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ARBEIT/425: Initiative FairCare - gegen Schwarzarbeit in der Pflege (Daheim statt Heim)


Daheim statt Heim e.V. - 16. Juli 2010

Initiative FairCare - gegen Schwarzarbeit in der Pflege


Stuttgart. Mit dem Projekt FairCare hat das Diakonische Werk Württemberg ein legales Angebot für zeitintensive Betreuung Pflegebedürftiger in den eigenen vier Wänden entwickelt. Ziel ist es, die häusliche Betreuungssituation alter Menschen durch die offene Zusammenarbeit von legal beschäftigten osteuropäischen Betreuungskräften und ambulanten Diensten zu verbessern sowie einen fairen Markt im Bereich der Betreuung und Pflege zu schaffen. Johannes Flothow, der für die Diakonie Württemberg das Projekt koordiniert: "Es geht darum, Frauen vor Ausbeutung zu schützen und bei der Durchsetzung von sozialen Schutzrechten zu unterstützen."

Im Rahmen von FairCare vermittelt die Diakonie ab September 2010 osteuropäische Betreutungskräfte in Familien. Damit deren Beschäftigung legal ist, werden die Kräfte bei den Arbeitsagenturen angemeldet und nicht etwa von einem osteuropäischen Pflegeunternehmen zum Arbeiten nach Deutschland 'entsendet'. Johannes Flothow: "Der weit verbreitete und oft als legal bezeichnete Beschäftigungsweg der sogenannten Entsendung entpuppt sich bei genauem Hinsehen sehr oft als illegal. Von den Entsendeunternehmen in Osteuropa, die wir uns angesehen haben, hält sich kaum eines an die gesetzlichen Regeln. Denn diese sehen vor, dass im Heimatland ein Pflegedienst besteht und nicht nur eine Briefkastenfirma."

Deshalb setzt die Diakonie auf die Anmeldung über die Arbeitsagenturen. Die Familien werden dabei zu Arbeitgebern der Betreuungskräfte, müssen quasi ein Unternehmen gründen. Die damit verbundenen bürokratischen und organisatorischen Aufgaben nimmt das Diakonische Werk Württenberg den Familien ab, auch die Einrichtung eines 'Springerdienstes' für den Fall, dass eine Betreuungskraft krank wird, ist geplant. FairCare-Projektkoordinator Johannes Flothow: "Wir wollen einerseits einen optimalen Service für die Familien bieten und andererseits humanitäre Arbeitsbedingungen gewährleisten."

Zu den Regeln von FairCare gehört, dass die Betreuungskräfte täglich mindestens 11 Stunden und zusätzlich einen Tag in der Woche komplett frei haben. Eine 24-Stunden-Betreuung von Pflegebedürftigen wird im Rahmen von FairCare nicht angeboten.

Silvia Schmidt von der Bundesinitiative Daheim statt Heim begrüßt die Initiative: "Wir brauchen dringend neue Wege, um die viele Schwarzarbeit in diesem Bereich zu beenden und die Frauen aus der Illegalität zu holen."


Über Daheim statt Heim:
Die Bundesinitiative Daheim statt Heim wurde am 1. Dezember 2006 gegründet. Sie betrachtet sich als Anwalt älterer, behinderter und pflegebedürftiger Menschen und kämpft für das Recht auf ein selbstbestimmtes Leben in den eigenen vier Wänden. Daheim statt Heim mischt sich ein in die öffentliche Debatte über Pflege und Gesundheit, setzt der machtvollen Lobbyarbeit der Pflegeheimbranche die eigenen - besseren - Argumente entgegen.


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Quelle:
Pressemitteilung vom 16. Juli 2010
Förderverein der Bundesinitiative
Daheim statt Heim e.V.
Vorsitzende: Silvia Schmidt, MdB
Klarenbachstraße 9, 10553 Berlin
Telefon: 030-200 66 972, Fax: 030-22 77 66 27
E-Mail: presse@bi-daheim.de
Internet: www.bi-daheim.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 20. Juli 2010