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INTERVIEW/075: Niels Harrit zum Nanothermitfund am Ground Zero (SB)


Interview mit Niels Harrit am 10. April in Hamburg-Wilhelmsburg


Seit 2009 gehört der dänische Chemieprofessor Niels Harrit zu den führenden 9/11-Skeptikern. In jenem Jahr veröffentlichten er und eine Gruppe Akademiker ein Papier, [1] in dem sie den wissenschaftlichen Nachweis dafür erbrachten, daß sich in dem Staub, der sich am 11. September 2001 nach dem Zusammensturz der Zwillingstürme des World Trade Center über das südliche Manhattan niederging, Splitter eines Sprengstoffs namens Nanothermit befand. Der Befund war für die vielen Menschen auf der Welt, die bis heute nicht glauben, daß die WTC-Türme allein aufgrund des Einsturzes gekaperter Passagiermaschinen und die vom Flugbenzin ausgelösten Brände, sondern infolge einer kontrollierten Sprengung kollabierten, eine gewisse Bestätigung. Am 10. April hielt Harrit in Hamburg-Wilhelmsburg zum Thema 9/11 einen Vortrag mit dem Titel "Explosive Beweise". Im Anschluß nahm er sich die Zeit, die Fragen des Schattenblicks zu beantworten.

Niels Harrit - © 2011 by Schattenblick

Niels Harrit
© 2011 by Schattenblick

Schattenblick: Sie haben sich in Ihrer Präsentation als Mitglied der 9/11 Truth Movement bezeichnet. Wie ist es hierzu gekommen?

Niels Harrit: Ein sogenannter Truther zu sein ist eine sehr persönliche Angelegenheit. Es handelt sich hier um eine echte Bewegung, denn es gibt keine Organisation, keine Anführer und niemand sagt dem anderen, was er zu tun oder zu lassen hat. Jeder agiert aus innerer Überzeugung heraus. Also wenn man glaubt, daß an der offiziellen Version der Flugzeuganschläge vom 11. September 2001 etwas faul ist, und deswegen etwas unternimmt oder sich irgendwie engagiert, dann ist man ein Mitglied der 9/11 Truth Movement.

SB: Was hat Sie dazu veranlaßt, aktiv zu werden?

NH: Vor vier Jahren habe ich auf Video den Zusammensturz des WTC 7 gesehen. Das hat mich total schockiert, denn ich hatte bis dahin diese Bilder noch nicht gesehen, geschweige denn mitbekommen, daß an jenem Tag neben den beiden Türmen noch ein drittes Hochhaus zusammengestürzt war.

SB: Sie haben bei anderer Gelegenheit erzählt, daß Ihnen jemand die Videoaufnahme geschickt hatte. Stimmt das?

NH: Eigentlich war es meine Frau, an die das Video adressiert war. Sie ist ihr ganzes Leben eine politische Aktivistin mit besonderem Engagement bei der dänischen Friedensbewegung gewesen. Also stand ihr Name auf der Mailing-Liste einer linken Gruppierung, weswegen sie das Video zugeschickt bekam. Später haben wir erfahren, daß das Video an Hunderte von Leuten, Parlamentabgeordneten, Vertretern der Presse usw. geschickt wurde. Also war es eher zufällig, daß wir davon eine Kopie erhielten.

SB: Von einer amerikanischen oder dänischen Gruppe?

NH: Von einer dänischen. Eigentlich waren es lediglich drei junge Männer, die Anfang 2007 ein Paket mit verschiedenem Material zum Thema 9/11 zusammenstellten und es an diverse Leute schickten, um die Öffentlichkeit wachzurütteln. Kein Politiker hat darauf reagiert - jedenfalls nach außen hin nicht.

SB: Das Video scheint bei Ihnen jedoch eine nachhaltige Wirkung hinterlassen zu haben.

