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AFRIKA/2086: Wildreservat verkleinert - Grünes Licht für Tansanias erste Uranmine (SB)


Tansanische Regierung genehmigt Mkuju River Uranmine



Vor wenigen Tagen hat die erste Uranmine Tansanias eine Betriebsgenehmigung seitens des zuständigen Ministeriums für Energie und Rohstoffe erhalten, berichtete die tansanische Zeitung "The Citizen". [1] Der Vorgang ist symbolträchtig und erlaubt einen Blick auf die mögliche Zukunft des wirtschaftlich aufstrebenden Landes: Rohstoffabbau geht vor Erhalt der Wildreservate, und die UNESCO gibt ihren Segen dazu.

Für die Mkuju River Mine mußte das Selous Game Reservat, das größte zusammenhängende Wildreservat Afrikas, verkleinert werden. Das betrifft zwar unmittelbar nur 0,8 Prozent des über 50.000 km² großen Schutzgebiets, doch die geringe Verkleinerung ist keine Garantie dafür, daß auch die Auswirkungen gering bleiben werden. Das Selous-Wildreservat ist nämlich Bestandteil eines überregionalen, durch Korridore verbundenen Netzwerks an Schutzgebieten. Die Uranmine liegt ausgerechnet an einem Korridor, über den Elefanten regelmäßig vom Selous- in das südlich angrenzende Niassa-Wildreservat in Mosambik und wieder zurück wechseln. [2] Der Betrieb der Uranmine mit dem ständigen Verkehr von Pkw und Lkw könnte die Tiere bei ihrer natürlichen Wanderung stören, was die Einrichtung von Schutzgebieten konterkarierte.

Nachdem die UNESCO im vergangenen Jahr erklärte, daß das Selous-Wildreservat durch die Uranmine seinen Status als Weltnaturerbe nicht verlieren werde [3] und auch der tansanische National Environment Management Council (NEMC) den Bergbauplänen seinen Segen erteilte, war es absehbar, daß die breiten Proteste aus der Zivilgesellschaft gegen das Vorhaben nicht das gewünschte Echo bei der Regierung auslösen würden.

Ein Kollateralschaden des Bergbaus zeigte sich sogar noch vor der Inbetriebnahme: Im vergangenen Jahr berichteten russische Medien, daß Wilddiebe die von dem Minenbetreiber angelegten Straßen genutzt hätten, um Elefanten zu jagen. [4]

Im übrigen ist von Uranminen auf der ganzen Welt bekannt, daß die Folgen des Rohstoffabbaus für die Umwelt in der Regel nicht auf das eigentliche Abbaugebiet begrenzt bleiben: Durch Winderosion werden uranhaltige Staubpartikel weit in die Region hinausgetragen; chemikalienbelastete Schlämme kontaminieren Flüsse und Grundwasser; Abraumhalden sind Wind und Wetter ausgesetzt und ein ständiger Quell für Uran, das in dem Schutt noch zu 80 Prozent enthalten ist.

Der Urangehalt der Lagerstätte ist relativ gering. Um eine Tonne Uran zu erhalten, müssen 100 Tonnen Gestein zermahlen und ausgewaschen werden. Die dafür verwendeten Chemikalien sollen auf dem Firmengelände selbst hergestellt werden, was die Gefahr von Umweltbelastungen erhöht.

Die Lizenz zum Erschließen der Mkuju River Uranmine ging an Mantra Tanzania, ein Tochterunternehmen der australischen Bergbaugesellschaft Mantra Resources. Diese wiederum gehört dem russischen Urankonzern AtomRedMetZoloto (ARMZ), welcher die Mine von dem kanadischen Unternehmen Uranium One betreiben läßt. Die Regierung geht davon aus, daß die Mine einen Jahresumsatz von 250 Millionen Dollar macht und Tansania Steuergelder in Höhe von rund fünf Millionen Dollar jährlich erhält. Außerdem wird die Schaffung von bis zu 1600 Arbeitsplätzen in der Aufbauphase der Mine in Aussicht gestellt.

In Tansania sind Vertreter einer Vielzahl von Bergbauunternehmen auf der Suche nach potentiellen Lagerstätten tätig. [5] Aus Sicht der Umweltschützer, Kirchen- und Kommunalvertreter sowie Menschenrechtler, die gegen die Uranmine Mkuju River protestiert haben, ist zu befürchten, daß mit der Genehmigung auf Kosten des Selous-Wildreservats ein Präzedenzfall geschaffen wurde.


Fußnoten:

[1] http://thecitizen.co.tz/news/4-national-news/30393-tanzania-issues-its-first-uranium-mining-licence

[2] http://www.selous-niassa-corridor.org/wildlife-corridor/

[3] http://whc.unesco.org/archive/2012/whc12-36com-19e.pdf

[4] http://www.themoscowtimes.com/mobile/article/rosatom-battling-elephant-poachers/472565.html

[5] http://www.wise-uranium.org/uptz.html

12. April 2013