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ENERGIE/1768: Chile - Bergbauindustrie setzt auf Solarkraft (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland GmbH
IPS-Tagesdienst vom 9. Oktober 2013

Chile: Bergbauindustrie setzt auf Solarkraft

von Marianela Jarroud


Bild: © Mit der freundlichen Genehmigung von David Pasten

Feldversuche der Universität von Chile mit Solarpanelen
Bild: © Mit der freundlichen Genehmigung von David Pasten

Santiago, 9. Oktober (IPS) - Die chilenische Bergbauindustrie will ihren Strombedarf künftig verstärkt mit Hilfe der Solarkraft decken. Denn Sonne gibt es in der ressourcenreichen Atacama-Wüste im Norden des Landes reichlich.

Untersuchungen der Universität von Chile bescheinigen der Region eine Intensität der Sonneneinstrahlung von sieben bis 7,5 Kilowatt pro Stunde und Quadratmeter. Demnach würden Solarzellen auf einer Fläche von 400 Quadratkilometern ausreichen, um die gesamte Energienachfrage des südamerikanischen Landes zu bedienen.

Der expandierende Bergbausektor ist derzeit der größte Stromfresser in der nördlichen Region. Er verschlingt 90 Prozent der erzeugten Elektrizität. Den kleinen Rest teilen sich Haushalte, Unternehmen und Behörden.


Investitionen in Solarparks

In Tarapacá, einer Region an der Grenze zu Bolivien, werden derzeit 1,4 Milliarden US-Dollar in Solarparks investiert. 773 Millionen Dollar sind allein für das im 'Atacama Solar' vorgesehen, wo auf 1.000 Hektar eine Gesamtleistung von 250 Megawatt Strom erzeugt werden soll. In der gleichen Region entsteht der Solarpark 'Complejo Solar Pica', der nach seiner Fertigstellung 90 Megawatt ins Stromnetz des Nordens einspeisen soll. Die Investitionen werden mit 228 Millionen Dollar veranschlagt.

Weiter südlich, in Antofagasta, hat das nationale Kupferunternehmen Codelco im Juni letzten Jahres 'Calama Solar 3' eingeweiht. Dabei handelt es sich um die erste industrielle Fotovoltaikanlage des Landes, die die Gebiete mit Strom versorgt, über die sich die Chuquicamata-Mine erstreckt. In der Anlage mit einer installierten Leistung von einem Megawatt konnten die dort anfallenden CO2-Emissionen um jährlich 1.680 Tonnen gesenkt werden. Chile ist der weltgrößte Kupferproduzent.

Das Interesse der Bergbauunternehmen an der Sonnenkraft kommt zu einer Zeit, in der die traditionellen Stromquellen in vielen Fällen durch Gerichtsurteile gestoppt werden. Die Stromkosten haben sich im letzten Jahrzehnt versiebenfacht. Hinzu kommt, dass der Bergbausektor seine CO2-Bilanz verbessern muss.

"Die Bergbauunternehmen beziehen ihren Strom aus unterschiedlichen Quellen", meint Edward Fuentealba von der Behörde für Elektroingenieurswesen der Universität von Autofagasta. "Die Solartechnologien können inzwischen die Nachfrage nach Wärmekraft decken und zu Einsparungen bei den Dieselausgaben beitragen. Das lohnt sich", meint er. Die Treibstoffimporte entsprechen in etwa dem nationalen Verbrauch fossiler Brennstoffe.

Das spanische Solarenergieunternehmen 'Solarpack', das Calama Solar 3 gebaut hat, hält den Solarpark für die weltproduktivste Fotovoltaikstätte pro Einheit installierter Leistung. Die Firma hat bereits Calama Solar 1 und 2 mit jeweils neun Megawatt errichtet. Und im März begann sie mit der Installation der 25-Megawatt-Anlage 'Pozo Almonte Solar' in Tarapacá, die tagsüber 13 Prozent der Energie bereitstellt, die der Bergbaukonzern 'Doña Inés de Collahuasi' benötigt. Laut Solarpack spart die Anlage zudem jährlich 50.000 Tonnen CO2 ein.


Problem der begrenzten Speicherkapazität

Trotz des Enthusiasmus habe die Solarenergie ihre Grenzen, weil sie nicht 24 Stunden am Tag verfügbar sei, meint Fuentealba. "Derzeit kann sie mit ihren Fotovoltaik- und Konzentrationstechnologien (Linsen oder andere optische Verkehrungen) die Energienachfrage nur zu einem begrenzten Prozentsatz von unter 20 Prozent bedienen."

Problem sei das Speichern der Sonnenenergie, erläutert er. Allerdings ist er sicher, dass man den Prozentsatz in den kommenden Jahren erhöhen und somit die fossilen Brennstoffe ersetzen kann, "bis wir ein System entwickelt haben werden, dass ausschließlich auf saubere Energien zurückgreift".

Nach Ansicht von Juan Carlos Guajardo, dem Geschäftsführer des Studienzentrums für Kupfer- und Bergbau (Cesco), stellt die Solarkraft für den Energiesektor noch keine wirkliche Alternative dar. Der Energiehunger der großen Bergbaubetriebe lasse sich derzeit nur durch große Stromerzeugungsprojekte stillen. "Mit Wärme-, Kohle-, Erdgas- und Wasserkraftwerken ist dies theoretisch machbar, wären da nicht die ökologischen und sozialen Probleme, die die Durchführung solcher Vorhaben abbremsen." (Ende/IPS/kb/2013)


Links:

http://www.cne.cl/energias/electricidad/sistemas-electricos/344-sing
http://www.uantof.cl/DIE/
http://www.cesco.cl/
http://www.solarpack.es/cas/index.aspx
http://www.ipsnoticias.net/2013/10/mineria-de-chile-recurre-al-sol-para-paliar-escasez-electrica/

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IPS-Tagesdienst vom 9. Oktober 2013
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veröffentlicht im Schattenblick zum 10. Oktober 2013