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BERICHT/209: Wirtschaftliche Lage in der Bundesrepublik Deutschland im November 2009 (BMWi)


Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie - Berlin, 17. November 2009

Die wirtschaftliche Lage in der Bundesrepublik Deutschland November 2009 [1]


Die Erholung der deutschen Wirtschaft hat sich im dritten Quartal fortgesetzt [2]. Das Bruttoinlandsprodukt erhöhte sich preis-, kalender- und saisonbereinigt [3] um 0,7 % gegenüber dem Vorquartal, nach leicht aufwärts revidierten +0,4 % im zweiten Quartal. Die Wirtschaftsleistung war im dritten Quartal kalenderbereinigt 4,7 % niedriger als vor einem Jahr. In der Verlaufsbetrachtung kamen die Impulse insbesondere von den Investitionen in Ausrüstungen und Bauten sowie dem Wiederaufbau der Lagerbestände. Für das Jahresschlussquartal sprechen die vorliegenden Indikatoren für eine Fortsetzung der Erholung. Nachfrage und Produktion in der Industrie nehmen tendenziell zu. Am Bau wirken zunehmend die konjunkturellen Stützungsmaßnahmen. Die Dienstleistungsbereiche zeigen sich insgesamt relativ stabil und äußern sich etwas zuversichtlicher als noch im ersten Halbjahr. Die deutsche Wirtschaft bleibt aber vorerst auf konjunkturstabilisierende Impulse angewiesen. Ihre Auftriebskräfte sind noch nicht selbsttragend und die Produktionskapazitäten sind noch stark unterausgelastet. Im Verlauf der weiteren Entwicklung dürfte es noch weiterer Anpassungsbedarf bei der Personalausstattung der Unternehmen geben. Trotz spürbarer Besserungstendenzen ist die Krise an den Finanzmärkten noch nicht ausgestanden. Positiv wirkt sich aus, dass die Stabilisierung der Weltwirtschaft voranschreitet und die Preisentwicklung weiterhin ruhig verläuft. Insgesamt dürfte die wirtschaftliche Erholung in Deutschland - ausgehend von einem niedrigen Niveau - demnach anhalten.

Nach einem Rückgang über einen Zeitraum von fünf Quartalen hat sich die Wende im Produzierenden Gewerbe vollzogen. Die Produktion im dritten Quartal erholte sich kräftig um preis- und saisonbereinigt 3,5 % gegenüber dem Vorquartal. Vor allem die Industrieproduktion trug hierzu mit einem Wachstum von 3,6 % bei. Neben den globalen Stabilisierungstendenzen hat dazu beigetragen, dass nach dem vorherigen Abbau der Lager Anpassungen im Hinblick auf die erwartete Erholung erfolgten. Zuletzt erhöhte sich die Industrieproduktion im September um 3,2 % gegenüber dem Vormonat. Die Impulse kamen den Umsätzen zufolge mehrheitlich aus dem Ausland (drittes Quartal: +6,2%). Die Inlandsumsätze nahmen um 1,0 % zu. Vor allem die Hersteller von Vorleistungs- und Investitionsgütern weiteten ihre Produktion aus. Das Vorjahresniveau unterschritt die Industrieproduktion im dritten Quartal weiter deutlich um arbeitstäglich bereinigt 17,4 %.

Die Nachfragesituation konnte sich weiter verbessern. Bei einem leichten Auftragsplus von preis- und saisonbereinigt 0,9 % im September erholten sich die Auftragseingänge im dritten Quartal insgesamt kräftig um 8,9 % gegenüber dem Vorquartal. Die Geschäftserwartungen im Verarbeitenden Gewerbe hellten sich im Oktober ebenfalls weiter auf. Insgesamt ist daher eine Fortsetzung der Erholung im Jahresschlussquartal wahrscheinlich.

Die Bauproduktion wurde im September um preis- und saisonbereinigt 1,8 % eingeschränkt. Gegenüber dem Vorquartal erhöhte sie sich im dritten Quartal aber leicht um 0,3 %. Dabei entwickelt sich der Tiefbau angesichts der staatlichen Impulse aus den Konjunkturprogrammen etwas besser als der Hochbau. Die Auftragseingänge im Bauhauptgewerbe gingen im August zwar preis- und saisonbereinigt leicht um 0,5 % zurück, sie tendieren aber insgesamt aufwärts und erhöhten sich im Dreimonatsvergleich zuletzt um 3,0 %. Das Geschäftsklima im Bauhauptgewerbe blieb stark eingetrübt, gleichwohl lassen die etwas zuversichtlicheren Geschäftserwartungen angesichts der umfangreichen Stützungsmaßnahmen eine gewisse Belebung der Bautätigkeit in den kommenden Monaten erwarten.