NH: Das stimmt. Ich begriff, daß wir es hier mit dem wichtigsten politischen Ereignis unserer Zeit zu tun hatten, das sich später eventuell als wichtiger als der Zusammenbruch des Warschauer Paktes und die Auflösung der Sowjetunion erweisen könnte. Ich habe sechs Enkel. Irgendwann werden sie erwachsen sein und mich fragen, für welche Seite ich Partei ergriffen habe und ich werde ihnen ruhigen Gewissens sagen können: "Für eure Seite".

Niels Harrit und Schattenblick-Redakteur im Gespräch - © 2011 by Schattenblick

Niels Harrit & Schattenblick-Redakteur
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SB: Wie führte die Betrachtung des Videos dazu, daß Sie in Kontakt mit Leuten wie Steven Jones und Kevin Ryan kamen?

NH: Ich habe ein Essay über WTC 7 geschrieben und es im März 2007 bei Dagbladet Informationen, die renommierteste und einflußreichste linke Zeitung in Dänemark, veröffentlicht. Das Essay stieß jedoch auf keine nennenswerte Resonanz, worauf ich mich entschloß, eine Präsentation zusammenzustellen, die ich dann öffentlich vortragen könnte. Das, was Sie heute Nachmittag zu sehen und zu hören bekamen, war im Grunde genommen die jüngste Version jener Präsentation, die ich seitdem hin und wieder vortrage.

Ein Australier, der in Kopenhagen lebt und englische Artikel ins Dänische übersetzt, fragte mich, ob er mein Essay ins Englische übertragen und auf seiner Website veröffentlichen dürfte. Ich stimmte dem zu, woraufhin Alan Miller von der Website Patriotsquestion911.com mich kurz danach kontaktierte und fragte, ob er aus meinem Essay zitieren und mich in die Liste der Gelehrten eintragen dürfte, welche die offizielle 9/11-Version in Frage stellen und eine neue unabhängige Untersuchung fordern. Ich erklärte mich damit einverstanden.

Unabhängig davon, wurde ich 2008 zufällig vom Chefredakteur der Zeitschrift The Environmentalist, die vom Institute of Environmental Management and Assessment in Großbritannien herausgegeben wird, gebeten, eine wissenschaftliche Dissertation von Kevin Ryan, die dort veröffentlicht werden sollte, zu begutachten. Bei dem Papier handelte es sich um eine Untersuchung von Umweltanomalien am Ground Zero in den Wochen und Monaten der Aufräumungsarbeiten nach dem Kollaps des World Trade Center. [2] Normalerweise bleibt man als Begutachter eines Artikels für eine wissenschaftliche Zeitschrift anonym. Aber wenn man meint, irgendwelche Verbesserungsvorschläge machen zu können, dann kann man mit dem Autor in Verbindung treten, damit er sie in seinen Artikel noch vor der Veröffentlichung einarbeitet und dadurch aufwertet. Das habe ich in diesem Fall getan. Nach der Kontaktaufnahme mit Kevin Ryan habe ich an dem Papier sozusagen mitgearbeitet. Kurz danach hat er bei der Redaktion von The Enviromentalist eine überarbeitete Version seines Artikels angekündigt. Die Verantwortlichen fragten bei mir als Begutachter natürlich nach, ob der Artikel in Ordnung wäre und ich habe ihnen versichern können, daß er besser als vorher war. Aufgrund dieser Kooperation hat Kevin Ryan mich eingeladen, mich an der unabhängigen Untersuchung des durch den Kollaps der Zwillingstürme entstandenen Staubs zu beteiligen.

SB: Bevor wir dazu kommen, vielleicht könnten Sie uns etwas mehr über ihre beruflichen Qualifikationen als Chemiker erzählen.

NH: Ich bin 66 Jahre alt und arbeite seit mehr als 40 Jahren als außerordentlicher Professor an der Universität von Kopenhagen. Ich habe während dieser Zeit sechzig begutachtete wissenschaftliche Studien in den renommiertesten Fachzeitschriften veröffentlicht. Ich habe unzähligen Studenten zum Mastergrad und zum Doktortitel verholfen. Ich bin inzwischen emeritierter Professor, habe aber noch ein Büro an der Universität und führe gerade am Teilchenbeschleuniger DESY in Hamburg mit drei meiner Studenten eine Studie unter dem Arbeitstitel "Time resolved x-ray defractions of liquids on the pico-second nano-scale" durch.

