganda war, 1990 eine Ausbildung an der renommierten US-Militärakademie in Fort Leavenworth, Kansas, erhielt - wobei er sich als hervorragender Strategie erwies - und der 1990 die Ausbildung in den USA abbrach, um die Führung einer ugandischen Invasionsarmee zu übernehmen. Die nannte sich RPF (Ruandische Patriotische Front), verstrickte das Nachbarland Ruanda jahrelang in einen kräftezehrenden Bürgerkrieg, der 1994 in ein Massaker an schätzungsweise einer Million Einwohnern mündete. Die RPF ging siegreich aus dem Konflikt hervor und stellt seitdem die Regierungspartei. Unter Kagame wurde das vormals frankophone Ruanda der angloamerikanischen Einflußsphäre zugeführt, eine Entwicklung, die im vergangenen Jahr in der Aufnahme des Landes in den Commonwealth gipfelte. Man kann sagen, daß sich die US-Investition in Kagame gelohnt hat.

An solchen Beispielen, von denen es viele gibt, die lediglich auf weniger prominenter Ebene angesiedelt sind, wird über den konkreten Nutzen einer gemeinsamen Kommunikationsbasis hinaus der langfristige Nutzen einer militärischen Übung wie Africa Endeavor 2010 deutlich.


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Anmerkungen:

[1] "Ghana to Host Joint Military Exercise Africa Endeavor", U.S. AFRICOM Public Affairs, 2. August 2010
http://www.africom.mil/getArticle.asp?art=4965&lang=0

2. August 2010