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GEWERKSCHAFT/1992: 18. Kongress des Weltgewerkschaftsbundes in Rom berät über Aufgaben im Friedenskampf (Gerhard Feldbauer)


18. Kongress des Weltgewerkschaftsbundes (WGB) in Rom

435 Delegierte aus 101 Ländern beraten über Aufgaben im Friedenskampf gegen Kriegsgefahr und die Militarisierung der Wirtschaft

von Gerhard Feldbauer, 6. Mai 2022


In Rom hat am Freitag der 18. WGB-Kongress seine dreitägigen Beratungen begonnen. An der Tagung, die die Basis-Gewerkschaft Unione Sindacale di Base (USB) ausrichtet, nehmen 435 Delegierte aus 101 Ländern teil, weitere 300 Delegierte werden aufgrund der mit der Pandemie verbundenen Schwierigkeiten per Live-Streaming zugeschaltet. Vor Beginn der Sitzung gedachten die Teilnehmer mit einer Kranzniederlegung an der Fosse Ardeatine (den Tuffsteinhöhlen bei Rom) der 335 Opfer des Geiselmordes der deutschen SS am 24. März 1944.

In seiner Eröffnungsrede erklärte Pierpaolo Leonardi, Nationaler Koordinator der USB: "Krieg, Krise, Pandemie werden die Themen des 18. Kongresses des Weltgewerkschaftsbundes, der internationalen Klassenbewegung der Arbeiter sein. Der WGB ist militant, internationalistisch und die USB ist ein Teil davon. Wir sind ihm beigetreten, weil wir die gleichen Prinzipien wie der WGB verfolgen, die uns in Italien veranlasst haben, unsere Klassenunion aufzubauen - einheitlich, unabhängig, konfliktreich."

Den Bericht erstattete der WGB-Generalsekretär George Mavrikos. Der griechische Gewerkschaftsaktivist der kämpferischen Arbeiterfront PAME, führendes Mitglied der Kommunistischen Partei Griechenlands (KKE), wurde 2005 auf dem Kongress in Havanna in die Spitze gewählt. Er betonte, dass der Kongress unter besonders schwierigen und beispiellosen Bedingungen für Arbeitnehmer auf der ganzen Welt stattfindet und die Pandemie Millionen von Todesopfern gefordert hat und erklärte, dass die globale imperialistische Wirtschaftskrise, die Verschärfung des Kampfes um die Kontrolle über Märkte und Energieressourcen sowie das eingetretene, von der NATO ausgehende Kriegsrisiko, die Militarisierung und die anwachsende Kriegswirtschaft die Arbeiter auf der ganzen Welt sich stetig verschlechternden Bedingungen aussetze. Die ständige Bekämpfung des Krieges und seiner Ursachen habe seit der Gründung des WGB im Mittelpunkt des Handelns der internationalen Arbeiterbewegung gestanden und gewinne in dieser Situation noch mehr an Bedeutung.

Der im Oktober 1945 in Paris als einheitliche Vertretung der internationalen Gewerkschaftsbewegung gegründete WGB vertrat zu dieser Zeit 67 Millionen organisierte Gewerkschafter aus 56 Ländern, die 1961 auf dem Kongress in Moskau auf 119,5 Millionen angewachsen war. Der WGB hatte schwer mit den Folgen des Zusammenbruchs der Sowjetunion und sozialistischer Regierungen, insbesondere in Osteuropa, zu kämpfen, wo viele seiner Mitgliedsgewerkschaften zu der nach der NATO-Gründung 1949 von den rechten Gewerkschaftsführern in der US-amerikanischen CIO und der britischen TUC gebildeten Spaltergewerkschaft "Internationaler Bund Freier Gewerkschaften (IBFG) überliefen. Diese Rückschläge konnte der WGB mit dem Kongress in Havanna im Jahr 2005 beenden. 2006 wurde der Hauptsitz von Prag nach Athen verlegt.

In Europa konnte er wichtige Gewerkschaften wie die National Union of Rail, Maritime and Trade Workers (RMT) in Großbritannien, in Frankreich die CGT National Federation of Agri-Food and Forestry und die Unione Sindacale di Base in Italien gewinnen. Aus den GUS-Staaten stieß deren Allgemeiner Gewerkschaftsbund zum WGB. Im Ergebnis seiner Unterstützung für die Gewerkschaftskämpfe gegen Imperialismus, Rassismus, Armut und neokoloniale Ausbeutung sowie für soziale Sicherheit, Gesundheitsschutz und Gewerkschaftsrechte in der Dritten Welt traten wichtige Gewerkschaften wie COSATU in Südafrika, der Internationale Bund Arabischer Gewerkschaften (ICATU) und der Ständige Kongress der Gewerkschaftseinheit Lateinamerikas (CPUSTAL) dem WGB bei. Von der Anerkennung seiner internationalen Wirkung zeugt, dass er beratenden Status beim Wirtschafts- und Sozialrat der Vereinten Nationen, der ILO, der UNESCO, der FAO und in weiteren UN-Organisationen hat und ständige Vertretungen in New York, Genf und Rom unterhält.

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Quelle:
© 2022 by Gerhard Feldbauer
Mit freundlicher Genehmigung des Autors

veröffentlicht in der Online-Ausgabe des Schattenblick am 6. Mai 2022

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