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GEWERKSCHAFT/1013: Tarifverträge bei Amazon - Gemeinsam über Grenzen hinweg für gute Arbeit (ver.di)


ver.di - Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft - Presseinformation vom 2. Juli 2014

Tarifverträge bei Amazon: Gemeinsam über Grenzen hinweg für gute Arbeit und existenzsichernde Einkommen - Gewerkschafterinnen und Gewerkschafter aus fünf Ländern vernetzen sich



Berlin, 02.07.2014 - Vertreter und Vertreterinnen der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) und von Gewerkschaften aus Polen, der Tschechischen Republik, Großbritannien und den USA treffen sich am 2. und 3. Juli in Berlin, um gemeinsam zu beraten, wie der Kampf für existenzsichernde Einkommen und bessere Arbeitsbedingungen beim Versandhändler Amazon grenzübergreifend koordiniert werden kann. Das Treffen findet auf Einladung der internationalen Gewerkschaftsdachverbände UNI Global Union und der Internationalen Transportarbeiter-Föderation (ITF) statt.

"Amazon expandiert weltweit und die Konflikte gleichen sich. Das Unternehmen verweigert seinen Beschäftigten die Anerkennung von Tarifrechten, zahlt niedrige und willkürlich festgesetzte Löhne, bietet stark gesundheitsgefährdende Arbeitsbedingungen und weigert sich grundsätzlich, Gewerkschaften als Verhandlungspartner anzuerkennen", sagte Alke Bössiger, Abteilungsleiterin UNI Handel.

"Das global agierende Unternehmen Amazon will den Beschäftigten in vielen Ländern einseitig die Arbeits- und Einkommensbedingungen diktieren - Respekt und Wertschätzung von Beschäftigten sieht anders aus. Die internationale Solidarität und grenzübergreifende Vernetzung von Gewerkschaften ist ein wichtiges Signal an Amazon und eine wesentliche Voraussetzung, um für die Amazon -Beschäftigten in Deutschland und an anderen Standorten bessere Arbeitsbedingungen durchzusetzen", unterstrich Stefanie Nutzenberger, ver.di-Bundesvorstandsmitglied für den Handel.

In Deutschland kämpfen Beschäftigte, die sich in ver.di organisiert haben, seit Frühjahr 2013 für Tarifbindung und damit existenzsichernde Einkommens- und bessere Arbeitsbedingungen. Amazon weigert sich bisher, Tarifverhandlungen aufzunehmen. An den Amazon-Standorten Leipzig (Sachsen), Bad Hersfeld (Hessen), Graben (Bayern) und Rheinberg (NRW) haben jeweils Hunderte von Beschäftigten deswegen mehrfach gestreikt. Amazon unterhält in Deutschland acht Versandzentren mit rund 9.000 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern.

Wiederholt in den Streik getreten sind auch die Beschäftigten des Versandzentrums Chalon-sur-Saône, das rund 140 km nördlich von Lyon in Frankreich liegt. Sie fordern, unterstützt von der Gewerkschaft CGT, unter anderem Lohnerhöhungen, ein 13. Monatsgehalt sowie transparente Entlohnungskriterien. Eine Delegation von Amazon-Beschäftigten aus Bad Hersfeld war im März 2014 nach Chalon-sur-Saône gereist, um die dortigen Kolleginnen und Kollegen mit Solidaritätsaktionen zu unterstützen, die britische Gewerkschaft GMB und die polnische Gewerkschaft NSZZ Solidarnosc übermittelten Grußbotschaften.

Mit dem Verweis darauf, man sei ein Logistikunternehmen und kein Unternehmen des Einzel- und Versandhandels, versucht Amazon in Deutschland zu rechtfertigen, dass man Beschäftigten - ohne jegliche tarifvertragliche Absicherung - Einkommen zahlt, die sich an der Logistikbranche orientieren. Dass es anders geht, zeigt Italien: Dort wendet Amazon an einem Standort in Piacenza (Emilia Romagna) den Tarifvertrag des Einzelhandels an. Das Unternehmen ist in Italien dazu verpflichtet, einen der existierenden Branchen-Tarifverträge anzuerkennen - und hat sich explizit für den Tarifvertrag des Einzelhandels entschieden, der eine höhere Entlohnung als in der Logistik vorsieht. Doch auch in Italien will Amazon nicht mit Gewerkschaften verhandeln: Das Unternehmen weigert sich, mit Arbeitnehmervertretern einen Unternehmenstarifvertrag abzuschließen, der in Italien üblicherweise einen Branchentarifvertrag für die Beschäftigten ergänzt und bessere Konditionen bietet.


Am Vernetzungstreffen in Berlin nehmen Vertreterinnen und Vertreter der Gewerkschaften OSPO (Tschechische Republik), NSZZ Solidarnosc (Polen), GMB (Großbritannien), Teamsters (USA) und von ver.di teil.

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Quelle:
Presseinformation vom 02.07.2014
ver.di - Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft
Eva Völpel - ver.di-Bundesvorstand
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veröffentlicht im Schattenblick zum 3. Juli 2014