SB: Was sich für den Laien jedenfalls anhört, als wäre das alles recht klein.

NH: Stimmt, aber nicht nur mikroskopisch klein, sondern darüber hinaus unheimlich schnell. Bei diesem Experiment nehmen wir Messungen auf der Ebene vor, auf der sich die Atome bewegen. Wir reden hier von einer Sekunde durch eine Billion geteilt.

Niels Harrit - © 2011 by Schattenblick

Niels Harrit
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SB: Waren Sie daher der führende Chemiker in der Gruppe, die 2009 das berühmte Papier über Nanothermit im WTC-Staub veröffentlichte?

NH: So kann man es nicht sehen. Insgesamt waren drei Chemiker dabei, ich, Kevin Ryan und Frank Legge. Wir waren jeweils für einen besonderen Aspekt des Projektes verantwortlich. Kevin und Frank sind analytische Chemiker. Man könnte sagen, daß ich derjenige mit der meisten Ahnung in der Nanotechnologie bin, da ich in dem Bereich seit 2001 arbeite.

SB: Waren Sie die erste Person in der Gruppe, die begriff, auf ein Produkt der Nanotechnologie gestoßen zu sein?

NH: Nein, es wurde allen Teilnehmern praktisch gleichzeitig klar. Das war keine plötzliche Entdeckung, sondern etwas, was wir gemeinsam recht früh erkannten, denn die Aluminium-Eisenoxid-Partikel waren in einer Polymermatrix eingebettet, wie man sie bei der Herstellung von Nanomaterialien verwendet. In der Nanotechnologie mischt man nicht einfach zwei Pulver zusammen, sondern baut die Struktur anhand von Atomen und Molekülen von unten auf. Deswegen spricht man in diesem Zusammenhang vom Bottom-Up-Verfahren. Bei der Erstellung von herkömmlichem Thermit nimmt man jeweils einen Klumpen Aluminium und Eisenoxid und zermalmt sie zu zwei feinen Pulvern, die man anschließend mischt. Man verarbeitet etwas Großes zu etwas Kleinem. Das nennt man die Top-Down-Herangehensweise. Bei der Nanotechnologie arbeitet man in die entgegengesetzte Richtung. Mit Mitteln der Chemie bringt man die Atome und Moleküle dazu, eine bestimmte Ordnung einzunehmen und dadurch die erwünschte Struktur zu bilden.

SB: Als züchte man die Struktur heran?

NH: So ungefähr kann man sich das vorstellen, wenngleich züchten kein Begriff ist, den ich in chemischen Zusammenhängen verwenden würde. Die erste Konsequenz jener Bottom-Up-Methode ist, daß die Partikel unheimlich klein sind und die chemische Reaktionsgeschwindigkeit unheimlich hoch ist. Die Reaktionsgeschwindigkeit von Nanothermit beträgt rund das Hundertfache des herkömmlichen Thermits, weil die Bestandteile in einem weitaus höheren Grad miteinander vermischt sind. Die zweite Konsequenz ist, daß man aufgrund des Herstellungsverfahrens zudem die Möglichkeit hat, der ursprünglichen Mischung andere chemische Substanzen zuzufügen. Man kann in die organische Matrix Substanzen einbauen, die aus dem ursprünglichen Brandsatz zusätzlich einen Sprengstoff machen.

Tatsächlich ist es aber so, daß sich im Falle von Nanothermit diese Unterscheidung praktisch auflöst, denn hier kann man die freigesetzte chemische Energie oder Hitze auch zu Sprengzwecken verwenden. In diese Richtung läuft bereits seit einiger Zeit die Entwicklung bei der Erforschung moderner Kriegsmunition. Die Beteiligten prahlen sogar damit, daß die neuartigen Sprengstoffe "kleiner, billiger und gemeiner" als herkömmliche Munition sind.

