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MELDUNG/105: Impulse für die Soziale Marktwirtschaft aus der Politik (idw)


Friedrich-Schiller-Universität Jena - 17.09.2010

Impulse für die Soziale Marktwirtschaft aus der Politik

Prof. Dr. Andreas Freytag von der Universität Jena hat diesjährige "Impulsrede zur Sozialen Marktwirtschaft" gehalten


Jena (17.09.10) Der Ruf der Sozialen Marktwirtschaft ist derzeit ein wenig angeschlagen. Während die einen zunehmenden "Turbokapitalismus" wahrnehmen, prophezeien andere die endgültige Aushöhlung der marktwirtschaftlichen Ordnung durch zu viele staatliche Eingriffe. "Viele Umfragen zeigen, dass die Menschen der Sozialen Marktwirtschaft generell sehr kritisch gegenüberstehen", sagt Prof. Dr. Andreas Freytag von der Friedrich-Schiller-Universität Jena und fügt hinzu: "Zu unrecht." Der Inhaber des Lehrstuhls für Wirtschaftspolitik verweist damit auf die unbestreitbare Erfolgsbilanz der bestehenden Wirtschaftsordnung in Deutschland. Zwei Jahrzehnte nach der Wiedervereinigung gehe es den Menschen in den Neuen Ländern wirtschaftlich deutlich besser. Allerdings diagnostiziert der Jenaer Wirtschafts-Experte eine "Sprunghaftigkeit und Inkonsistenz" der deutschen Wirtschaftspolitik, die das Marktgeschehen verzerre.

Dass die Soziale Marktwirtschaft von politischer Seite neue Impulse braucht, das hat Prof. Freytag am 16. September in einer Rede vor dem Wirtschaftspolitischen Club Deutschlands e. V. (WPCD) im Berliner Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (BMWi) deutlich gemacht. Dieses Gremium, dem Repräsentanten aus Politik und Verwaltung sowie aus Unternehmen, Verbänden und diplomatischen Vertretungen angehören, hatte den Wissenschaftler der Jenaer Universität eingeladen, sich mit einem Manuskript um die diesjährige wirtschaftspolitische "Impulsrede zur Sozialen Marktwirtschaft" zu bewerben, und ihm dann den Preis zuerkannt. "Ich empfinde es als große Ehre für diese Rede ausgewählt worden zu sein", betont der Jenaer Volkswirt, der derzeit auch Prodekan seiner Fakultät ist.

In seinem etwa 30minütigen Referat vor den ca. 80 geladenen Gästen, darunter hochrangige Vertreter des Ministeriums, regte Prof. Freytag an, dass das BMWi seine Expertise stärker dafür nutzen sollte, ökonomische Argumente und Positionen in die Öffentlichkeit zu tragen. Die öffentliche Debatte verlaufe Freytag zufolge zu uninformiert, dies gelte auch für manchen politischen Entscheidungsträger. Die Ursache dafür liege unter anderem in Schwächen der Lehrerausbildung, Defiziten in den Lehrplänen der weiterführenden Schulen und Versäumnissen der Wissenschaft. "Es mangelt aber auch an einer Stimme aus der Politik, die ökonomische Zusammenhänge klar und deutlich in die Öffentlichkeit transportiert." Hier sieht der Wissenschaftler die Chance, dass das BMWi der ökonomischen Rationalität in der Öffentlichkeit eine laute Stimme verschaffe, und stellte verschiedene Formate dafür vor. Die Anregung stieß bei den Teilnehmern der Veranstaltung auf positive Resonanz und wurde ausführlich diskutiert.

Der Wirtschaftspolitische Club Deutschland e. V. mit Sitz in Berlin und Bonn hat sich zu Beginn der 1950er Jahre gegründet und versteht sich als Impulsgeber für Politik und Wirtschaft. Ihm gehören 300 Mitglieder an. Die "Impulsrede zur Sozialen Marktwirtschaft" wurde dieses Jahr zum ersten Mal gehalten und wird durch den Wirtschaftspolitischen Club in Kürze publiziert.

Weitere Informationen unter:
http://www.uni-jena.de

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter: http://idw-online.de/pages/de/institution23


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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Friedrich-Schiller-Universität Jena, Dr. Ute Schönfelder, 17.09.2010
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 21. September 2010