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FRAUEN/479: Ecuador - Neues Gesetz gegen Frauenmorde in Arbeit (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland GmbH
IPS-Tagesdienst vom 28. März 2013

Ecuador: Neues Gesetz gegen Frauenmorde in Arbeit

von Angela Meléndez


Bild: © Gonzalo Ortiz/IPS

Auch junge Mädchen von geschlechtsspezifischer Gewalt bedroht
Bild: © Gonzalo Ortiz/IPS

Quito, 28. März (IPS) - Um die Gewalt gegen Frauen einzudämmen, will Ecuador den Frauenmord als separaten Straftatbestand ins Strafgesetzbuch aufnehmen. Ab Mai wird das Parlament über ein entsprechendes Gesetz abstimmen, das bis zu 28 Jahre Gefängnis für die Täter vorsieht.

Gewalt gegen Frauen ist in dem südamerikanischen Land weit verbreitet. 60 Prozent aller Ecuadorianerinnen sind bereits Zielscheiben irgendeiner Form von Misshandlung geworden, wie die Auswertung der ersten nationalen Umfrage über geschlechtspezifische Gewalt von 2012 ergeben hat.

Das neue Gesetz soll in der nächsten Legislaturperiode verabschiedet werden, die am 24. Mai beginnt. Es definiert Frauenmord als ein geschlechtsspezifisches Verbrechen mit klar umrissenen Hintergründen und Charakteristika. Dazu zählen die vergeblichen Bemühungen des späteren Täters, eine intime Beziehung zu seinem Opfer aufzunehmen oder wiederherzustellen, sowie die wiederholte Manifestierung von Gewalt durch einen (ehemaligen) Partner, Freund, Angehörigen, Arbeitskollegen oder durch Personengruppen.

Wissenschaftliche Studien und Polizeiberichte untermauern die Notwendigkeit, härter gegen Frauenmörder vorzugehen. So hat die Beobachtungsstelle der Metropole für die Sicherheit der Bürger darauf hingewiesen, dass allein in der Hauptstadt Quito in den Jahren 2011 und 2012 28 respektive 21 Frauen ermordet wurden.


Straffreiheit

In der größten Stadt Guayaquil an der Pazifikküste fielen zwischen Januar 2010 und Juni 2012 mehr als 130 Frauen einem Gewaltverbrechen zum Opfer. In 47 Fällen handelte es sich Frauenmorde, doch nur vier Täter wurden zu Haftstrafen verurteilt, wie aus dem Bericht 'Die Wege der Straffreiheit' hervorgeht, der am 14. März von dem ecuadorianischen Frauenorganisation CEPAM vorgestellt wurde.

Auch der brutale Mord an einer 20-Jährigen aus Quito hat dazu beigetragen, dass härtere Strafen für Verbrechen an Frauen gefordert werden. Karina del Pozo wurde nach Angaben der Polizei im März von drei Bekannten misshandelt und umgebracht, weil sie offenbar einen der mutmaßlichen Täter nach einem Partybesuch hatte abblitzen lassen.

Mitte Februar wurde die Leiche einer 16-Jährigen in einem Leinensack in der Andenprovinz Cotopaxi im Norden des Landes gefunden. Das Mädchen war offensichtlich vor seinem Tod sexuell misshandelt worden. Am 28. Februar wurde die 24-jährige Gabriela León erwürgt und ihre Leiche in einem Sack in der Stadt Ibarra im Norden des Landes aufgefunden.


Proteste

In allen Fällen waren die Verdächtigen oder geständigen Täter Männer. Tausende Menschen gingen daraufhin auf die Straße, um mehr Sicherheit für Ecuadors Frauen zu fordern. Die Opferfamilien schlossen sich zusammen und verlangten, den Femizid als eigenen Straftatbestand ins Strafgesetzbuch aufzunehmen.

Die linke Parlamentsabgeordnete María Paula Romo von der Oppositionspartei 'Ruptura 25' spricht von der "Notwendigkeit, diese Art von extremer Gewalt gegen Frauen sichtbar zu machen". Die bloße Anerkennung als Straftat werde zwar keine tiefgreifenden Änderungen bewirken. Wohl aber würden die Dinge beim Namen genannt und die Voraussetzungen geschaffen, einen Wandel herbeizuführen.

Im Rahmen einer im letzten Jahr landesweit durchgeführten Umfrage über Familienbeziehungen und geschlechtsbedingte Gewalt hatten 60 Prozent der befragten Frauen ausgesagt, mit unterschiedlichen Formen der Gewalt konfrontiert worden zu sein. 76 Prozent von ihnen waren von ihren Ehemännern, Lebensgefährten oder ehemaligen Partnern misshandelt worden. Jede vierte hatte sexuelle Übergriffe erlitten.

In Lateinamerika haben bisher Argentinien, Bolivien, Chile, Costa Rica, El Salvador, Guatemala, Mexiko und Peru Frauenmorde zu Straftaten erklärt. Doch in den meisten dieser Länder - und vor allem in Mexiko und Guatemala - hat sich die Situation für die Frauen nicht gebessert. (Ende/IPS/ck/2012)


Links:

http://omsc.quito.gob.ec/
http://cepamgye.wordpress.com/
www.ipsnoticias.net/nota.asp?idnews=102555
http://www.ipsnews.net/2013/03/naming-femicide-to-fight-violence-against-women-in-ecuador/

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Quelle:
IPS-Tagesdienst vom 28. März 2013
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veröffentlicht im Schattenblick zum 29. März 2013