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INTERNATIONAL/021: Mali - Im malerischen Mopti bleiben Touristen aus Angst vor Entführungen aus (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 22. März 2011

Mali: Im malerischen Mopti bleiben die Touristen aus - Angst vor Entführungen wächst

Von Soumaila T. Diarra


Mopti, Mali, 22. März (IPS) - In Mopti, einem betriebsamen Touristenziel in Zentralmali, bleiben die ausländischen Besucher aus. Sie fürchten sich von den in Mali und Niger operierenden El-Kaida-Kämpfern und deren spektakulären Geiselnahmen im Wüstengebiet. Sogar der auf Inseln erbaute malerische Flusshafen, den Reiseführer als 'Afrikas Venedig' anpreisen, wird von den Gästen gemieden.

Inzwischen rät Frankreich, aus dem die meisten Touristen kommen, vom Besuch der Region ab. Zudem warnte Anfang März die US-Botschaft in Malis Hauptstadt Bamako vor möglichen weiteren Entführungen. Gegenüber IPS kritisierte Gaoussou Sidibé, ein in Mopti arbeitender Reiseleiter die amtlichen Warnhinweise aus dem Ausland: "Kein Tourist ist jemals in unserer Region entführt worden", betonte er. Nach Angaben von Malis Hotel- und Tourismusbehörde (OMATHO) war die Zahl der Übernachtungen in der Region von 36.278 (2009) auf 29.234 (2010) zurückgegangen.

Jetzt sieht die einheimische Geschäftswelt ihre Existenz bedroht, denn der Tourismus ist eine ihrer wichtigsten Einnahmequellen und schafft direkte und indirekte Arbeitsplätze. Die Bilanz der Ende März zu Ende gehenden Tourismussaison schließt mit roten Zahlen. "In diesem Jahr laufen die Geschäfte nicht, weil weniger Touristen gekommen sind", klagte Dramane Traoré, der traditionellen Schmuck verkauft. "Obwohl die Saison noch nicht zu Ende ist, habe ich heute noch nichts verkauft."

Auch Dominique Lusardy hat in dieser Saison (November bis März) mit ihrem Hotel in Mopti nur 46 Prozent ihrer bisherigen Umsatzes gemacht. "Vor Beginn der Krise konnte ich allein im Februar 2010 umgerechnet rund 18.000 US-Dollar einnehmen. In diesem Februar kam ich nur auf ungefähr 4.000 Dollar", berichtete sie.

Dabei hatte der Tourismus in die Region seit 2002 stark expandiert. Nach Angaben einer von der Regionalversammlung 2008 durchgeführten Untersuchung sind die Jahreseinnahmen in diesem Sektor von auf 40 Millionen auf 240 Millionen Dollar gestiegen. Mit jedem neuen direkten Arbeitsplatz wurden zwei weitere indirekte Jobs geschaffen. Bei einem fortgesetzten Trend könne die Bevölkerung in der Region bis 2013 mit einer Verbesserung ihrer Lebensqualität rechnen, prognostizierte die Studie.


Rückfall in Armut droht

Falls die Krise der Tourismusbranche jedoch anhält, droht Mopti und der Region, die neben dem Tourismus von Landwirtschaft, Fischfang und Handel lebt, der Rückfall in die Armut. "Die Folgen wären enorm und würden niemanden verschonen", meinte Lusardy. "Das Hotelgewerbe liegt fast am Boden. Manche Hoteliers denken daran aufzugeben und entlassen bereits einen Teil ihres Personals", berichtete die Hotelmanagerin.

Jetzt erwartet die Branche Hilfe von der Regierung in Bamako. "Anfang März haben wir sie in einem Schreiben gebeten, den vom Tourismus lebenden Unternehmen 2011 die Steuern zu erlassen", berichtete Reiseleiter Sidibé. Als Finanzminister Laciné Bouaré Anfang März die Region besuchte, versprach er vor der Presse, er werde die wirtschaftliche Lage des Tourismus untersuchen lassen.

OMATHO-Mitarbeiter Seggny Diarra verwies auf die Vielzahl der Herbergen und Besucher-Camps, die dank touristischer Initiativen in ländlichen Gebieten entstanden sind. "Sie verschaffen Familien und Dörfern zusätzliche, unverzichtbare Einkommen. Jetzt stehen alle Bemühungen um einen langfristigen Ausbau dieses touristischen Angebots auf der Kippe", warnte der Experte. (Ende/IPS/mp/2011)


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http://www.ipsinternational.org/fr/_note.asp?idnews=6428

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veröffentlicht im Schattenblick zum 23. März 2011