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ARBEIT/2236: Viele Hürden behindern Zuwanderung (idw)


Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung - 28.11.2013

Viele Hürden behindern Zuwanderung



Wenn ihre Abschlüsse anerkannt werden, finden viele Zuwanderer hierzulande leichter einen Arbeitsplatz. Das hat das Institut für Arbeit und Qualifikation (IAQ) in einem kürzlich erschienenen Report festgestellt. Dass sich Zuwanderern neben dem Berufsanerkennungsprozess noch viele andere Hürden in Deutschland stellen, hat das Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung bereits 2012 in seiner Studie "Nach Punkten vorn. Was Deutschland von der Zuwanderungs- und Integrationspolitik Kanadas lernen kann" gezeigt.

Weil es in Deutschland an Nachwuchs mangelt, dürfte sich hierzulande mittelfristig ein Fachkräftemangel einstellen. Laut Berlin-Institut wird bis ins Jahr 2050 die Zahl der Menschen im Erwerbsalter von heute knapp 54 auf dann 39 Millionen abnehmen. Eine Lücke, die durch mehr Zuwanderung zumindest teilweise gestopft werden kann. Doch um qualifiziertes Personal aus anderen Ländern anzulocken, bedarf es Angeboten, die Deutschland für Zuwanderer attraktiv machen. Die Anerkennung von ausländischen Berufsabschlüssen ist ein wichtiger Schritt in diese Richtung. "Migranten wollen ihre Kenntnisse aus Ausbildung oder Studium gewinnbringend einsetzen", so Reiner Klingholz vom Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung. "Wenn wir ihnen das verwehren, verschenken wir damit die Chance, unseren Fachkräftemangel abzufedern. Wenn ihre Berufe nicht anerkannt werden, verrichten ausländische Hochqualifizierte oft Jobs, die ihner Qualifikation gar nicht entsprechen - und das, obwohl viele Unternehmen Bedarf an ihrem Fachwissen haben."

Dass allein für die Anerkennung von Berufsabschlüssen hierzulande laut IAQ über 600 unterschiedliche Stellen zuständig sind, macht den Start in Deutschland für Zuwanderer kompliziert. Doch obwohl es weiterhin Probleme gibt, sei der Prozess, so das IAQ in den vergangenen Jahren schneller und transparenter geworden. In Deutschland gibt es aber eine Reihe weiterer Hürden, so Klingholz. Wegen ihnen würden sich viele Migranten sogar gänzlich gegen Deutschland entscheiden, weil ihnen andere Länder mit ihren Möglichkeiten attraktiver erscheinen.

Schaffen sie es trotzdem, auf dem Arbeitsmarkt Fuß zu fassen, verdienen Zuwanderer laut Berlin-Institut bei gleicher Qualifikation weniger als Deutsche. Und selbst wenn sie von Geburt an in Deutschland leben, gelingt ihren Kindern oft kein Berufsabschluss. Um Arbeitskräfte gezielt anzulocken, fordert das Institut in seiner Studie, Deutschland als Einwanderungsland besser zu vermarkten. Vielversprechend sei zudem die Einführung eines flexiblen Punktesystems und einer Job-Datenbank. Diese Mittel könnten helfen, solche Zuwanderer anzuziehen, die hierzulande tatsächlich die Chance auf einen Job haben. Außerdem fordert das Berlin-Institut, Startschwierigkeiten abzumildern - etwa durch bereits vor der Zuwanderung beginnende Kursangebote sowie durch Mentorenprogramme in Deutschland. Chancen müssten aber nicht nur für die neuen Arbeitskräfte, sondern auch für deren Kinder entstehen: Damit sie erfolgreich eine Schullaufbahn durchlaufen können, müsse das das Bildungssystem entsprechend gestaltet werden. Ihre Handlungsempfehlungen leiten die Wissenschaftler aus der Zuwanderungs- und Integrationspolitik in Kanada ab, das in diesen Bereichen als weltweit führend gilt.

Die Studie "Nach Punkten vorn. Was Deutschland von der Zuwanderungs- und Integrationspolitik Kanadas lernen kann" erhalten Sie kostenlos unter [1].


Das Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung ist ein unabhängiger Thinktank, der sich mit Fragen regionaler und globaler demografischer Veränderungen beschäftigt. Das Institut wurde 2000 als gemeinnützige Stiftung gegründet und hat die Aufgabe, das Bewusstsein für den demografischen Wandel zu schärfen, nachhaltige Entwicklung zu fördern, neue Ideen in die Politik einzubringen und Konzepte zur Lösung demografischer und entwicklungspolitischer Probleme zu erarbeiten.

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Anmerkung:
[1] http://www.berlin-institut.org/publikationen/studien/nach-punkten-vorn.html

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung, Ruth Müller, 28.11.2013
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E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 30. November 2013