Die privaten Konsumausgaben haben sich im dritten Quartal voraussichtlich nicht erhöht. Hierzu trug bei, dass die konjunkturpolitischen Impulse für die privaten Haushalte etwas schwächer ausfielen. So gingen die Umsätze im Einzelhandel ohne Kfz-Handel im dritten Quartal preis- und saisonbereinigt um 0,7 % gegenüber dem Vorquartal zurück. Die Umsätze im aktuellen Berichtsmonat September nahmen um 0,2 % ab. Der Handel mit Kfz büßte nach dem starken Anstieg im Frühjahr seit den Sommermonaten an Umsatz ein und musste im dritten Quartal einen Umsatzrückgang um 4,1 % verbuchen. Eine Zunahme der privaten Konsumausgaben im Jahresschlussquartal ist angesichts der nach wie vor schwierigen Lage am Arbeitsmarkt eher unwahrscheinlich. Hierauf deutet auch das Geschäftsklima im Einzelhandel hin.

Die deutsche Exportentwicklung hat sich mit der Stabilisierung der Weltwirtschaft wieder deutlich belebt. Ausgehend vom vorherigen niedrigen Niveau legten die Warenausfuhren in jeweiligen Preisen im dritten Quartal saisonbereinigt erstmals wieder kräftig um 5,4 % zu. Dabei erhöhten sie sich im September um 3,8 % gegenüber dem Vormonat. Den Stand von vor einem Jahr unterschritten die Exporte im dritten Quartal aber nach wie vor deutlich um 19,4 % (Ursprungswerte). Die Warenimporte nahmen im Verlauf im September um 5,8 % und im gesamten dritten Quartal aber ebenso dynamisch wie die Exporte um 5,4 % zu. Per Saldo sind im dritten Quartal daher keine Impulse auf die Gesamtwirtschaft ausgegangen. Auch wenn die wirtschaftliche Erholung in wichtigen Absatzmärkten der deutschen Wirtschaft nur allmählich voranschreitet, haben sich die Perspektiven für die deutsche Exportwirtschaft insgesamt doch spürbar aufgehellt.

Der Arbeitsmarkt erweist sich weiterhin als bemerkenswert stabil. Er wurde zuletzt zudem durch eine kräftige Herbstbelebung gestützt. Im Zuge der konjunkturellen Erholung zeichnen sich zwar etwas weniger belastende Rahmenbedingungen für den Arbeitsmarkt ab. Das Risiko, dass die Unternehmen ihren Arbeitkräftebedarf künftig stärker anpassen als bisher, besteht aber fort. Die Erwerbstätigkeit veränderte sich in den Monaten Juli bis September saisonbereinigt kaum. Im September erhöhte sich die Erwerbstätigkeit im Inland saisonbereinigt sogar um 5.000 Personen. Nach den Ursprungszahlen gab es 40,55 Mio. Erwerbstätige und damit 104.000 weniger als vor einem Jahr. Die registrierte Arbeitslosigkeit ging in den vergangenen Monaten saisonbereinigt sogar leicht zurück, zuletzt im Oktober um 26.000 Personen. Hierbei spielten allerdings sich überlagernde Sondereffekte infolge der Neuausrichtung des arbeitsmarktpolitischen Instrumentariums eine Rolle. Die intensive Nutzung von Kurzarbeit sowie flexible betriebliche Arbeitszeitregelungen wirken weiterhin stark entlastend. Im Oktober gab es 3,229 Mio. registrierte Arbeitslose, 232.000 mehr als vor einem Jahr. Die Arbeitslosenquote ging auf 7,7 % zurück.

Die Preisentwicklung verläuft nach wie vor auf allen Absatzstufen in äußerst ruhigen Bahnen. Die Verbraucherpreise lagen im Oktober auf Vorjahresniveau (+0,0 %). Die niedrige Teuerungsrate ist weiterhin insbesondere auf die im Jahresvergleich starken Preisrückgänge bei Energie und Nahrungsmitteln zurückzuführen. Die Kerninflationsrate - ohne Energie und saisonbereinigte Nahrungsmittel - verblieb bei gleichfalls niedrigen +1,0 %. Gegenüber dem Vormonat nahmen die Verbraucherpreise im Oktober leicht um +0,1 % zu, unter anderem weil sich die Preise für Heizöl erhöhten.

[1] In diesem Bericht werden statistische Daten verwendet, die bis zum 16. November 2009 vorlagen.

[2] Schnellmeldung des Statistischen Bundesamts zum BIP im dritten Quartal vom 13. November 2009. Die ausführlichen Ergebnisse werden am 24. November bekannt gegeben.

[3] Wenn nicht anders vermerkt, handelt es sich bei den saisonbereinigten Angaben um Berechnungen nach dem Verfahren Census X-12-ARIMA.

Downloads

Ausgewählte Daten zur wirtschaftlichen Lage
November 2009
PDF: 22,7 KB
http://www.bmwi.de/BMWi/Redaktion/PDF/A/ausgewaehlte-daten-zur-wirtschaftlichen-lage-november-2009, property=pdf,bereich=bmwi,sprache=de,rwb=true.pdf


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Quelle:
BMWi-Pressemitteilung vom 17. November 2009
Herausgeber: Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie
Pressestelle des BMWi
Telefon: 03018-615-6121 oder -6131
E-Mail: buero-L2@bmwi.bund.de
Internet: http://www.bmwi.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 19. November 2009