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AGRAR/1685: Afrika - Düngemittel-Unterversorgung soll ein Ende haben (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland GmbH
IPS-Tagesdienst vom 26. September 2014

Afrika: Schwer erhältlich, oft zu teuer - Düngemittel-Unterversorgung soll ein Ende haben

von Busani Bafana


Bild: © Busani Bafana/IPS

Thomas Rice hätte gern mehr Dünger, um die Produktivität seiner Böden zu steigern
Bild: © Busani Bafana/IPS

Chimoio, Mosambik, 26. September (IPS) - Eherculano Thomas Rice, ein Bauer aus Chimoio in der mosambikanischen Provinz Manica, ist mit seiner Maisernte zufrieden. Immerhin hat sein acht Hektar großes Feld 40 Sack Mais abgeworfen. Dem Farmer ist bewusst, dass der Ertrag höher ausgefallen wäre, hätte er sich mehr Dünger leisten können.

Um die Produktivität seiner Böden zu steigern, pflanzt Rice Bohnen. Dünger kauft er nur, wenn er dazu finanziell in der Lage ist. "Ein solcher Input könnte die Erträge drastisch steigern", ist er überzeugt. Von der Nichtregierungsorganisation 'Farm Inputs Promotions Africa' (FIPS) zum Promoter landwirtschaftlicher Inputs fortgebildet, unterweist er auf Versuchsfeldern im Umgang mit verbesserten Düngemitteln.

Nach Angaben von FIPS, das mit rund 38.000 Bauern in fünf Bezirken in Manica zusammenarbeitet, kostet der Dünger 33 US-Dollar pro 50-Kilo-Sack. Drei solcher Säcke sind nötig, um einen Hektar Land zu düngen - zu teuer für die meisten Kleinbauern.

Die Schwierigkeit afrikanischer Kleinbauern wie Rice, an Düngemittel zu kommen, ist ein altbekanntes Problem. Tatsächlich werden auf dem Kontinent im Durchschnitt gerade einmal acht Kilo Dünger pro Hektar Land ausgebracht. Der globale Durchschnittswert liegt bei 93 Kilo pro Hektar. In Asien sind es sogar 100 bis 200 Kilo, wie dem Bericht 'Sustainable Intensification: A New Paradigm for African Agriculture' ('Nachhaltige Intensivierung: Ein neues Paradigma für die afrikanische Landwirtschaft') von 2013 der Agrarexpertengruppe 'Montpelier Panel' zu entnehmen ist.

Die Landwirtschaft trägt zu 25 Prozent zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) von Mosambik bei. Einem Evaluierungsbericht des Ministeriums für landwirtschaftliche und ländliche Entwicklung von 2004 ist zu entnehmen, dass verbessertes Saatgut, Düngemittel und Pestizide die Produktivität der Böden um 576 Prozent steigern könnten.


Viele Hürden

Charles Ogang, Der Vorsitzende des Nationalen Bauernverbands von Uganda, sieht ohne einen flächendeckenden Zugang zu Düngemitteln die Ernährungssicherheit Afrikas in Gefahr. Wie er in einer E-Mail an IPS erklärte, gibt es viele Gründe, warum Bauern in Afrika mehr schlecht als recht von der Landwirtschaft leben könnten: Düngemittel sind für viele Farmer, selbst wenn sie könnten und wollten, oftmals gar nicht zugänglich. "Der Mangel an ländlicher Infrastruktur, an Speicher- und Veredelungsmöglichkeiten sowie der fehlende Zugang zu Krediten und das begrenzte Wissen über den Umgang mit Düngemitteln sind die Hauptfaktoren, die einem erhöhten Einsatz dieser Mittel im Wege stehen."

Dabei heißt es in der Ersten Resolution der Abuja-Erklärung über Düngemittel, dass sich afrikanische Regierungen dringend um einen erhöhten Einsatz von Düngemitteln bemühen sollten. Demnach gilt es die Verwendung von Bodennährstoffen von derzeit acht Kilo pro Hektar auf 50 Kilo pro Hektar bis 2015 zu erhöhen.

