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GEWERKSCHAFT/607: Schlecker - "Nein" zur Transfer-Finanzierung ist ein Skandal (ver.di)


ver.di - Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft - Presseinformation vom 29. März 2012

Schlecker - 'Nein' zur Transfer-Finanzierung ist ein Skandal

ver.di: Bei politischem Pingpong-Spiel Schlecker-Frauen Verlierer



Die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) hat den am heutigen Donnerstag gefallenen ablehnenden Entscheid des Finanz- und Wirtschaftsausschusses des Landtags von Baden-Württemberg bezüglich der Bürgschafts-Vorfinanzierung einer Transfergesellschaft für die akut von Arbeitslosigkeit bedrohten Schlecker-Frauen heftig kritisiert.

"Das Nein zur Finanzierung der Transfergesellschaft ist für die Schlecker-Frauen eine Katastrophe, denn sie stehen wahrscheinlich schon Ende dieser Woche ohne Job auf der Straße", sagte Stefanie Nutzenberger, ver.di-Bundesvorstandsmitglied für den Handel. "Die Frauen haben mit aller Kraft für eine bessere Perspektive, wie sie etwa eine Transfergesellschaft bieten kann, gekämpft", unterstrich Nutzenberger.

Umso bitterer seien die Fehlentscheidung der Landespolitik und die skandalöse Tatsache, dass sich die Bundespolitik aus der Verantwortung gestohlen habe. "Statt mittels eines Anweisungsbeschlusses an die KfW, wie er auch in anderen Fällen erfolgte, die Finanzierung zu gewährleisten, hat die Bundesregierung ein Pingpong-Spiel mit der Landespolitik begonnen, bei dem es nur Verlierer gibt. Es ist ein Skandal, dass sich die Landesregierungen von Niedersachsen, Bayern und Sachsen aus durchsichtigen ideologischen Gründen vor der sozialen und gesellschaftlichen Verantwortung für die betroffenen Frauen drücken und damit eine gemeinsame Lösung aller Länder verhindert haben", kritisierte die Gewerkschafterin. "Das ist ein herber Schlag für die Schlecker-Frauen und ein bitteres Armutszeugnis für unser Land", kritisierte die Gewerkschafterin.

Jetzt gelte es die betroffenen Männer und Frauen in dieser schwierigen Situation zu begleiten und sie juristisch zu beraten. Welche Konsequenzen das Nichtzustandekommen einer Transfergesellschaft für die Zukunft des Unternehmens und die verbleibenden Arbeitsplätze habe, sei momentan noch nicht in allen Facetten abzusehen. "Menschen werden ihr Recht in die Hand nehmen und ihre Kündigung prüfen lassen. Die Folgen sind den politischen Entscheidern bekannt, sprich potentielle Investoren werden mit unkalkulierbaren Risiken rechnen müssen", warnte Nutzenberger.

Es sei außerordentlich wichtig genau zu prüfen, wie das Unternehmen in der jetzigen Situation stabilisiert und die verbliebenen Arbeitsplätze gesichert werden könnten. "Hier fordern wir vom Insolvenzverwalter die konkrete Einbindung der Beschäftigten, denn sie wissen, wie die Geschäfte laufen und Umsätze zu erreichen sind", sagte Nutzenberger.

Zu einem erfolgreichen Fortbestand zähle auch, den Imagewandel positiv zu gestalten. "Dazu braucht es eine konsequente Abkehr von der Familie Schlecker und deren Praxis der sozialen Verantwortungslosigkeit sowie eine klare Abgrenzung von den alten Führungskräften, die das Schleckersystem implementiert haben", forderte die Gewerkschafterin.

Bei der Auswahl eines Investors und der künftigen Ausrichtung des Unternehmens sei der Insolvenzverwalter gut beraten, die Beschäftigten mit ins Boot zu holen, anstatt über ihre Köpfe hinweg Entscheidungen zu treffen.

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Quelle:
Presseinformation vom 29.03.2012
ver.di - Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft
Christiane Scheller - ver.di-Bundesvorstand
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veröffentlicht im Schattenblick zum 31. März 2012