Niels Harrit und Schattenblick-Redakteur - © 2011 by Schattenblick

Niels Harrit und Schattenblick-Redakteur
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SB: Wie fiel die Resonanz auf den von ihnen und den anderen verfaßten Artikel über den Befund von Nanothermit im WTC-Staub aus?

NH: Es gab praktisch keine.

SB: Haben Sie Ärger an der Universität in Kopenhagen bekommen? Schließlich hat in den USA die öffentliche Kritik an der offiziellen Untersuchung des Zusammensturzes der WTC-Türme Kevin Ryan und Steven Jones berufliche Nachteile mit sich gebracht.

NH: Nein, den eigentlichen Ärger, wenn man ihn so nennen darf, habe ich früher gehabt. Bereits 2007 hatte ich an der Universität in Kopenhagen erste Vorträge über 9/11 gehalten. Bei den ersten beiden geschah nichts, aber im Vorfeld des dritten wurden die Plakate von Unbekannten niedergerissen. Mir wurde zudem von meinem Vorgesetzten ausdrücklich verboten, einen solchen Vortrag in den Räumlichkeiten der Universität zu halten. Tatsächlich wollte er mir sogar verbieten, mich zu diesem Thema überhaupt in der Öffentlichkeit zu äußern. Doch das konnte er nicht, denn als Akademiker bzw. Inhaber eines öffentlichen Lehrstuhls ist man im Grunde dazu verpflichtet, seine Erkenntnisse der Allgemeinheit mitzuteilen.

Also haben wir uns auf einen Modus vivendi geeinigt. Ich durfte weiterhin meine Vorträge zum 11. September halten, mußte sie aber als Informationsveranstaltungen der Universität für Abiturienten tarnen. 2008 war es aber so, daß bei uns in der Fakultät Stellen gestrichen werden sollten und mein Vorgesetzter die Gelegenheit nutzen wollte, mich loszuwerden. Da ich aber an einem großen und zukunftsweisenden Forschungsprojekt beteiligt war, an dem man mich halten wollten, habe ich mich formal von der Universität pensionieren und von dem für das Unternehmen zuständige Centre of Excellence weiter bezahlen lassen. Das hatte den großen Vorteil, daß ich, als dann 2009 der Nanothermit-Artikel erschien, von der Universität nicht gefeuert werden konnte, was sich negativ auf meine Rentenansprüche ausgewirkt hätte. Ich bin zwar jetzt pensioniert, betreue aber immer noch meine Studenten und habe weiterhin ein Büro an der Universität.

SB: Vorausgesetzt, die Gebäude WTC 1, 2 und 7 sind mittels kontrollierter Sprengung zerstört worden, wie signifikant ist die Tatsache, daß Nanothermit in dem durch den Zusammensturz der Zwillingstürme entstandenen Staub gefunden wurde, oder haben wir es hier lediglich mit einem Nebenschauplatz in einer größeren Kontroverse zu tun?

NH: Es ist ganz klar ein Nebenschauplatz oder vielleicht besser gesagt eine wissenschaftliche Fußnote, denn die übrigen Indizien, die für eine kontrollierte Sprengung sprechen, sind einfach überwältigend. Meines Erachtens gelangt man mit der klassischen wissenschaftlichen Methode zu keinem anderen Ergebnis. Wäre ich ein Polizeiermittler, wäre der Fall für mich längst erledigt. Man kann natürlich viele Spekulationen darüber anstellen, auf welche Art genau man den Zusammensturz der WTC-Wolkenkratzer bewerkstelligt hat, dennoch stellt der Befund an Nanothermit eine Randnotiz dar.

Niels Harrit - © 2011 by Schattenblick

Niels Harrit
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SB: Wäre es Ihrer Meinung nach möglich gewesen, die Türme ohne Einsatz von Nanothermit runterzuholen?

