Schattenblick →INFOPOOL →POLITIK → WIRTSCHAFT

TOURISTIK/381: Hoffnungsträger Ökotourismus - Salomonen investieren in neuen Wirtschaftszweig (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland GmbH
IPS-Tagesdienst vom 4. Juni 2013

Pazifik: Hoffnungsträger Ökotourismus - Salomonen investieren in neuen Wirtschaftszweig

von Catherine Wilson


Bild: © Catherine Wilson/IPS

Serah Kei neben ihren Touristenunterkünften
Bild: © Catherine Wilson/IPS

Auki, Salomonen, 4. Juni (IPS) - Die 45-jährige Serah Kei begann vor 26 Jahren damit, in der Lagune Langa Langa eine künstliche Insel und eine umweltverträgliche Ferienanlage zu bauen. Das 2006 eröffnete Urlauberparadies befindet sich in der Provinz Malaita auf den Salomon-Inseln, etwa vier Bootsstunden von der Hauptstadt Honiara entfernt. Die alleinerziehende Mutter finanzierte ihr Unterfangen, indem sie so genanntes 'Muschelgeld' herstellte und verkaufte. Inzwischen kann ihr 'Serah's Lagoon Hideaway' zwölf Gäste aufnehmen.

Unternehmer wie Kei haben es auf den Salomonen nicht leicht. Ein Jahrzehnt nach dem Ende des fünfjährigen Bürgerkriegs fehlen in vielen Provinzen des südwestpazifischen Inselstaates immer noch eine adäquate Infrastruktur, staatliche Dienstleistungen und nachhaltige wirtschaftliche Perspektiven. Obwohl Touristen den Staat nur zögerlich besuchen, engagieren sich immer mehr Bürgergruppen für den Ökotourismus, in der Hoffnung, dass sich die Lebensbedingungen für die 552.000 auf rund 900 Inseln verteilten Einwohner verbessern.

"Das Gute am Tourismus ist, dass jeder im Dorf etwas davon hat", erklärt Kei. Die Mitglieder dieser Dorfgemeinschaft wohnen auf einigen der weiteren zwölf künstlichen Inseln, die in der 21 Kilometer langen Lagune an der Westküste der Insel Malaita auf Korallenriffen, Sand und Steinen angelegt wurden.

Gäste, die im Kanu von der Hauptinsel kommen, werden in traditionellen strohgedeckten Bungalows untergebracht. Touristen verbringen die Zeit mit Schnorcheln und Kanufahren oder sie hören dem Panflötenspiel der Ureinwohner zu und informieren sich über die Herstellung von Muschelgeld. Die Einheimischen können auf diese Weise direkte Einnahmen erwirtschaften.

Nicht weit von Keis Gästehaus entfernt liegt das 'Busu Island Village Stay'. Noch vor sieben Jahren waren dies die beiden einzigen Ökotourismusprojekte. Inzwischen werden nach diesem Modell weitere sieben Unterkünfte in dem Gebiet gebaut.


Neu erwachtes Interesse an umweltverträglichem Tourismus

"Das große Interesse an Ökotourismus ist ziemlich neu", sagt Longden Manedika, Direktor des 'Solomon Islands Development Trust' (SIDT) in Honiara. "Das Phänomen gewinnt im ganzen Land an Boden." Selbst in der Provinz Makira, wo Verkehrsmittel nur unregelmäßig verkehren, entwickeln die Menschen Tourismusvorhaben.

Nach Erkenntnissen der Welttourismusorganisation (UNWTO) ist der Geschäftszweig in den vergangenen Jahren auf globaler Ebene gewachsen. 2011 konnten Entwicklungsländer demnach 46 Prozent aller internationalen Besucher anlocken. In 20 der 48 ärmsten Länder (LDC) steht der Fremdenverkehr auf der Liste der Exporteinnahmequellen an erster oder zweiter Stelle.

