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BANK/576: UBS Schweiz - Too Big To Save? (Pressenza)


Internationale Presseagentur Pressenza - Büro Zürich

UBS: Too Big To Save?

Pressemitteilung des Forum Geldpolitik vom 20. März 2023


Aus der Fusion von UBS (Union Bank of Switzerland) und Credit Suisse (CS) entsteht ein Gigant, der womöglich zu gross ist für eine Rettung. Das Klumpenrisiko ist für die kleine Schweizer Volkswirtschaft nicht tragbar!

Nachdem die US-Finanzministerin Janet Yellen die grossen US-Banken vor dem Wochenende angewiesen hat, die First Republic Bank zu retten (für weitere Informationen siehe The Hill [1]), war das neue Bail-out Verfahren für die Finanzkrise 2023 geboren: Banken retten Banken. Auf Geheiss und mit gütiger Mithilfe des Staates.

Was in den USA funktioniert, passt auch für die Schweiz, haben sich Bundesrat, SNB und FINMA gedacht. Statt entsprechend den hiesigen Gesetzen und Too Big To Fail Richtlinien das Schweizer Geschäft der CS vom Konzern zu trennen, beugt man sich dem Druck des Auslands und erschafft einen neuen Giganten.

Maurizio Degiacomi, Projektleiter Forum Geldpolitik, stellt besorgt fest: "Ob die Schweiz in der Lage wäre, den neuen Koloss zu retten, ist völlig unklar. Wie das spektakuläre Scheitern der CS, kann und will sich das zur Zeit niemand vorstellen".

Die Augen vor einem solchen Szenario zu verschliessen wäre jedoch brandgefährlich. Denn das fraktionale Reservesystem, basierend auf privater Geldschöpfung, ist seit bald 15 Jahren im Krisenmodus. Die Frage muss erlaubt sein, ob es seinen Zweck noch erfüllt oder mehr schadet als nützt.

So oder so, in einem fragilen, krisenanfälligen System einen Koloss zu erschaffen, der nach den gleichen Regeln zu funktionieren hat wie sein gescheitertes Pendant, ist grotesk.

Das Forum Geldpolitik fordert deshalb von den Behörden:

  • Die mit der privaten Geldschöpfung respektive dem fraktionalen Reservesystem verbundenen Risiken anzuerkennen
  • Offen zu kommunizieren, welche Risiken vom neuen Giganten ausgehen (das öffentliche Interesse überwiegt. Die Risikopositionen müssen zwingend öffentlich gemacht werden.)
  • Einen Plan vorzustellen, wie die systemischen Risiken nachhaltig reduziert werden können
  • Und dabei im Grundsatz auch offen für strukturelle Reformen, wie z.B. die Vollgeld-Reform [2], zu sein.

Auf den beinahe Kollaps der CS muss eine Zeitenwende im Krisenmanagement folgen. Denn die Massnahmen zur Stabilisierung des Finanzsystems haben offensichtlich auf der ganzen Linie versagt. Das hat auch damit zu tun, dass man die vom fraktionalen Reservesystem ausgehenden strukturellen Risiken nicht sehen will. Was es daher dringend braucht, ist eine ehrliche Auseinandersetzung mit der Architektur des Geld- und Finanzsystems.


Das Forum Geldpolitik wird vom Verein Monetäre Modernisierung (MoMo) getragen und gibt Denkanstösse, wie die Geldpolitik und die monetäre Grundordnung im Interesse der Schweiz modernisiert werden können.
www.forum-geldpolitik.ch


Anmerkungen:
[1] https://thehill.com/business/3905734-heres-why-the-too-big-to-fail-banks-bailed-out-first-republic/
[2] https://www.vollgeld-initiative.ch/


Der Text steht unter der Lizenz Creative Commons 4.0
http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/

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Quelle:
Internationale Presseagentur Pressenza - Büro Berlin
Reto Thumiger
E-Mail: redaktion.berlin@pressenza.com
Internet: www.pressenza.com/de

veröffentlicht in der Online-Ausgabe des Schattenblick am 24. März 2023

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