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INTERNATIONAL/124: Südamerika - Ende der Ungleichheit, Landwirtschaft hat großes Potenzial (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 31. Oktober 2012

Südamerika: Ende der Ungleichheit - Landwirtschaft hat großes Potenzial

von Fabíola Ortiz


Auch die kleinbäuerliche Landwirtschaft ist Entwicklungsmotor im Mercosur - Bild: © Fabíola Ortiz/IPS

Auch die kleinbäuerliche Landwirtschaft ist Entwicklungsmotor im Mercosur
Bild: © Fabíola Ortiz/IPS

Rio de Janeiro, Brasilien, 31. Oktober (IPS) - Südamerika hat ausreichend verfügbares Land, um die Landwirtschaft weiter auszubauen. Würden neue Technologien eingesetzt, hätte der Kontinent das Potenzial, die weltweit größte Kluft zwischen Arm und Reich zu schließen, hieß es am Rande einer Tagung in der uruguayischen Küstenstadt Punta del Este Ende Oktober.

"Südamerika spielt eine wichtige Rolle in der Ernährung der wachsenden Weltbevölkerung", sagte Emilio Ruz, Exekutivsekretär des Programms für die technologische Entwicklung der Nahrungsmittelwirtschaft im Conosur (Procisur), gegenüber IPS. In den vergangenen zehn Jahren ist die Bevölkerung um eine Milliarde Menschen gewachsen und damit auch die Nachfrage nach Nahrungsmitteln.

Armut ist auf dem Land häufig weiter verbreitet als in den Städten. "Künftig wird man mit der Landwirtschaft mehr verdienen und damit auch seine Lebensbedingungen verbessern können", prophezeite Ruz. Darüber hinaus könne mit der Produktionssteigerung auch die Armut der übrigen Landesbevölkerungen in Argentinien, Brasilien, Chile und Uruguay reduziert werden.


Afrika und Lateinamerika als Kornkammern der Welt

In Europa sind so gut wie alle Flächen ausgereizt. Auch die asiatischen Länder haben kaum mehr Potenzial zum Ausbau der Landwirtschaft. "Was bleibt, sind Teile von Subsahara-Afrika und Südamerika. Neben der Ausweitung des Anbaus kann die Landwirtschaft hier auch - allerdings auf eine nachhaltige Art und Weise - intensiviert werden, um die Produktivität zu erhöhen."

Auch der brasilianische Wissenschaftler Sérgio Salles Filho sagt der Landwirtschaft in den Ländern der Wirtschaftsunion Mercosur - Argentinien, Brasilien, Paraguay und Uruguay - eine große Zukunft voraus. Der Ausbau werde vor allem in den kommenden 30 bis 40 Jahren erfolgen, so der Experte, der am Institut für Politikwissenschaft und Technologie an der 'Universidade Estadual de Campinas' arbeitet.

Ruz und Salles Filho haben zusammen die Studie "Mögliche Szenarien zur Erforschung, Erneuerung und Entwicklung der südamerikanischen Länder" erarbeitet, die sie auf der Konferenz in Punta del Este vorstellen. Die "Zweite Weltkonferenz über die Erforschung der landwirtschaftlichen Entwicklung" findet vom 29. Oktober bis 1. November statt. An ihr nehmen Vertreter von Wissenschaft, Politik und Praxis teil.

Der Studie zufolge können die Länder des Mercosur einen wichtigen Beitrag zur Ernährung der europäischen und asiatischen Bevölkerung leisten. Um die Ernährungssicherheit gewährleisten zu können, müssten sie allerdings neue Technologien einführen, um die Produktion zu erhöhen. Das diene auch der nachhaltigen Entwicklung.

Beispielsweise gebe es "intelligente" Technologien wie das sogenannte 'Precision Farming'. Dieser Präzisionsackerbau soll ermöglichen, Unterschiede des Bodens ausfindig zu machen und gezielt mehr oder weniger zu düngen.


Steigerung der Produktivität im Einklang mit Umweltschutz

"Wir müssen die Technologien, die Nutzung des Bodens, die Maschinen und die Biotechnologie aufeinander abstimmen", sagte Ruz. Es sei zwar bisher eine große Herausforderung, die landwirtschaftliche Produktion nachhaltig zu gestalten, aber eine, die zu bewältigen sei. Genauso sei es möglich, Ernährungssicherheit und Umweltschutz miteinander in Einklang zu bringen. "Es ist durchaus möglich, die Ressourcenproduktivität zu erhöhen und die Effizienz zu steigern, ohne die Umwelt zu schädigen."

Doch dafür benötige man politische Richtlinien und institutionelle Rahmenbedingungen. "Wir brauchen Richtlinien, wie wir diese unterschiedlichen Themen zusammenbringen können", sagt Ruz.

Für Salles Filho dürfe beim Ausbau der landwirtschaftlichen Produktion der Nischenanbau nicht auf der Strecke bleiben. Beides lasse sich parallel bewerkstelligen, sodass beispielsweise der Weinanbau - eine Spezialität in Chile, Argentinien und Uruguay - weiter bestehen bleiben könne. (Ende/IPS/jt/2012)


Links:

http://www.procisur.org.uy/
http://www.egfar.org/sites/default/files/files/Foresight%20Briefs/Emilio%20Ruz_Procisur_Brief%2028_Final.pdf
http://www.ipsnews.net/2012/10/beating-rural-poverty-in-south-america/
http://www.ipsnoticias.net/nota.asp?idnews=101797

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Quelle:
IPS-Tagesdienst vom 31. Oktober 2012
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veröffentlicht im Schattenblick zum 1. November 2012