"Auch wenn bisher kein Land in Subsahara-Afrika dieses Ziel erreicht hat, gibt es Anzeichen dafür, dass sich die Länder und regionale Wirtschaftsgemeinschaften seit 2006 darum bemühen, die Abuja-Düngemittel-Erklärung umzusetzen", meint Richard Mkandawire, Vizevorsitzender der Afrikanischen Düngemittel- und Agrobusiness-Partnerschaft (AFAP). Nach seinen Erkenntnissen hat beispielsweise Malawi den durchschnittlichen Einsatz von Düngemitteln von zehn Kilo pro Hektar in den 1990er Jahren auf 33 Kilo erhöht. Angestrebt seien 50 Kilo pro Hektar.

Mkandawire zufolge betreibt die Partnerschaft derzeit technische Untersuchungen, um angemessene Bodenmanagementpraktiken einschließlich der Erstellung von Bodenkarten voranzubringen. Darüber hinaus untersucht sie alle Arten von Böden, um sicherzustellen, dass die Kleinbauern Zugang zu den passenden Düngemitteln erhalten.

Der Experte räumt zwar ein, dass es keine Lösungen gibt, was die Frage der hohen Düngemittelkosten angeht. Wohl aber versuche AFAP mit einer Reihe von Mechanismen wie Finanzierungshilfen für Importeure und andere Abnehmer sowie der technischen Unterstützung für die Lagerhäuser in Häfen die Kosten zu senken.


Ruf nach Transformationsprozess

Im August hatte AFAP in Zusammenarbeit mit dem Internationalen Verband der Düngemittelindustrie (IFA) eine Multimedienkampagne in der äthiopischen Hauptstadt Addis Abeba gestartet, um afrikanische Regierungen zu ermuntern, in die Produktivität der Landwirtschaft zu investieren. So wurden die politischen Entscheidungsträger aufgefordert, Farmern den Zugang zu verbesserten Agrarinputs und insbesondere Düngemitteln zu verschaffen, um einen landwirtschaftlichen Transformationsprozess und die Wirtschaftsentwicklung in Gang zu bringen.

Im Juni verpflichteten sich die afrikanischen Präsidenten dazu, bis spätestens 2025 in ihren Ländern die Nahrungsmittelproduktion zu verdoppeln, die Armut zu halbieren und die Unterernährung bei Kindern zu überwinden.

Der IFA-Generaldirektorin Charlotte Hebebrand zufolge liegt die afrikanische Nachfrage nach Düngemitteln bei unter drei Prozent des globalen Marktes. Die landwirtschaftliche Produktion sei nach wie vor niedrig, und ein signifikanter Anteil der lokalen Produktion werde unverarbeitet exportiert. "Ausgerüstet mit den richtigen landwirtschaftlichen Inputs und dem Wissen, wie diese Inputs eingesetzt werden müssen, würden die Erträge bemerkenswert steigen", betont sie. "Für jedes Kilo eingesetzter Nährstoffe könnten die Bauern mit einem Ertragsplus zwischen fünf und 30 Kilo rechnen."

Schwache Düngemittellieferketten, die Bauern zwingen, lange Entfernungen zurückzulegen, um an Dünger zu kommen, sind der Hauptgrund für deren geringe Verwendung in Afrika. Hinzu kommen ungesunde Bewirtschaftungspraktiken. So hat eine Analyse der Gesundheit afrikanischer Böden der Allianz für eine grüne Revolution (AGRA) mit Sitz im kenianischen Nairobi gezeigt, dass die Agrarflächen in Subsahara-Afrika jedes Jahr pro Hektar 30 bis 80 Kilogramm Nährstoffe wie Phosphor und Stickstoffe aufgrund nicht nachhaltiger Farmpraktiken verlieren. "Afrikas Hoffnungen auf eine ernährungssichere Zukunft könnten vernichtet werden", warnt der AGRA-Report.

Das Bodengesundheitsprogramm von AGRA arbeitet derzeit an der Lösung des Problems, indem es ein extensives Netzwerk aus Partnerschaften in 13 Ländern aufbaut, das drei Millionen Bauern mit den Vorteilen vertraut machen soll, die entstehen, wenn organische Substanzen, kleine Mengen an mineralischem Dünger und Hülsenfrüchten ausgebracht werden. (Ende/IPS/kb/2014)


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http://www.ipsnews.net/2014/09/africa-pays-the-price-of-low-harvests-thanks-to-costly-fertilisers/

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IPS-Tagesdienst vom 26. September 2014
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veröffentlicht im Schattenblick zum 27. September 2014