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ORGANISATION/592: UNHCR-Kampagne - "Nobody Left Outside" (UNHCR)


UNHCR - United Nations High Commissioner for Refugees

Nachricht vom 18. Mai 2016

UNHCR-Kampagne: "Nobody Left Outside"


Genf - UNHCR warnt davor, dass enorme finanzielle Defizite bei der Bereitstellung von Unterkünften für Flüchtlinge die Anstrengungen zur Bewältigung der größten globalen Flüchtlingskrise seit dem Zweiten Weltkrieg ernsthaft beeinträchtigen.

Bei der Vorstellung einer neuen weltweiten Kampagne unter dem Titel "Nobody Left Outside" (niemand wird draußen gelassen) gab UNHCR heute bekannt, dass rund eine halbe Milliarde Dollar an Hilfsgeldern für die Unterbringung von Flüchtlingen fehlt. "Nobody Left Outside" ist ein Aufruf an die Privatwirtschaft, einen finanziellen Beitrag zu Unterbringungslösungen für zwei Millionen Flüchtlinge zu leisten. Die Kampagne richtet sich an Einzelpersonen, Unternehmen, Stiftungen und Philanthropen weltweit.

Ein Dach über dem Kopf

Kriege und Konflikte haben in den letzten zehn Jahren zu einem Anstieg von Flüchtlingen und Binnenvertriebenen geführt. Das ist vor allem eine Folge der Syrienkrise, gleichzeitig sind neue Konflikte ausgebrochen und alte Konflikte wurden nicht gelöst. Etwa 60 Millionen Menschen wurden aus ihrer Heimat vertrieben. Knapp 20 Millionen von ihnen sind Flüchtlinge, die gezwungen waren, über internationale Grenzen hinweg zu fliehen. Der größte Teil der Vertriebenen ist innerhalb des eigenen Landes auf der Flucht. Humanitäre Hilfszahlungen können mit dieser Entwicklung nicht Schritt halten.

Ein Dach über dem Kopf - sei es in Form eines Zeltes, einer provisorischen Behausung oder eines Gebäudes - ist die elementare Grundlage für Flüchtlinge, um zu überleben und die physischen und mentalen Folgen, die durch Gewalt und Verfolgung hervorgerufen werden, zu überwinden. Dennoch haben Millionen von Menschen weltweit damit zu kämpfen, in unzureichenden und oft auch gefährlichen Behausungen zurecht zu kommen. Sie sind kaum in der Lage, Miete zu zahlen, und riskieren dabei ihr Leben, ihre Würde und ihre Zukunft.

"Ein Dach über dem Kopf ist die Basis für Flüchtlinge, um zu überleben und wieder zu Kräften zu kommen, und sollte als ein nichtverhandelbares Menschenrecht angesehen werden", sagte UN-Flüchtlingshochkommissar Filippo Grandi. "Wenn wir die weltweite Vertreibung von Menschen bewältigen wollen, die ein Level erreicht hat, das es so seit dem Zweiten Weltkrieg nicht gegeben hat, sollte kein Flüchtling dabei auf der Strecke bleiben."

Eine logistische Herausforderung

Die "Nobody Left Outside"-Kampagne hat das Ziel, private Mittel zu akquirieren, um bis 2018 Unterkünfte für zwei Millionen Flüchtlinge zu bauen oder zu verbessern, das heißt für nahezu einen von acht der 15,1 Millionen Flüchtlinge unter dem Mandat von UNHCR (Stand: Mitte 2015). Das Hilfswerk der Vereinten Nationen für Palästina-Flüchtlinge (UNRWA) kümmert sich um die übrigen palästinensischen Flüchtlinge.

Ohne eine deutliche Erhöhung der finanziellen Mittel und globalen Unterstützung drohen Millionen Menschen, die auf der Flucht vor Krieg und Verfolgung sind, Obdachlosigkeit oder unzureichende Wohnbedingungen in Ländern wie dem Libanon, Mexiko und Tansania. Ohne einen sicheren Platz zum Essen, Schlafen, Lernen, zum Unterbringen von Habseligkeiten und für Privatsphäre können die Konsequenzen für die Gesundheit und das Wohlergehen dieser Menschen tiefgreifend sein.

Die Bereitstellung von Unterkünften im globalen Maßstab ist ein enormes logistisches Unterfangen. Jedes Jahr schafft UNHCR 70.000 Zelte und mehr als zwei Millionen Zeltplanen an, die mittlerweile zum Symbol einer Antwort auf humanitäre Notlagen geworden sind.

Da UNHCR jedoch weiterhin mit einem hohen Bedarf an behelfsmäßigen Behausungen konfrontiert ist und nur begrenzte Mittel zur Verfügung hat, stehen UNHCR-MitarbeiterInnen oft vor der schwierigen Entscheidung, die Bereitstellung von Notunterkünften für möglichst viele betroffene Menschen über Investitionen in dauerhaftere und nachhaltigere Lösungen zu stellen. Außerhalb von Lagern sind Flüchtlinge auf die Unterstützung von UNHCR angewiesen, um in Städten dutzender Länder entlang der Grenzen zu Konfliktregionen eine Wohnung zu finden und Miete zu zahlen.

Fehlende Mittel

Die Beherbergung von Flüchtlingen wird 2016 voraussichtlich 724 Millionen US-Dollar kosten. Nur 158 Millionen US-Dollar sind aber momentan verfügbar. Dieser Fehlbetrag droht Millionen Männer, Frauen und Kinder ohne adäquate Unterkunft und mit Schwierigkeiten, ihre Leben wieder aufzubauen, zurückzulassen.

Die Kampagne "Nobody Left Outside" bittet private Spender und Unternehmen darum, sich mehr einzubringen. Der private Sektor ist für UNHCR eine immer wichtigere Spendenquelle und trug 2015 mehr als acht Prozent der Gesamtförderung der Organisation bei.

"Dem privaten Sektor kommt mit seinem Know-How, seiner Energie und seinem Kapital eine wichtige Rolle zu, im Geiste der Solidarität zu handeln und Flüchtlingen vor Krieg und Verfolgung ein Obdach zu bieten", sagte Hochkommissar Grandi. Er fügte hinzu, dass die Bereitstellung von angemessenem Wohnraum zudem Spannungen zwischen Flüchtlingen und Aufnahmegesellschaften verringern könnte. "Wir müssen bessere Wege finden, um Flüchtlinge friedlich in unsere Aufnahmegesellschaften zu integrieren", sagte Grandi. "Eine ordentliche Unterkunft für jeden und jede ist von zentraler Bedeutung für den sozialen Zusammenhalt. Ein gutes Zuhause schafft eine gute Nachbarschaft."

Die Regionen, die eine Unterstützung am nötigsten brauchen, sind Subsahara-Afrika (Bedarf: 255 Mio. US-Dollar; verfügbar: 48 Mio. US-Dollar) sowie Ost- und Nordafrika (Bedarf: 373 Mio. US-Dollar; verfügbar: 91 Mio. US-Dollar). In Asien besteht ein Bedarf von 59 Millionen US-Dollar, während dort nur acht Millionen US-Dollar zur Verfügung stehen. Auch Europa braucht deutlich mehr Hilfe (Bedarf: 36 Mio. US-Dollar; verfügbar: 10 Mio. US-Dollar).

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Quelle:
UNHCR-Vertretung für Deutschland
http://www.unhcr.de/presse/nachrichten/artikel/520830e3b25f50e83f9353ac5000356d/unhcr-kampagne-nobody-left-outside-1.html
Redaktion: Martin Rentsch
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Internet: www.unhcr.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 20. Mai 2016

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