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STATISTIK/3144: Wirtschaftsleistung im 3. Quartal 2009 (Destatis)


Statistisches Bundesamt - Pressemitteilung vom 24.11.2009

Ausführliche Ergebnisse zur Wirtschaftsleistung im 3. Quartal 2009


WIESBADEN - Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) bereits in seiner Schnellmeldung vom 13. November 2009 mitgeteilt hat, war das Bruttoinlandsprodukt (BIP) - preis-, saison- und kalenderbereinigt - im dritten Quartal 2009 um 0,7% höher als im Vorquartal. Der leichte Aufwärtstrend aus dem zweiten Quartal (+0,4%) scheint sich somit fortzusetzen: Die deutsche Wirtschaft erholt sich nach dem starken Einbruch im Winterhalbjahr weiter.

Gestützt wurde die Wirtschaftsentwicklung im dritten Quartal 2009 von den Investitionen: In Bauten wurde um 1,5% mehr investiert als im Vorquartal, in Ausrüstungen um 0,8%. Die Ausrüstungsinvestitionen scheinen sich nach dem Einbruch im ersten Vierteljahr 2009 (-18,5% gegenüber dem vierten Quartal 2008) auf einem niedrigeren Niveau zu stabilisieren. Positive Impulse kamen zudem von den Warenexporten, die um 4,9% im Vergleich zum Vorquartal gestiegen sind. Allerdings sind gleichzeitig auch die Warenimporte wieder angestiegen (+6,5%), und zwar stärker als die Exporte. Der daraus resultierende Außenbeitrag bremste das Wirtschaftswachstum (negativer Wachstumsbeitrag von -0,5 Prozentpunkten). Durch den gleichzeitigen Aufbau von Lagerbeständen wurde dieser Effekt jedoch mehr als kompensiert (Wachstumsbeitrag: +1,5 Prozentpunkte). Die Konsumausgaben erwiesen sich insgesamt als Wachstumshemmnis: Während die privaten Haushalte um 0,9% weniger für ihren Konsum ausgaben als in den Monaten April bis Juni, stiegen die Konsumausgaben des Staates leicht an (+0,1%).


Die folgenden Ausführungen beziehen sich auf den Vorjahresvergleich:

Anders als im Vorquartalsvergleich ist das preisbereinigte BIP im Vorjahresvergleich wiederum deutlich gesunken: Es war im dritten Quartal 2009 um 4,7% niedriger als im gleichen Quartal des Vorjahres (kalenderbereinigt -4,8%). Das Minus fiel damit etwas schwächer aus als noch im zweiten Quartal 2009 (-7,0%, kalenderbereinigt -5,8% gegenüber dem Vorjahresquartal), dennoch ist das Ausmaß der Wirtschaftskrise nach wie vor deutlich erkennbar.

Die Wirtschaftsleistung im dritten Quartal 2009 wurde von rund 40,4 Millionen Erwerbstätigen erbracht, das waren 81 000 Personen oder 0,2% weniger als ein Jahr zuvor.

Die gesamtwirtschaftliche Arbeitsproduktivität, gemessen als preisbereinigtes Bruttoinlandsprodukt je Erwerbstätigen, ist im dritten Quartal 2009 um 4,6% gesunken. Damit ist die Arbeitsproduktivität seit nunmehr einem Jahr stark rückläufig. Eine Erklärung hierfür ist, dass die schwierige wirtschaftliche Lage der letzten zwölf Monate nur begrenzte Auswirkungen auf die Zahl der erwerbstätigen Personen hatte; der Abbau von Überstunden und Arbeitszeitkonten sowie die Ausweitung der Kurzarbeit haben geholfen, Entlassungen zu vermeiden. Die gesamtwirtschaftliche Arbeitsproduktivität je Erwerbstätigenstunde ist daher mit -1,3% wie schon in den vorangegangenen Quartalen weniger stark zurückgegangen.

Die preisbereinigte Bruttowertschöpfung aller Wirtschaftsbereiche war im dritten Quartal 2009 um 5,3% niedriger als im dritten Quartal 2008. Abgesehen vom Baugewerbe sowie von den öffentlichen und privaten Dienstleistern war dabei die von den einzelnen Wirtschaftsbereichen erbrachte Leistung zum Teil deutlich geringer als im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Insbesondere im Produzierenden Gewerbe (ohne Baugewerbe) war noch keine Erholung erkennbar: Der starke Einbruch aus der ersten Jahreshälfte setzte sich fort, die preisbereinigte Bruttowertschöpfung war um 16,5% niedriger als im dritten Quartal 2008. Die im Bereich Handel, Gastgewerbe und Verkehr erbrachte Wirtschaftsleistung war um 5,1% niedriger als im gleichen Zeitraum des Vorjahres, die des Bereichs Finanzierung, Vermietung und Unternehmensdienstleister um 1,7%. Die Bruttowertschöpfung der Land- und Forstwirtschaft, Fischerei entsprach annähernd ihrem Vorjahresniveau (-0,0%). Dagegen erzielten das Baugewerbe (+1,9%) sowie die öffentlichen und privaten Dienstleister (+0,8%) im Berichtsquartal als einzige Bereiche ein leichtes Wachstum gegenüber dem Vorjahr.


