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ARBEIT/541: Gründungskongress der Internationalen Vereinigung der Haushaltshilfen (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland GmbH
IPS-Tagesdienst vom 31. Oktober 2013

Arbeit: Mit eigener Stimme sprechen - Gründungskongress der Internationalen Vereinigung der Haushaltshilfen

von Inés Acosta


Bild: © Victoria Rodriguez/IPS

Aktivistinnen diskutieren über auf dem Weltkongress der Hausangestellten in Montevideo aufgebrachte Themen
Bild: © Victoria Rodriguez/IPS

Montevideo, 31. Oktober (IPS) - "Wir haben uns getroffen, um uns zusammenzuschließen und uns Gehör zu verschaffen. Denn wir wollen unsere eigenen Meinungen vertreten", sagte die Peruanerin Ernestina Ochoa zum Abschluss des Gründungskongresses der Internationalen Vereinigung der Haushaltshilfen in Montevideo.

Das Treffen vom 26. bis 28. Oktober fand in Uruguay statt, dem ersten Land, das die Konvention 189 der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) ratifiziert hatte. Darin werden grundlegende Arbeitsrechte festgelegt, die die meisten Haushaltshilfen auf der Welt nicht genießen. An dem Kongress nahmen Gewerkschaftsvertreter aus mehr als 50 Ländern teil.

Doch in Uruguay und anderen lateinamerikanischen Staaten mit einer progressiven nationalen Gesetzgebung zum Schutz von Haushaltshilfen ist die Einhaltung der Regelungen das größte Problem. Allerdings ist die Situation für die Betroffenen in Asien und Nahost wesentlich schwieriger.

"Jahrelang haben Nichtregierungsorganisationen mit ihren Berichten und Forschungen in unserem Namen ihre Stimme erhoben. Dabei sind wir es, die sich mit der Hilfe unserer Gewerkschaften Tag für Tag durchschlagen müssen", meinte Ochoa, die Vize-Präsidentin des Internationalen Netzwerks der Haushaltshilfen (IDWN), das sich auf dem Kongress in Internationale Vereinigung der Haushaltshilfen umbenannt hat. "Gemeinsam wollen wir unsere Rechte verteidigen, Gewerkschaften gründen, Gesetze verbessern und Ländern helfen, in denen es keine solchen Gesetze gibt, gute zu entwerfen."


Dachverband mit Ablegern in 87 Ländern

IDWN war nach dem ersten Weltkongress der Hausangestellten 2006 in Amsterdam ins Leben gerufen worden. Die Dachorganisation mit Mitliedsorganisationen in 87 Ländern hatte maßgeblich zu der Verabschiedung der ILO-Konvention 189 im September beigetragen. Laut Ochoa war die Gründung einer solchen Organisation notwendig gewesen, um vor allem bei Verhandlungen mit globalen Institutionen unabhängiger auftreten zu können.

In lateinamerikanischen Staaten wie Uruguay sind seitdem beträchtliche Fortschritte erzielt worden. Die meisten Länder auf der Welt hätten aber nach wie vor keine Gesetze zum Schutz von Haushaltshilfen, kritisierte Ochoa.

Die Konvention 189 legt "die ersten globalen Standards für die insgesamt mehr als 50 Millionen Haushaltshilfen fest, die meisten von ihnen Frauen und Mädchen, darunter viele Migrantinnen", heißt es in dem Report 'Claiming Rights: Domestic Workers' Movements and Global Advances for Labour Reform', der auf dem Treffen in Montevideo vorgestellt wurde.

"Laut ILO sind etwa 30 Prozent der Haushaltshilfen in Ländern beschäftigt, in denen sie vollständig aus dem nationalen Arbeitsrechtsbestimmungen ausgeschlossen sind", geht weiter aus der Studie hervor, die IDWN, der Internationale Gewerkschaftsbund IGW und 'Human Rights Watch' (HRW) veröffentlicht hatten. Demnach sind Haushaltshilfen, die mit ihren Arbeitgebern unter einem Dach leben, sowie Mädchen und Migranten besonders gefährdet, ausgebeutet zu werden. Während die Kinderarbeit in anderen Bereichen zurückging, nahm sie in Haushalten zwischen 2008 und 2012 um neun Prozent zu.

Wie Nisha Varia von Human Rights Watch betonte, kommt der Wandel in Asien und Nahost zugunsten umfassender Rechte für Haushaltshilfen nur schleppend voran. In Lateinamerika bestehe die große Herausforderung darin, das Leben der Haushaltshilfen tatsächlich zu verbessern. Die in der Konvention 189 festgelegten Grundrechte beinhalten freie Tage, die Begrenzung der Arbeitszeit, einen Mindestlohn, Überstundenvergütung und Sozialversicherung.

Bisher wurde die Konvention von Deutschland, Bolivien, Guyana, Italien, Mauritius, Nicaragua, Paraguay, den Philippinen, Südafrika und Uruguay ratifiziert. Der Bericht erwähnt zudem, dass Argentinien, Brasilien, Kenia, Spanien und Venezuela Arbeitsrechtsreformen zum Schutz von Haushaltshilfen umgesetzt haben.


"Da gab es in Uruguay eine Revolution"

Graciela Espinoza von der uruguayischen Vereinigung STUD sieht aber auch in ihrem Land noch Handlungsbedarf, trotz der Ratifizierung der Konvention, der Verabschiedung eines Gesetzes über Haushaltstätigkeiten und drei Tarifeinigungen mit Arbeitgebern.

Wie sie berichtete, haben sich die signifikantesten Änderungen 2006 nach Inkrafttreten des Gesetzes und nach der Tarifeinigung zwei Jahre später vollzogen. "Da gab es in Uruguay eine Revolution." Der Anteil der sozialversicherten Hausangestellten verdoppelte sich von 32 Prozent 2004 auf inzwischen 66 Prozent. Mehr als die Hälfte der registrierten Haushaltshilfen sind außerdem unfallversichert. (Ende/IPS/ck/2013)


Links:

http://www.idwn.info/
http://www.ilo.org/wcmsp5/groups/public/asia/ro-bangkok/documents/genericdocument/wcms_208561.pdf
http://www.hrw.org/sites/default/files/related_material/2013_Global_DomesticWorkers.pdf
http://www.ituc-csi.org/?lang=de
http://www.ipsnews.net/2013/10/domestics-join-forces-to-put-their-house-in-order/

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Quelle:
IPS-Tagesdienst vom 31. Oktober 2013
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veröffentlicht im Schattenblick zum 1. November 2013