Schattenblick →INFOPOOL →POLITIK → WIRTSCHAFT

GEWERKSCHAFT/516: Einführung eines allgemeinen Mindestlohns ist überfällig (ver.di)


ver.di - Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft - Presseinformation vom 10. November 2011

ver.di: Einführung eines allgemeinen Mindestlohns ist überfällig


Berlin, 10.11.2011 - Die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) hat erneut an die im Bundestag vertretenen Parteien appelliert, rasch einen allgemeinen Mindestlohn einzuführen. "Der Mindestlohn ist überfällig", betonte der ver.di-Vorsitzende Frank Bsirske am Donnerstag in Berlin. "Wir brauchen in der Bundesrepublik einen allgemeinen gesetzlichen Mindestlohn von mindestens 8,50 Euro pro Stunde", betonte Bsirske. Dies entspreche einerseits dem Durchschnitt der Mindestlöhne in unseren westeuropäischen Nachbarstaaten, andererseits werde damit lediglich ein Niveau von knapp über 40 Prozent des Durchschnittslohns in Deutschland erreicht. Derzeit erhielten in der Bundesrepublik rund sechs Millionen Menschen Löhne unter 8,50 Euro, 1,2 Millionen Beschäftigte bekämen sogar weniger als 5 Euro.

Entscheidend für den Erfolg eines allgemeinen Mindestlohns sei zudem, dass der Gesetzgeber diesen für alle Branchen bundesweit verpflichtend mache. "Wer eine allgemeine Lohnuntergrenze nur für tariflose Bereiche vorsieht, grenzt die Beschäftigten aus, die schon jetzt weniger verdienen. Und er lädt Arbeitgeber, die den Mindestlohn boykottieren wollen, geradezu dazu ein, mit Scheingewerkschaften Gefälligkeitstarifverträge zu schließen, um den Mindestlohn zu untertunneln", warnte Bsirske. Nach der erstmaligen Festlegung eines gesetzlichen Mindestlohns solle eine paritätisch besetzte Kommission aus Arbeitgebern, Gewerkschaften und Wissenschaftlern jährlich über eine Anpassung der Lohnuntergrenze beraten und entsprechende Empfehlungen für den Gesetzgeber erarbeiten.

Die EU-Kommission hatte bei der Einführung eines Mindestlohns in Rumänien 2008 ausdrücklich die damals festgelegte Höhe kritisiert, weil die Regierung nicht das im Zuge des EU-Beitritts versprochene Niveau von 60 Prozent des Durchschnittslohns festgesetzt hatte, sondern lediglich 30 Prozent.


*


Quelle:
Presseinformation vom 10.11.2011
ver.di - Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft
Christoph Schmitz - ver.di-Bundesvorstand
Paula-Thiede-Ufer 10, 10179 Berlin
Telefon: 030/6956-1011 und -1012, Fax: 030/6956-3001
E-Mail: pressestelle@verdi.de
Internet: www.verdi.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 11. November 2011