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MELDUNG/055: Südsudan - Neue Landminen gefährden humanitäre Hilfe, UN-Helfer verdächtigen Rebellen (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 10. Juni 2011

Südsudan: Neue Landminen gefährden humanitäre Hilfe - UN-Helfer verdächtigen Rebellen

Von Grit Porsch


Berlin, 10. Juni (IPS) - Im Südsudan wird mit der beginnenden Regenzeit die Versorgungslage der Menschen in der umstrittenen erdölreichen Region Abey immer schwieriger. Gefolgsleute des abtrünnigen südsudanesischen Generals Peter Gaget werden verdächtigt, trotz internationaler Ächtung neue Landminen zu verlegen. Zudem klagen Vertreter des UN-Koordinierungsbüros für humanitäre Hilfe (OCHA), dass die südsudanesische Armee ihre Hilfstransporte und Treibstoffvorräte regelrecht kapert.

Tim Horner, der stellvertretende Direktor des UN-Landminenbüros in Südsudan, berichtete Anfang Juni von Unfällen mit explodierenden Landminen, die sich in jüngster Zeit in der Erdölförderregion Greater Upper Nile häuften. Obwohl eindeutige Beweise fehlen, wird das neuerliche Verminen Soldaten des abtrünnigen Armeegenerals Peter Gadet zur Last gelegt. Nach 20 Jahren Bürgerkrieg zwischen Nord- und Südsudan gehörte der Süden des nordostafrikanischen Landes zu den am schlimmsten verminten Regionen weltweit.

"Es ist ein Trauerspiel, denn in den vergangenen sechs Jahren waren unsere Minenräum-Aktionen sehr erfolgreich", sagte Horner gegenüber dem UN-Nachrichtendienst IRIN. Ende März hatten die UN im Bundesstaat Unity offiziell vor der Landminengefahr auf den Hauptverbindungsstraßen zwischen den Bezirken Mayom und Abiemnom gewarnt. Am 12. Mai wurde die Straße zwischen Bentiu und Tharjath, die ein privater Ölkonzern auch als provisorische Start- und Landebahn benutzt, zum 'No Go'-Gebiet erklärt.

Nach Berichten über sechs durch Landminen verursachte Unfälle allein in den ersten beiden Maiwochen kündigte das örtliche UN-Anti-Minen-Büro an, seine Arbeit vorläufig einzustellen. Lise Grand, die im UN-Auftrag die humanitäre Hilfe in Südsudan koordiniert, erklärte: "Seit Januar wurden in Gebieten, in denen Rebellen operieren, viele Landminen verlegt, die die dringend benötigte humanitäre Hilfe ernstlich gefährden."


Überfälle durch südsudanesische Truppen

Doch auch die regulären südsudanesischen Streitkräfte der SPLA werden zu einem Versorgungsrisiko, wenn sie Hilfstransporte stoppen und sie zu eigenen Zielen umdirigieren. In ihrem aktuellen Vierteljahresbericht spricht OCHA von einer sich deutlich verschlechternden Versorgungslage, für die sie hauptsächlich die SPLA verantwortlich macht. "Vor allem im Bundesland Lakes State überfielen Sicherheitskräfte und örtliche Behördenvertreter etliche Male unser Personal, unsere Einrichtungen und unsere Vorräte", heißt es darin.

Gautam Chatterjee, Sprecher von Ärzte ohne Grenzen in Südsudan, klagte gegenüber IRIN, im Bundesstaat Unity im Grenzgebiet zum Nordsudan verhinderten die andauernden Kämpfe vor Beginn der Regenzeit die rechtzeitige Aussaat. Dort bahne sich bereits eine Hungersnot an.

Beobachter befürchten, dass die für den 9. Juli vorgesehene Unabhängigkeit Südsudans von der sudanesischen Zentralregierung in Khartum die ohnehin angespannte Sicherheitslage im Land weiter verschärfen könnte. (Ende/IPS/mp/2011)


Links:
http://www.unocha.org
http://www.msf.org/
http://www.irinnews.org/PrintReport.aspx?ReportID=92912

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veröffentlicht im Schattenblick zum 11. Juni 2011