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MELDUNG/623: Die wirtschaftliche Lage in Deutschland im April 2016 (BMWi)


Bundesministerium für Wirtschaft und Energie - Berlin, 11. April 2016

Die wirtschaftliche Lage in Deutschland im April 2016


  • Die deutsche Wirtschaft hat am Jahresanfang Fahrt aufgenommen.
  • Das außenwirtschaftliche Umfeld ist weiterhin gedämpft. Die Verunsicherung der Wirtschaft hat zuletzt wieder abgenommen.
  • Industrie und Baugewerbe haben zu Jahresbeginn ihre Erzeugung kräftig ausgeweitet.
  • Die Beschäftigung wurde in den Dienstleistungsbereichen weiter deutlich erhöht.

Die deutsche Wirtschaft hat zu Jahresbeginn etwas mehr Fahrt aufgenommen. [1] Das außenwirtschaftliche Umfeld ist zwar weiterhin gedämpft, die binnenwirtschaftlichen Auftriebskräfte haben aber etwas zugenommen. In den Dienstleistungsbereichen stieg die Beschäftigung kräftig. Die Produktion im Produzierenden Gewerbe wurde deutlich ausgeweitet. Sie wurde dabei durch Produktionsverschiebungen und den milden Winter unterstützt. Von der Nachfrageseite sorgen die robuste Entwicklung von Beschäftigung und Einkommen bei stabilem Preisniveau für eine solide Konsumnachfrage der privaten Haushalte. Die Versorgung der Flüchtlinge dürfte zu einem spürbaren Anstieg des Staatskonsums führen und auch den Bauinvestitionen Impulse geben. Die Unternehmen scheinen zudem nach der Jahreswende wieder etwas mehr in ihre Ausrüstungen zu investieren. Auch die Verunsicherung der Wirtschaft zu Jahresbeginn hat sich mittlerweile wieder etwas gelegt. Die konjunkturellen Aussichten werden von den Unternehmen nach wie vor nur verhalten zuversichtlich eingeschätzt. Nach einem guten Start in das Jahr 2016 dürfte die deutsche Wirtschaft weiter expandieren, allerdings mit einer etwas langsameren Geschwindigkeit.

Die konjunkturellen Perspektiven der Weltwirtschaft bleiben gedämpft. Im laufenden Jahr ist nicht mit einem wesentlich höheren Wachstum als im Vorjahr zu rechnen. Das Wachstum der chinesischen Wirtschaft verringert sich schrittweise. Der Rückgang der Öl- und Rohstoffpreise belastet die Konjunktur in den rohstoffproduzierenden Schwellenländern teilweise erheblich und hat negative Auswirkungen auf die Ölförderer sowie die Zulieferer der Ölindustrie in den Vereinigten Staaten von Amerika. Deren Exporte werden zudem durch den starken Dollar belastet. Der private Konsum und der Arbeitsmarkt stützen hingegen die amerikanische Konjunktur. Die Wachstumsperspektiven der übrigen Industriestaaten einschließlich des Euroraums haben sich teilweise etwas abgeschwächt. Die aktuellen Frühindikatoren für die globale Wirtschaft deuten auf eine allenfalls moderate Belebung im Jahresverlauf hin.

Vor diesem Hintergrund entwickelten sich die deutschen Warenexporte gegenwärtig schwach, auch wenn sie im Februar nach zwei Rückgängen wieder anstiegen (+1,3 %). [2] Die nominalen Wareneinfuhren nahmen im Berichtsmonat Februar um 0,4 % zu. Dies ergab im Februar Überschüsse der Handelsund der Leistungsbilanz von 20,3 Mrd. bzw. 20,0 Mrd. Euro. Trotz dieses Anstiegs nahmen die Ausfuhren im Dreimonatsdurchschnitt um 0,9 % ab. Der Rückgang vollzog sich vor allem gegenüber den Ländern außerhalb des Euroraums. Die Exportperspektiven dürften verhalten bleiben.