NH: Keine Ahnung. Die Bedeutung des Nanothermitbefunds hängt mit etwas zusammen, was David Ray Griffin hinsichtlich des Kollapses der Zwillingstürme einmal so treffend feststellte: "Keiner versteht etwas vom freien Fall, aber jeder weiß, was Sprengstoff ist." Deswegen ist mir soviel Aufmerksamkeit zuteil geworden. Ich habe nichts dagegen, denn das Interesse an Nanothermit ermöglicht es mir, die Menschen über den freien Fall und die ganzen anderen Hinweise auf eine kontrollierte Sprengung der WTC-Hochhäuser zu informieren. Käme es zu einem strafrechtlichen Prozeß, würde der Nanothermitbefund dafür als Beweis allein nicht ausreichen. Doch stellt man ihn in einen forensischen Zusammenhang mit all den anderen Hinweisen auf die Verwendung von herkömmlichem Sprengstoff und Thermit, dann wäre er vor Gericht sicherlich von Wert.

SB: Glauben Sie, daß der von Ihnen und der Gruppe 9/11 Scholars for the Truth wissenschaftlich erbrachte Beweis für den Befund von Nanothermit im Staub aus den beiden Zwillingstürmen vor Gericht Bestand hätte bzw. die juristischen Kriterien erfüllen würde?

NH: Da habe ich nicht die geringsten Zweifel.

SB: Wenn dem so ist, erlaubt uns nicht der Befund eines hochmodernen Sprengstofftyps, der nur an wenigen Orten auf der Welt wie den beiden US-Atomlabors Lawrence Livermore und Los Alamos erforscht und von ganz wenigen Armeen verwendet wird, den Kreis der möglichen Täter des Anschlages auf das New Yorker World Trade Center recht eng zu fassen? Also Osama Bin Laden in seiner Höhle im entlegenen Paschtunistan fiele als mögliche Quelle gleich von vornherein aus, oder?

NH: Das ist wohl wahr. Also zuhause in der eigenen Küche kann man das Zeug nicht herstellen. Zwar hat Kevin Ryan bei einem Experiment eine kleine Menge Nanothermit produziert, dafür stand ihm aber ein hochmodernes Labor mit allem, was dazugehört, zur Verfügung. Doch es sind nicht nur die Amerikaner, die Nanothermit erforschen. Auch die Franzosen sind vermutlich dabei. Prof. Marie-Paule Pileni, die frühere Chefredakteurin von The Open Chemical Physics Journal, in dem unser Artikel veröffentlicht wurde, und die als eine weltweit führende Expertin im Bereich Nanotechnologie gilt, war früher Beraterin der französischen Armee auf dem Gebiet des Sprengstoffs.

Um einfaches Nanothermit herzustellen, braucht man keine besonders ausgeklügelte Technologie. Das hat Kevin Ryan mit seinem Experiment demonstriert. Das Nanothermit jedoch, das wir im WTC-Staub gefunden haben, läßt sich nicht ohne weiteres reproduzieren. Vor allem, um das Aluminium, wie es in den winzig kleinen Klumpen vorkommt, zu präparieren, müßte man über Apparate oder Erkenntnisse verfügen, die wir in unserer Gruppe einfach nicht haben. Für die Herstellung des am 11. September verwendeten Nanothermits war die Präparierung des Nano-Aluminiums von entscheidender Bedeutung. Dafür war auf jedem Fall High-Tech erforderlich.

Übrigens, Kevin Ryan hat vor drei Jahren ein interessantes Papier mit dem Titel "The Top Ten Connections between NIST and Nano-Thermites" [3] veröffentlicht, in dem er anhand von zehn Beispielen zeigte, daß mehrere der Wissenschaftler, die als Mitarbeiter oder im Auftrag des National Institute for Standards and Technology den Zusammensturz der WTC-Gebäuden untersuchten und die entsprechenden offiziellen Berichte darüber verfaßten, spätestens seit 1999 mit Nanothermit und dessen militärischer Anwendung befaßt waren. Innovationen im rüstungstechnologischen Sektor hält man in der Regel eine Weile hinter dem Berg. So hat man bereits 1993 ein Experiment mit Aluminiumthermit durchgeführt, bei dem sich das Hohlladungsgeschoß durch 5,3 Meter Stahl durchfraß.

