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GEWERKSCHAFT/229: ver.di lehnt "Greencard" für Pflegefachkräfte ab (ver.di)


ver.di - Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft - Presseinformation vom 19. April 2010

ver.di lehnt "Greencard" für Pflegefachkräfte ab


Berlin, 19.04.2010 - Als "völlig abwegig" hat die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) die Forderung des Arbeitgeberverbands Pflege nach einer Greencard für Pflegefachkräfte bezeichnet. "Der Fachkräftemangel in der Pflege lässt sich ganz einfach beheben: mit vernünftigen Löhnen und menschenwürdigen Arbeitsbedingungen", sagte ver.di-Bundesvorstandsmitglied Ellen Paschke. Die Forderung der Arbeitgeber nach einer Greencard solle nur von hausgemachten Problemen ablenken. "Wer Tarifdumping sät, wird Fachkräftemangel ernten", stellte Paschke fest.

Die Arbeitgeber hatten zum Wochenbeginn die Einführung einer so genannten Greencard für den ungehinderten Zuzug von Pflegekräften aus Nicht-EU-Staaten gefordert, weil in bestimmten Regionen Deutschlands bereits ein Fachkräftemangel herrsche. Dafür sei nicht nur die alternde Gesellschaft verantwortlich, sondern auch die zunehmende Abwanderung von Fachkräften zum Beispiel in die Schweiz, wo bessere Lohn- und Rahmenbedingungen herrschten.

Angesichts der guten Gewinnsituation der Mitgliedsunternehmen im Arbeitgeberverband Pflege empfahl ver.di-Bundesvorstandsmitglied Paschke, "nicht den Beschäftigten, sondern ausnahmsweise den Anteilseignern, Aktionären oder Gesellschaftern in die Tasche zu greifen und Arbeits- sowie Entlohnungsbedingungen zu schaffen, die in Westeuropa konkurrenzfähig" seien. Während die Arbeitgeber über den Fachkräftemangel lamentierten, erhielten selbst examinierte Altenpflegerinnen und -pfleger nach ihrer Ausbildung nur Zeit- oder Teilzeitverträge. Kaum jemand schaffe es nach der Ausbildung, ein tarifvertraglich abgesichertes Arbeitsverhältnis zu finden. Paschke: "Stellenweise kommen unsere Kolleginnen und Kollegen nur noch bei niedrig zahlenden Leiharbeitsfirmen unter, die im Auftrag der Arbeitgeber Tarifdumping betreiben."

Paschke erinnerte daran, dass ein höherer Mindestlohn für die Pflegebranche maßgeblich vom Arbeitgeberverband Pflege verhindert worden war. "Offenbar wollen sich die Arbeitgeber nun ihre Gewinne durch die Ausbeutung schlecht entlohnter Zuwanderer langfristig absichern lassen. Diese Rechnung wird nicht aufgehen", sagte Paschke.


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Quelle:
Presseinformation vom 19.04.2010
ver.di - Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft
Jan Jurczyk - ver.di-Bundesvorstand
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veröffentlicht im Schattenblick zum 21. April 2010