Das Produzierende Gewerbe ist außerordentlich positiv in das Jahr 2016 gestartet. Zwar dürften das Produktionsniveau in der Industrie aufgrund von brückentagebedingten Produktionsverlagerungen aus dem Dezember und die Bauproduktion durch den milden Winter überzeichnet sein, jedoch fiel der Rückprall im Produzierenden Gewerbe mit -0,5 % im Februar gegenüber dem Vormonat vergleichsweise gering aus. Die monatliche Produktion im Januar und Februar 2016 überstieg deutlich die des Schlussquartals 2015. Damit zeichnen sich für die Industrie insgesamt sowie für ihre drei Hauptgruppen und das Baugewerbe deutliche Produktionszuwächse für das erste Quartal ab. Den Umsätzen zufolge dürfte für den guten Jahresbeginn vor allem der Inlandsabsatz ausschlaggebend werden. Sowohl die Vorleistungs- als auch die Investitionsgüterproduzenten haben in den ersten beiden Monaten des Jahres gegenüber dem vierten Quartal 2015 erhebliche Umsatzgewinne erzielt. Die Bauproduktion expandierte im Februar weiter um 1,3 %, nach einem kräftigen Anstieg im Januar um 4,5 %. Auch die Auftragseingänge im Bauhauptgewerbe entwickelten sich in den vergangenen Monaten sehr positiv. Die Bestellungen in der Industrie zeigten dagegen bislang keine klare Tendenz. Nach leichtem Anstieg im Januar gingen sie im Februar spürbar zurück, auch beeinflusst durch ein unterdurchschnittliches Volumen an Großaufträgen. Ohne den Einfluss der volatilen Großaufträge, die meist nicht kurzfristig produktionswirksam werden, ist in der Tendenz ein leichter Anstieg des Bestellvolumens zu verzeichnen. Die Erwartungen der Industrie haben sich zuletzt auch wieder leicht verbessert. Insgesamt spricht das Indikatorenbild daher für eine rege Baukonjunktur und - aufgrund der außenwirtschaftlichen Risiken - für eine nur leicht aufwärtsgerichtete Grundtendenz der Industriekonjunktur.

Der Konsum bleibt eine verlässliche Stütze der robusten binnenwirtschaftlichen Entwicklung. Im Jahresschlussquartal 2015 erhöhten sich die staatlichen Konsumausgaben preisbereinigt um 1,0 % und die privaten Konsumausgaben um 0,3 % gegenüber dem Vorquartal. Die Einzelhandelsumsätze gingen im Januar und Februar zwar geringfügig zurück, ihr Niveau liegt aber weiterhin über dem des Jahresschlussquartals. Vor allem die Kfz-Umsätze sind kräftig aufwärtsgerichtet. Die Kfz-Zulassungen sprechen ebenfalls für eine steigende Nachfrage sowohl der gewerblichen Nachfrager als auch der privaten Haushalte. Das um die Jahreswende schwächere Geschäftsklima im Einzelhandel hat sich mittlerweile wieder erholt. Die Konsumlaune der Verbraucher ist weiterhin hoch und hat sich zuletzt gemessen am GfK-Konsumklima ebenfalls noch verbessert.

Die positive Entwicklung des Arbeitsmarkts hält an. Die Erwerbstätigkeit stieg im Februar saisonbereinigt erneut kräftig um 52.000 Personen. Weiterhin nimmt insbesondere die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung zu. Mit der Frühjahrsbelebung ist die registrierte Arbeitslosigkeit von Februar auf März um 66.000 auf 2,845 Mio. Personen gesunken; in der saisonbereinigten Betrachtung ergaben sich bei Arbeitslosigkeit und Unterbeschäftigung gegenüber dem Vormonat kaum Änderungen. Die Nachfrage nach Arbeitskräften ist weiterhin hoch. Die kräftige Zuwanderung durch Flüchtlinge wirkt sich noch moderat auf den Arbeitsmarkt aus, ihr Einfluss auf die Entwicklung der Arbeitslosigkeit wird aber deutlicher.

Hinweis:
Eine ausführliche Darstellung und Kommentierung der wirtschaftlichen Lage und Entwicklung wird in der Mai-Ausgabe des Monatsberichts "Schlaglichter der Wirtschaftspolitik" veröffentlicht. Diese Ausgabe wird voraussichtlich in der 17. Kalenderwoche auf der Internetseite des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie zu finden sein.

[1] In diesem Bericht werden Daten verwendet, die bis zum 8. April 2016 vorlagen.

[2] Soweit nicht anders vermerkt, handelt es sich um Veränderungsraten gegenüber der jeweiligen Vorperiode auf Basis preisbereinigter sowie nach dem Verfahren Census X-12-ARIMA kalender- und saisonbereinigter Daten.

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Quelle:
BMWi-Pressemitteilung vom 11. April 2016
Herausgeber: Bundesministerium für Wirtschaft und Energie
Telefon: 030-186150
E-Mail: info@bmwi.bund.de
Internet: http://www.bmwi.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 13. April 2016

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