Niels Harrit und Schattenblick-Redakteuer vertiefen ihr Gespräch - © 2011 by Schattenblick

Das Gespräch vertieft sich
© 2011 by Schattenblick

SB: Das ist doch eine Variante der Methode, die beim Einsatz von panzerbrechender Munition zur Anwendung kommt, oder?

NH: So ist es.

SB: Können Sie uns sagen, wie Nanothermit beim WTC-Anschlag eingesetzt wurde?

NH: Nein.

SB: Haben Sie dazu vielleicht eine eigene Theorie?

NH: Nein.

SB: Könnten Sie vielleicht eine qualifizierte Einschätzung machen?

NH: Nein. Ich denke, wir sollten uns vor Spekulationen hüten. Was ich aber sagen kann, ist folgendes: Ich glaube, daß verschiedene Sprengstoffe und Brandsätze eingesetzt wurden, um die beiden Türme und WTC 7 zum Einsturz zu bringen, und daß das Ganze eine umfangreiche Planung und Durchführung benötigte. Ich werde häufig gefragt, wieviel Spreng- und Brandmaterial erforderlich gewesen sein mußte, um solch ein gewaltiges Unterfangen erfolgreich durchzuführen, und alles, was ich darauf antworten kann, ist: Eine Menge.

SB: In Ihrem Vortrag heute haben Sie viel Zeit dafür aufgewendet, mittels Videoaufnahmen, Bauplänen, Grafiken und plastischen Demonstrationen den Zusammensturz der drei Gebäude zu untersuchen und ihn als Ergebnis einer gezielten Sprengung zu erklären. Eine Sache, die Sie gestreift haben, waren die enormen Lachen an geschmolzenem Metall, die man nach dem Zusammenbruch der Türme unter dem riesigen Schütthaufen im unterirdischen Bereich von Ground Zero gefunden hat und die unmöglich auf die Brände, die das Flugbenzin in den oberen Stockwerke verursacht hat, zurückgeführt werden können. Wäre es möglich, daß die enorme Hitze, die brennendes Nanothermit entfaltet, die Ursache für das Schmelzen dieses ganzen Metalls gewesen ist?

NH: Ich weiß es nicht. Es steht jedoch außer Frage, daß in den Tagen, Wochen und Monaten nach den Flugzeuganschlägen am Fundament von Ground Zero seltsame chemische Prozesse stattfanden, die der Erklärung noch bedürfen. [2] Immer wieder kam es unterhalb des Schüttberges zu vulkanähnlichen Ausstößen. Die Luftkonzentration an extrem giftigen Stoffen wie Benzol, Toluol, Styrol und Propen übertraf die von der US-Umweltschützbehörde EPA vorgeschriebene Maximalmenge um das mehrere Hunderttausendfache. Das Vorhandensein von einigen der chemischen Stoffe, die ich aufgelistet habe, wie zum Beispiel Polystyrol, könnte durch die Verbrennung von Polymeren erklärt werden. Doch es gibt eine Substanz namens 1,3-Diphenylpropan, die bis zu jenem Tag noch niemals nach einem Brand aufgetaucht war. Sie ist in extrem hohen Konzentrationen in der Luft am Ground Zero gemessen worden und es gibt bislang keine Erklärung dafür. Das geht aus einem Bericht der EPA hervor, dessen Veröffentlichung unter Berufung auf das Freedom of Information Act erwirkt wurde.

SB: Sie haben vorhin gesagt, daß man bei der Herstellung von Nanothermit eine Polymermatrix verwendet. Könnte es sein, daß die Polymere in der Luft am Ground Zero von einem noch brennenden oder lodernden Nanothermit-Metall-Gemisch unter dem gigantischen Schütthaufen herrührten?

