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NAHOST/1260: Pakistans Taliban greifen in Syriens Bürgerkrieg ein (SB)


Pakistans Taliban greifen in Syriens Bürgerkrieg ein

Die Tehrik-e-Taliban soll bereits ein Verbindungsbüro in Syrien haben



Überschattet von der außenpolitischen Berichterstattung vom Militärputsch gegen die ägyptische Regierung Präsident Mohammed Mursis von der Muslimbruderschaft und von dem Skandal um die von Edward Snowden enthüllte Durchforstung des weltweiten Telefon- und Internetverkehrs durch die amerikanische National Security Agency (NSA) tobt in Syrien der seit zwei Jahren anhaltende Bürgerkrieg auf einem hohen Niveau und destabilisiert die Nachbarländer Türkei, Irak, Jordanien und Libanon. Die Gefahr eines Regionalinfernos besteht nicht nur, weil die Regierung Baschar Al Assads in Damaskus militärische Unterstützung der schiitisch-libanesischen Hisb Allah und des Irans erfährt, sondern weil inzwischen sogar die pakistanischen Taliban in den Konflikt auf Seite der sunnitisch-dominierten Rebellen eingreift.

Über diese erstaunliche Entwicklung berichtete der britische Staatssender BBC am 12. Juli unter der Überschrift "Pakistan Taliban 'sets up base in Syria'". Als Autor des Artikels zeichnete Ahmed Wali Mujeeb, ein Mitarbeiter von BBC Urdu, verantwortlich. Unter Verweis auf Angaben der pakistanischen Taliban schreibt Mujeeb, die paschtunischen Stammeskrieger aus der Grenzregion zu Afghanistan hätten vor sechs Monaten mit Hilfe von arabischen Veteranen des Kampfes der afghanischen Mudschaheddin gegen die Sowjetarmee, die sich in Syrien niedergelassen haben, ein eigenes Verbindungsbüro in dem Bürgerkriegsland eingerichtet. Laut Mohammed Amin, der als "Koordinator" der Initiative genannt wird, lotet die Tehrik-e-Taliban Pakistan die Möglichkeiten eines "Dschihads" in Syrien aus. Zu diesem Zweck hat die TTP bereits in den letzten zwei Monaten eigene Experten in Sachen Kriegsführung und Informationstechnologie nach Syrien entsandt, um die Rebellen auszubilden und deren Bedürfnisse an Personal und Rüstungsmaterial zu ermitteln.

Die Nachricht von der Präsenz der pakistanischen Taliban in Syrien kommt in einer Phase, in der sich die Rebellen unter Druck und die Regierungstruppen auf dem Vormarsch befinden. Derzeit sind die staatlichen Streitkräfte Syriens dabei, die Aufständischen aus der strategisch wichtigen Stadt Homs zu vertreiben. Über einen Vorstoß gegen Aleppo, die größte von den Rebellen kontrollierte Stadt nahe der Grenze zur Türkei, wird bereits spekuliert. Währenddessen streiten sich die Assad-Gegner untereinander und diskreditieren sich in Syrien selbst sowie vor den Augen des Auslands. Am 11. Juli wurde Kamal Hamami, ein ranghoher Kommandeur der "gemäßigten" Freien Syrischen Armee, bei einem Strategietreffen in Latakia mit Vertretern des Islamischen Staates des Iraks und der Levante, einer Fraktion der Al-Nusra-Front, die als Al-Kaida-Ableger gilt, von diesen in Latakia erschossen. Angeblich haben die Gotteskrieger bei dieser Gelegenheit damit gedroht, die gesamte FSA-Führung zu töten, weil diese angeblich zu weltlich und säkular seien.

Über das Erstarken der extremistischen Kräfte unter den syrischen Rebellen sind viele Beobachter besorgt. Am 11. Juli kam es in den Städten Minbadsch und Tabou, dem "befreiten" Teil der Provinz Aleppo, zu gewalttätigen Protesten von Jugendlichen gegen die Einführung der Scharia durch die Kämpfer des Islamischen Staates des Iraks und der Levante. Inzwischen wächst im US-Kongreß der Widerstand gegen die Pläne der Regierung von Präsident Barack Obama, den syrischen Rebellen direkte Militärhilfe zukommen zu lassen. Angeführt vom republikanischen Kongreßabgeordneten Ron Paul aus Texas fragen sich immer mehr Politiker im Repräsentantenhaus und Senat, ob Washington in der Syrienpolitik nicht einen grundsätzlich falschen Kurs verfolgt, der die Probleme im Nahen Osten nur noch verschlimmern kann. Rußland hat von Anfang an vor einer Destabilisierung Syriens durch die CIA und ihrer Handlanger gewarnt, nur wollte das in Washington niemand hören.

13. Juli 2013