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BANK/466: Simbabwe - Lieber mit Cash als mit Plastikgeld unterwegs, kein Vertrauen in die Banken (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 27. Mai 2011

Simbabwe: Lieber mit Cash als mit Plastikgeld unterwegs - Kein Vertrauen in die Banken

Von Ignatius Banda


Bulawayo, Simbabwe, 27. Mai (IPS) - In Simbabwes zweitgrößter Stadt Bulawayo zeigen die Händlerinnen und Händler, die ihre Geschäfte in benachbarten Ländern des südlichen Afrika abwickeln und mit viel Bargeld in verschiedenen Währungen unterwegs sind, der neu eingeführten Geldkarte die kalte Schulter. Sie misstrauen den Banken und deren Plastikgeld und tauschen ihre US-Dollar, südafrikanische Rand und botswanische Pula lieber bei einem der vielen Geldwechsler um. Die Möglichkeit, ausgeraubt oder betrogen zu werden, schreckt sie weniger als die Angst, ihr Geld an Banken zu verlieren.

Da helfen auch die Bemühungen ihres Anfang 2010 gegründeten Dachverbandes, der 'Cross Border Traders' Association' (CTBA) wenig, seine mehr als 15.000 Mitglieder von den Vorteilen der so genannten E-Card beim grenzüberschreitenden Handel zu überzeugen. Bis zu 2.000 Händler passieren täglich die Grenze nach Südafrika.

Das kürzlich mit großem Werbeaufwand und mit Unterstützung der simbabwischen Zollbehörde eingeführte System sieht vor, dass die Händler ihr Geld auf ein Konto bei einer simbabwischen Bank einzahlen und mit Hilfe einer mit Rand oder Pult aufgeladenen Geldkarte im Nachbarland darüber verfügen können - ohne Umweg über den Tausch in einer informellen Wechselstube.

In Bulawayo floriert dank des umfassenden Grenzverkehrs der Händler seit jeher ein grauer Devisenmarkt, auf den die Finanzbehörden keinen Zugriff haben. Bis 2009 war er offiziell verboten. Doch nachdem der wirtschaftliche Zusammenbruch die Hyperinflation in Simbabwe auf 230 Millionen Prozent getrieben hatte, wurde der der amtliche Wechselkurs des Simbabwedollar (ZBW) aufgegeben. Heute wird in US-Dollar, Euro oder Rand abgerechnet.


Bargeld für die Banken

Bei der offiziellen Einführung der elektronischen Geldkarte in Bulawayo betonte Killer Zivhu, Vorsitzende der Cross Border Trader's Association: "Sie ist Teil der Bemühungen, den Banken wieder Bargeld zu verschaffen. Zudem soll sie die Händler vor dem Verlust großer Bargeldmengen schützen, die sie über die Grenze bringen." Zuvor hatten in Simbabwe Gerüchte über betrügerische Geldwechsler im Ausland die Runde gemacht. Diese Probleme werde es bei Benutzung einer Geldkarte nicht geben, versicherte Zivhu.

Die umworbenen Händler bleiben skeptisch. "Ich warte erst einmal ab, was die anderen davon halten, sagte Mavis Maravanyika. Sie betreibt einen Stand in Bulawayos Großmarkthalle, in der viele Händler importierte Waren anbieten. "Für mich macht es wenig Sinn, mein Geld auf die Bank zu bringen, wenn deren amtlicher Wechselkurs niedriger ist als der, den ich auf der Straße aushandele."

Ihre Kollegin Sibatshaziwe Ndlovu berichtete von schlechten Erfahrungen mit den Banken. "Wir wissen zwar, wie gefährlich es ist, mit viel Geld in der Tasche über die Grenze zu reisen. Doch viele von uns haben wegen der hohen Gebühren ihre Bankkonten gelöscht. Ich kann es mir nicht leisten, auch nur ein paar Cent an die Banken zu verlieren", betonte sie.

Auch wenn Simbabwes Händler in der Entwicklungsgemeinschaft des südlichen Afrika (SADC) grundsätzlich für offene Märkte und eine einheitliche Währung eintreten, trauen sie den Banken im eigenen Land nicht über den Weg. Der Wirtschaftsexperte Takura Dzimuto kann sie verstehen. "Man hat ihr seit Jahren gewachsenes, berechtigtes Misstrauen gegenüber den Banken ignoriert und muss sie erst einmal von den Vorteilen des Plastikgelds überzeugen", meinte er. (Ende/IPS/mp/2011)


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veröffentlicht im Schattenblick zum 28. Mai 2011