NH: Ich weiß es nicht, die Polymerbestandteile in der Luft können auch einen anderen Ursprung gehabt haben. Was man aber sagen kann, ist, daß die häufigen Eruptionen, zu denen es während der monatelangen Aufräumarbeiten nachweislich immer wieder kam und die viele Giftstoffe in die Luft freigesetzt haben, auf hochenergetische Vorgänge im unterirdischen Bereich von Ground Zero schließen lassen, für die es bislang keine offizielle Erklärung gibt. Ich schätze, daß es dort unten dermaßen viel reaktives Material gab, das noch eine lange Zeit heiß war, so daß das Feuer, sobald ein Teil des Schutts weggetragen wurde und Sauerstoff nach unten gelangen konnte, immer wieder aufs neue aufflammte.

SB: Ähnlich die Nanothermit-Splitter, die Sie im WTC-Staub fanden und mittels Erhitzung wieder zum Entzünden bringen konnten, weil noch Restbrennmaterial vorhanden war?

NH: Man könnte sich das in etwa so vorstellen. Jedenfalls besteht eine Aufgabe, der wir uns demnächst widmen wollen, darin, den wissenschaftlichen Beweis zu erbringen, daß das vorhin erwähnte 1,3-Diphenylpropan vom Nanothermit herstammen könnte.

SB: Wieviel von den Nanothermit-Splittern haben Sie noch - ein Kilo, 500 Gramm?

NH: Schön wäre's. Tatsächlich haben wir kaum noch Proben. Das ist auch ein Problem für uns.

SB: Sind Sie der Meinung, daß die Bemühungen von Ihnen, Kevin Ryan, Steven Jones und anderen um eine Aufklärung des 11. September an Brisanz gewinnen oder verlieren sie mit der Zeit und durch die laufenden Ereignisse, wie zum Beispiel den Wechsel von der Regierung George W. Bushs zu der Barack Obamas, an Relevanz?

NH: Ich denke, daß die Bedeutung unserer Arbeit zunimmt und daß immer mehr Menschen die offizielle Version der Flugzeuganschläge in Frage stellen. In einer Umfrage, die Ende letzten Jahres in Deutschland vom Meinungsforschungsinstitut Emnid durchgeführt wurde, waren es 89,5 Prozent der Befragten. Angesichts der steigenden Skepsis hoffen wir nächstes Jahr in Toronto ein internationales Tribunal, ähnlich dem, das Bertrand Russell und Jean-Paul Sartre in den sechziger Jahren gegen den Krieg der USA in Südostasien veranstaltet haben, durchzuführen.

SB: Herr Harrit, wir bedanken uns für das Gespräch.

Fußnoten:

1. Niels H. Harrit, Jeffrey Farrer, Steven E. Jones, Kevin R. Ryan, Frank M. Legge, Daniel Farnswort, Gregg Roberts, James R. Gourley & Bradley Larsen, "Active Thermitic Material Discoverd in Dust from the 9/11 World Trade Center Catastrophe", The Open Chemical Physics Journal, 2009, 2: 7-31 (http://www.bentham.org/open/tocpj/ openaccess2.htm)

2. Kevin R. Ryan, James R. Gourley & Steven Jones, "Enviromental anomalies at the World Trade Center: evidence for energetic materials, The Enviromentalist, August 4, 2008 (http://www.liv.ac.uk/~jan/ teaching/references/Ryan,%20Gourley%20&%20Jones%20et%20al.%202008.pdf

3. Kevin R. Ryan, "The Top Ten Connections between NIST and Nano- Thermites", Journal of 9/11 Studies, Volume 22, July 2, 2008 (http://www.journalof911studies.com/volume/2008/Ryan_NIST_and_Nano- 1.pdf)

Niels Harrit, Schattenblick-Redakteur und die beiden Veranstalter des Vortrags 'Explosive Beweise in Hamburg-Wilhelsmburg', Dirk Gerhart und Tyll Ruhtenberg - © 2011 by Schattenblick

Niels Harrit, Schattenblick-Redakteur und die beiden Veranstalter des Vortrags "Explosive Beweise" in Hamburg-Wilhelmsburg, Dirk Gerhart und Tyll Ruhtenberg
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18. April 2011