Schattenblick → INFOPOOL → POLITIK → UNO


MELDUNG/351: 160 Millionen Mädchen und Jungen arbeiten statt zur Schule zu gehen - zum Welttag gegen Kinderarbeit (UNICEF)


UNICEF - Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen - Köln, 10. Juni 2022

160 Millionen Mädchen und Jungen arbeiten statt zur Schule zu gehen

UNICEF zum Welttag gegen Kinderarbeit am 12.6.2022

Zusätzliche neun Millionen Kinder könnten durch die COVID-19-Pandemie in Kinderarbeit gedrängt werden


Weltweit werden laut UNICEF 160 Millionen Mädchen und Jungen durch Kinderarbeit grundlegende Rechte vorenthalten und ihre Chance auf eine bessere Zukunft zerstört. Fast die Hälfte der betroffenen Kinder arbeitet unter gefährlichen Bedingungen. Bereits vor der Covid-Pandemie waren die Fortschritte beim Kampf gegen Kinderarbeit ins Stocken geraten. Durch die wirtschaftlichen Folgen der Pandemie könnten nach Schätzungen von UNICEF und der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) neun Millionen weitere Mädchen und Jungen bis Ende dieses Jahres in Kinderarbeit gedrängt werden.

"Die Zeit drängt: Das Ziel der Weltgemeinschaft, Kinderarbeit bis 2025 zu beseitigen, rückt in weite Ferne, wenn wir jetzt nicht massiv gegensteuern", erklärte der Geschäftsführer von UNICEF Deutschland, Christian Schneider, anlässlich des Welttags gegen Kinderarbeit am 12. Juni. "Regierungen müssen Kindern Schutz und Chancen geben. Unternehmen müssen Kinder- und Menschenrechte einhalten. Wir alle können durch unser Konsumverhalten dazu beitragen, die Ausbeutung von Kindern zu verhindern."

Mit den Nachhaltigen Entwicklungszielen (Ziel 8.7) hatte die Weltgemeinschaft vereinbart, Kinderarbeit bis zum Jahr 2025 zu beenden. Während die Zahl der arbeitenden Mädchen und Jungen in den Jahren 2000 bis 2016 deutlich (um 94 Millionen Kinder) gesunken war, gab es laut den letzten Schätzungen von ILO und UNICEF zwischen 2016 und 2020 erstmals wieder einen Anstieg (um 8,4 Millionen).

Bei der fünften Globalen Konferenz zur Beseitigung von Kinderarbeit im Mai in Südafrika haben die Delegierten von Regierungen, Gewerkschaften, Arbeitgeberorganisationen, UN-Organisationen und zivilgesellschaftlichen Gruppen mit dem "Durban Call to Action" das Bekenntnis zu dem Ziel, Kinderarbeit in allen Formen zu unterbinden, erneuert und eindringlich konkrete Schritte zur Umsetzung gefordert. Dazu gehört unter anderem, ambitionierter an den zugrundeliegenden Ursachen zu arbeiten und faire Arbeit und Löhne für Erwachsene und Heranwachsende oberhalb des Mindestalters sicher zu stellen, für flächendeckende soziale Schutzsysteme zu sorgen und allen Kindern Zugang zu kostenfreier, verpflichtender und qualitativ hochwertiger Bildung zu ermöglichen.

Ein aktueller UNICEF-Bericht, der in den nächsten Tagen veröffentlicht wird und vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung gefördert wurde, unterstreicht die wichtige Rolle von Unternehmen bei der Überwindung von Kinderarbeit. Unternehmen haben durch ihr Handeln großen Einfluss - im guten wie im schlechten Sinn. Um Kinderarbeit wirksam zu bekämpfen reicht es nicht, sie in Lieferketten zu verbieten. Vielmehr müssen Unternehmen berücksichtigen, dass ihr gesamtes Handeln Auswirkungen auf Kinder und Familien hat. Zum Beispiel treiben niedrige Löhne oder die Praxis, Preise für Rohstoffe teilweise unter die Produktionskosten zu drücken, Familien in wirtschaftliche Not. Ein niedriges Familieneinkommen wiederum führt dazu, dass Kinder häufig gezwungen sind, mitzuverdienen, damit die Familie überleben kann. Gute Arbeitsbedingungen für Eltern, ausreichende Bezahlung und Gesundheits- sowie Sicherheitsmaßnahmen in den Unternehmen tragen hingegen dazu bei, die Kinderarbeit zu verringern.

UNICEF ruft deshalb Unternehmen dazu auf, Kinderrechte einschließlich der Prävention von Kinderarbeit in ihr gesamtes unternehmerisches Handeln zu integrieren - von Arbeitsverträgen und Löhnen über Einkaufsverhalten bis hin zu familienfreundlichen Strukturen. Darüber hinaus sollten Unternehmen in Programme investieren, die zum Beispiel die Schul- und Ausbildung von Kindern fördern sowie Familien und Gemeinden stärken. Nicht zuletzt können Unternehmen eine Vorbildfunktion einnehmen, indem sie sich gegen Kinderarbeit positionieren, faire Geschäftspraktiken haben und Kinderrechte in ihrem Bereich umsetzen.

Seit zehn Jahren geben die "Grundsätze zum Schutz und zur Förderung von Kinderrechten durch Unternehmen" [1] Orientierung, wie sie Kinderrechte in ihren Sorgfaltsprozessen umsetzen können.


Anmerkung:
https://www.unicef.de/informieren/aktuelles/blog/zehn-jahre-crbps/267264

*

Quelle:
UNICEF - Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen
Pressemitteilung vom 10. Juni 2022
Herausgeber: Deutsches Komitee für UNICEF, Pressestelle
Höninger Weg 104, 50969 Köln
Telefon: 0221/936 50-0, Fax: 0221/93 65 02 79
E-Mail: mail@unicef.de
Internet: www.unicef.de

veröffentlicht in der Online-Ausgabe des Schattenblick am 10. Juni 2022

Zur Tagesausgabe / Zum Seitenanfang