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MARKT/1428: Fairtrade-Süßwaren weiter auf Wachstumskurs (TransFair e.V.)


TransFair - Verein zur Förderung des Fairen Handels mit der "Dritten Welt" e.V.
Pressemitteilung vom 27. Januar 2011

Fairtrade-Süßwaren weiter auf Wachstumskurs

Zur ISM präsentiert sich der Faire Handel mit starken Marken


Köln, 27. Januar 2011: Fairtrade-Süßwaren sind bei den Verbrauchern weiter hoch im Kurs. Pünktlich zur Internationalen Süßwarenmesse ISM in Köln liegen TransFair erste Zahlen für den Süßwarenbereich 2010 vor und bestätigen: Konsum ist doch politisch! Deutsche Konsumentinnen und Konsumenten kauften fair gehandelte Süßigkeiten in einem geschätzten Wert von 41,5 Millionen Euro, einem Plus von 25 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Als wirksames Mittel gegen Armut, Kinderarbeit und menschenunwürdige Arbeitsbedingungen spielt der Faire Handel eine wachsende Rolle im Bewusstsein der Konsumentinnen und Konsumenten. Auf der ISM sind 25 Fairtrade-Partnerfirmen mit Messeständen vertreten.

TransFair-Geschäftsführer Dieter Overath äußerte sich angesichts der anhaltenden positiven Entwicklung zuversichtlich: "Immer mehr Unternehmen merken, dass sie durch die Umstellung auf Fairtrade Kunden an sich binden und das Vertrauen in Ihre Produkte steigern. Die Produktpalette der fair gehandelten Süßwaren wächst stetig und weitere Verträge mit neuen Partnern stehen kurz vor der Unterzeichnung.' Ob Schokolade (+22%), Kakao (14%), Eiscreme (+56%), Zucker (+15%) oder Gebäck (34%) - die Nachfrage nach fair gehandelten Süßwaren stieg 2010 weiter an. Dass Konsumenten Politik mit dem Einkaufswagen betreiben, bestätigt auch eine aktuelle Online-Studie der Nachhaltigkeitsagentur stratum aus Berlin. Demnach bestätigten 47,2 Prozent die Aussage, sehr konsequent auf ökologische und nachhaltige Produkte zu achten.


Nur geringe Fortschritte der Industrie bei Kampf gegen Kinderarbeit

Bereits vor zehn Jahren unterzeichnete die Schokoladenindustrie das Harkin-Engel-Protokoll, ein freiwilliges Abkommen, in dem sich die Industrie verpflichtete, bis 2005 die schlimmsten Formen von Kinderarbeit, dem Kinderhandel und der Zwangsarbeit von Erwachsenen auf den Kakao-Plantagen der Elfenbeinküste und Ghanas zu beenden. Seither wurden die Fristen mehrmals verlängert - zuletzt auf das Jahr 2010. Und noch immer ist man weit davon entfernt, Kinderarbeit aus dem Kakao-Anbau zu verbannen. Eine Umsetzung des Protokolls ist selbst bei positiven Schätzungen nicht bis 2020 in Sicht. Dieter Overath sieht für die Industrie einen Ausweg: "Kakao mit dem Fairtrade-Siegel auszuzeichnen ist ein wirksames Instrument die Lebenssituation der Kleinbauernfamilien und deren Kinder nachhaltig zu verbessern. Der Faire Handel bietet der Schokoladen-Industrie die Chance, das Harkin-Engel-Protokoll effektiv umzusetzen."


Politische Krise in der Elfenbeinküste gefährdet den Kakao-Handel

Die ISM 2011 wird überschattet von der politischen Krise in der Elfenbeinküste, von wo etwa 40% des weltweit gehandelten Rohkakaos stammt. Die Preise für Grundnahrungsmittel haben sich durch hohe Inflation und Spekulationen an den Rohstoffbörsen teilweise verdoppelt und die Angst vor einer Eskalation des Konflikts wächst. Millionen Menschen der Elfenbeinküste leben direkt oder indirekt von der Kakao-Produktion. Sanktionen oder Boykotts von ivorischem Kakao drohen die Situation der Bevölkerung zu verschärfen. Auch der Fairtrade zertifizierte Kakao ist vom Ausfuhrverbot betroffen. Lokale Fairtrade-Berater arbeiten intensiv daran, die Kleinbauernfamilien in diesen politisch unsicheren Zeiten zu unterstützen.


Neue Fairtrade-Märkte in Sierra Leone

Die steigende Nachfrage nach fair gehandeltem Kakao und kakaohaltigen Produkten sorgen für Herausforderungen: Es gilt, neue Märkte zu erschließen und weitere Kleinbauern und Kooperativen in das Fairtrade-System aufzunehmen. Kakao zählt auch in Sierra Leone zu den wichtigsten Exportprodukten. Die Welthungerhilfe hat in langjähriger Aufbauarbeit Kakaoproduzenten unterstützt, die jetzt in das Fairtrade-System aufgenommen werden können. Im Februar werden Herr Jarmann, Geschäftsführer der Welthungerhilfe und Dieter Overath in das westafrikanische Land reisen, um direkt vor Ort den Zertifizierungsprozess zu begleiten und sich von der Marktfähigkeit zu überzeugen.


Hintergrund:
Kakao zählt nach Erdöl und Kaffee zu den meistgehandelten Rohstoffen auf dem Weltmarkt. 14 Millionen Menschen bestreiten ihren Lebensunterhalt mit der Produktion von Kakao. Schätzungsweise 90 Prozent des weltweit produzierten Kakaos stammt von Familienbetrieben, die oft nur kleine Felder von weniger als fünf Hektar bewirtschaften. Die schwierige Situation auf dem Kakaomarkt, Umweltkatastrophen sowie das geringe Einkommen der Produzenten, haben dazu geführt, dass der Anteil an Kinderarbeit und Sklavenarbeit in Westafrika gestiegen ist.
Das Fairtrade-Siegel mit seinen ökonomischen, sozialen und ökologischen Standards verbietet Kinderarbeit und unterstützt die Kakao-Produzentenorganisationen zusätzlich durch eine Fairtrade-Prämie für soziale Gemeinschaftsprojekte. In Deutschland ist TransFair e.V. für die Siegelvergabe verantwortlich. Der Verein wurde 1992 mit dem Ziel gegründet, benachteiligte Produzentengruppen in Entwicklungsländern durch die Vergabe des Fairtrade-Siegels für fair gehandelte Produkte zu unterstützen. Inzwischen bieten über 30.000 Supermärkte, Bio- und Weltläden rund 1.000 verschiedene Fairtrade-Produkte an. In 15.000 gastronomischen Einrichtungen wird Fairtrade-Kaffe und -Kakao ausgeschenkt.


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Quelle:
Pressemitteilung vom 27. Januar 2011
TransFair e.V.
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veröffentlicht im Schattenblick zum 29. Januar 2011