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INTERNATIONAL/199: FAO empfiehlt besseren sozialen Schutz gegen Armut und Hunger (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland GmbH
IPS-Tagesdienst vom 15. Oktober 2015

Entwicklung: FAO empfiehlt besseren sozialen Schutz gegen Armut und Hunger


Bild: © FAO/Amos Gumulira

Ältere Frau in Malawi weist ihre Identität nach, um Sozialhilfe zu erhalten
Bild: © FAO/Amos Gumulira

ROM/BERLIN (IPS) - Sozialer Schutz ist ein wichtiges Instrument für die Hungerbekämpfung, stellt ein neuer Bericht der Welternährungsorganisation FAO fest. Dennoch erhalten die meisten Armen in ländlichen Regionen bisher keine Sozialhilfe. "Wir müssen dringend handeln und die Schwächsten unterstützen, um die Welt vom Hunger zu befreien", erklärte FAO-Generaldirektor José Graziano da Silva.

"Sozialschutzprogramme geben Familien Zugang zu mehr Nahrungsmitteln, oftmals durch eine Aufstockung ihrer eigenen Agrarerträge. Ihr Speiseplan wird zudem vielfältiger und gesünder. Diese Programme können sich positiv auf die Ernährung von Kleinkindern und Müttern auswirken, den Anteil der Kinderarbeit reduzieren und den Schulbesuch fördern. Dies alles steigert die Produktivität", erklärte Graziano da Silva am 13. Oktober.

Der Bericht zum Stand der Ernährung und der Landwirtschaft 2015 legt offen, dass Maßnahmen zum Sozialschutz, wie etwa finanzielle Unterstützung, Schulessen und öffentliche Baumaßnahmen, ein kostengünstiger Weg sind, um extreme Armut und Hunger in armen Staaten zu überwinden sowie Kindern bessere Gesundheitsversorgung, Bildung und Lebenschancen zu bieten.


150 Millionen Menschen vor extremer Armut bewahrt

Laut FAO wird derzeit etwa 1,2 Milliarden Menschen in Entwicklungsländern auf unterschiedliche Weise durch solche Programme geholfen. Etwa 150 Millionen Menschen entgehen somit einem Leben in extremer Armut. Wenn die Programme in ländlichen Regionen ausgebaut und mit Strategien für ein inklusives Wachstum des Agrarsektors verbunden würden, könnte die Zahl der Armen rasch reduziert werden, heißt es in dem Report.

Derzeit erhält jedoch nur schätzungsweise ein Drittel der Ärmsten auf der Welt soziale Unterstützung. In Südasien und in den afrikanischen Staaten südlich der Sahara sei der Anteil sogar noch geringer, wie die Organisation ermittelt hat. Ohne zusätzliche Hilfe hätten die Schwächsten aber niemals die Möglichkeit, der Armutsfalle zu entkommen. Hunger, Krankheiten und mangelnde Bildung sorgten dafür, dass auch die kommenden Generationen in permanenter materieller Not leben müssten.

Nach Ansicht der FAO könnten sich aber selbst die ärmsten Länder Sozialschutzprogramme leisten. Würden weltweit jedes Jahr größtenteils über Sozialprogramme etwa 67 Milliarden US-Dollar an Einkommenszuschüssen bereitgestellt und die geplanten Investitionen in den Agrarsektor getätigt, könnte der Hunger bis 2030 besiegt werden. Die benötigte Summe entspräche weniger als 0,1 Prozent des weltweiten Bruttoinlandsprodukts.


Pilotprogramm in Sambia hilft armen Bauern

In Sambia hat beispielsweise ein Pilot-Subventionsprogramm Bauernfamilien ermöglicht, Viehbestand und landwirtschaftliche Nutzflächen zu vergrößern sowie Werkzeuge zur Feldbestellung zu kaufen. Infolgedessen ist der Gesamtwert der lokalen Agrarproduktion in dem afrikanischen Staat um etwa die Hälfte gewachsen.

Die Leistungsempfänger gaben laut dem Bericht etwa 25 Prozent mehr Geld für Essen, Kleidung, Gesundheitsversorgung und Hygiene aus. Die gesamte Gemeinschaft profitierte zudem davon, dass die Nachfrage nach lokal hergestellten Waren und Dienstleistungen stieg. Jeder in Form von Zuschüssen bereitgestellte Dollar generierte zusätzliche Einkünfte von 79 Cent. Nutznießer waren auch diejenigen, die die Leistungen zwar nicht direkt erhielten, allerdings selbst Waren und Dienstleistungen verkauften.

Mindestens 145 Staaten stellen ihrer Bevölkerung nach Informationen der FAO in irgendeiner Form soziale Unterstützung bereit. Darunter fallen etwa Zuschüsse, die an keine Bedingungen geknüpft sind oder finanzielle Hilfen, für die als Gegenleistung ein regelmäßiger Schulbesuch der Kinder oder ärztliche Untersuchungen verlangt werden. Zudem werden Arbeitsprogramme aufgelegt, die eine Beschäftigung garantieren, oder Lebensmittel verteilt und Schulspeisungen organisiert. Wie aus dem Bericht hervorgeht, haben viele Leistungsempfänger für eine bessere Ernährung und Bildung ihrer Kinder gesorgt.

Dennoch könnten Sozialleistungen allein den Hunger und die Armut in ländlichen Regionen noch nicht beseitigen, unterstreicht der Bericht. Die FAO betrachtet es daher als notwendig, dass die Investition staatlicher Mittel in den Sozialschutz mit öffentlichen und privaten Investitionen in die Landwirtschaft und die ländliche Entwicklung kombiniert werden. Mit Maßnahmen lasse sich ein inklusives Wirtschaftswachstum fördern, das auf nachhaltige Weise den Kreislauf der Armut in ländlichen Gebieten durchbrechen könnte. (Ende/IPS/ck/15.10.2015)


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http://www.un.org/apps/news/story.asp?NewsID=52249#.Vh4Zh1Ks-wJ

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veröffentlicht im Schattenblick zum 17. Oktober 2015

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