Auf der Verwendungsseite des Bruttoinlandsprodukts bremsten sowohl die inländische Verwendung als auch der Außenbeitrag die wirtschaftliche Entwicklung im Vorjahresvergleich. Die inländische Verwendung, die sich aus den Konsumausgaben und den Bruttoinvestitionen zusammensetzt, war um 1,7% niedriger als im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Dieser Rückgang ist in erster Linie auf einen massiven Einbruch der realen Ausrüstungsinvestitionen zurückzuführen, die bereits das dritte Quartal in Folge um etwa ein Fünftel unter ihrem Vorjahresniveau lagen. Im Berichtsquartal wurde um 20,8% weniger in Maschinen, Geräte und Fahrzeuge investiert als im dritten Quartal 2008. Die Bauinvestitionen scheinen sich dagegen etwas erholt zu haben: Sowohl in Wohnbauten als auch in Nichtwohnbauten wurde wieder mehr investiert als ein Jahr zuvor (insgesamt +2,0%). Negative Impulse kamen zusätzlich von einem kräftigen Abbau der Lagerbestände im Vergleich zum Vorjahr (negativer Wachstumsbeitrag: -0,9 Prozentpunkte).

Im Gegensatz zu den Bruttoinvestitionen trugen die Konsumausgaben positiv zur Wirtschaftsentwicklung bei (+0,7%). Die Konsumausgaben des Staates waren um 2,4%, die privaten Konsumausgaben allerdings nur noch um 0,2% höher als im dritten Quartal 2008. Der positive Effekt der so genannten Abwrackprämie auf die Kraftfahrzeugkäufe privater Haushalte und damit auf die privaten Konsumausgaben war geringer als noch im zweiten Quartal des Jahres. Die preisbereinigten Ausgaben für Verkehr und Nachrichtenübermittlung - diesem Verwendungszweck werden auch die privaten Kraftfahrzeugkäufe zugeordnet - waren aber immer noch um 5,0% höher als im gleichen Zeitraum des Vorjahres.

Die globale Wirtschaftskrise hat auch im dritten Quartal 2009 zu einem massiven Einbruch der ausländischen Nachfrage nach deutschen Waren und Dienstleistungen geführt: die deutschen Exporte waren um 15,4% niedriger als ein Jahr zuvor. Der Rückgang war damit etwas geringer als in den ersten beiden Quartalen dieses Jahres, als die Exporte im Vorjahresvergleich um 17,2% (Januar bis März) beziehungsweise 20,2% (April bis Juni) zurückgegangen waren. Auch die Importe waren weiter rückläufig; der Rückgang war mit -9,9% aber weniger stark als der Rückgang der Exporte, so dass der Außenbeitrag einen deutlich negativen Einfluss auf die Wirtschaftsentwicklung hatte (Wachstumsbeitrag: -3,2 Prozentpunkte).

In jeweiligen Preisen gerechnet war das Bruttoinlandsprodukt ebenso wie das Bruttonationaleinkommen im dritten Vierteljahr 2009 um 2,9% niedriger als ein Jahr zuvor. Das Volkseinkommen, das sich aus dem Arbeitnehmerentgelt und den Unternehmens- und Vermögenseinkommen zusammensetzt, ist um 3,0% gesunken. Während das Arbeitnehmerentgelt nur geringfügig zurückging (-0,6%), waren die Unternehmens- und Vermögenseinkommen um 7,1% niedriger als im dritten Quartal 2008. Das verfügbare Einkommen der privaten Haushalte hat sich dagegen geringfügig um 0,2% erhöht, was auf gestiegene Sozialleistungen zurückzuführen ist. Bei nahezu unveränderten nominalen Konsumausgaben (-0,0%) errechnet sich für die Sparquote der privaten Haushalte ein Wert von 9,7%, das waren 0,2 Prozentpunkte mehr als im dritten Quartal 2008.

Im Zusammenhang mit der erstmaligen Berechnung des dritten Quartals 2009 wurden aufgrund neuer statistischer Informationen auch die bisher veröffentlichten Ergebnisse des BIP für die ersten zwei Quartale 2009 überarbeitet. Dabei wurde die Veränderungsrate des BIP im zweiten Quartal 2009 um 0,1 Prozentpunkte nach oben revidiert.


Eine lange Reihe mit Quartalsergebnissen zum Bruttoinlandsprodukt seit dem ersten Quartal 1970 findet sich im Internet in der Tabellenübersicht.

Diese und weitere Ergebnisse der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen können im Internet abgerufen werden. Außerdem werden in der Fachserie 18 "Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen", Reihe 1.2 "Vierteljahresergebnisse" (Bestellnummer 2180120) sowie Reihe 1.3 "Saisonbereinigte Vierteljahresergebnisse nach Census X-12-ARIMA und BV 4.1" (Bestellnummer 2180130) tiefer gegliederte Ergebnisse veröffentlicht. Diese Veröffentlichungen sind online im Publikationsservice des Statistischen Bundesamtes kostenfrei erhältlich. Einen ausführlichen Qualitätsbericht für die Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen finden Sie ebenfalls kostenfrei im Internet.

Detaillierte Informationen und lange Zeitreihen zur Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung können kostenfrei in der GENESIS-Online Datenbank über die Tabellen 81000-0001 bis 81000-0020 abgerufen werden.


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Quelle:
Pressemitteilung Nr.445 vom 24.11.2009
Herausgeber: Statistisches Bundesamt, Pressestelle
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veröffentlicht im Schattenblick zum 25. November 2009