Die Salomonen, bewaldete Tropeninseln vulkanischen Ursprungs und Korallenatolle, die sich über eine Länge von 1.448 Kilometern südöstlich von Papua-Neuguinea erstrecken, haben ein enormes Potenzial für Ökotourismus. Sie bieten unverfälschte Natur, kulturelle Vielfalt sowie wildlebende Tiere und Meeresökosysteme.

Die Berge in der Provinz Guadalcanal laden zum Trecking ein. In der weltgrößten tropischen Küstenlagune Marovo in der Westlichen Provinz befinden sich in der Nähe spektakulärer Korallenriffe 16 von Einheimischen verwaltete Touristenunterkünfte. Die im äußersten Osten gelegene Provinz Temotu ist ein Anziehungspunkt für Taucher, während Besucher auf den Inseln Rennell und Bellona die polynesische Kultur kennenlernen können.

Die Regierung der Salomonen unterstützt den Tourismus, zumal die umweltbelastende und korrupte Holzindustrie bereits im nächsten Jahr zusammenbrechen könnte. Dennoch lassen Investitionen in die Infrastruktur weiter auf sich warten. So fehlen bisher verlässliche Verkehrsmittel, mit denen man die Hauptstadt Honiara erreichen kann, sowie ausgebildete Arbeitskräfte. Aus einer 2008 veröffentlichten Untersuchung der Handelskammer des Inselstaates geht hervor, dass die meisten Touristikunternehmer höhere Investitionen in den Flugverkehr und die Infrastruktur erwarteten.


Provinzflughäfen ausgebaut

Nach Angaben des Generalmanagers des Tourismusbüros der Salomonen, Michael Tokuru, hat die Regierung inzwischen damit begonnen, die Provinzflughäfen Gizo und Munda in der Westlichen Provinz auszubauen. Um die Infrastruktur in größerem Umfang zu erneuern, müssten allerdings mehrere Ministerien eingeschaltet werden, erklärte er. "Momentan ist die Regierung auf Fischerei, Bergbau, Land- und Forstwirtschaft konzentriert. Tourismus steht nicht an erster Stelle."

Kei hofft derweil auf größere Resonanz von Touristen aus dem Ausland. 2011 kamen lediglich 24 Gäste und im vergangenen Jahr nur 14 Urlauber aus Australien, Neuseeland, den USA und Europa, berichtet sie. Das reiche nicht aus.

Die Zahl der Touristen auf den Salomonen hat sich zwischen 2002 und 2012 zwar von 4.000 auf 22.000 mehr als verfünffacht, doch handelte es sich bei mehr als der Hälfte um Geschäftsreisende. Tokuru glaubt, dass die Erinnerung an die Unruhen der Jahre 1998 bis 2003 sowie an die Revolten in Honiara 2006 immer noch viele Besucher abschrecken. Den Abzug des Militärkontingents der regionalen Hilfsmission RAMSI in diesem Jahr sieht er jedoch als Meilenstein bei der Wiederherstellung des Friedens.

Vom Ökotourismus erhoffen sich Beobachter auch Unterstützung beim Kampf gegen die Armut. Die Salomonen, die zu den LDC gerechnet werden, stehen auf der Liste der 187 Entwicklungsländer auf Rang 142. Etwa 23 Prozent der Einwohner leben unterhalb der Armutsgrenze. "Mein Volk ist froh, den Tourismus zu haben, weil wir sonst kaum Existenzgrundlagen besitzen", sagt Kei. Ein weiterer Vorteil des Ökotourismus bestehe darin, dass er dazu beitrage, das traditionelle Wissen der Menschen an kommende Generationen weiterzugeben. (Ende/IPS/ck/2013)


Links:

http://www.solomonislands-hotels.travel/Serah_s_Lagoon_Hide_Away
http://sidt.org.sb/
http://www2.unwto.org/
http://www.ipsnews.net/2013/06/local-communities-invest-money-and-hope-in-ecotourism/

© IPS-Inter Press Service Deutschland GmbH

*

Quelle:
IPS-Tagesdienst vom 4. Juni 2013
IPS-Inter Press Service Deutschland GmbH
Marienstr. 19/20, 10117 Berlin
Telefon: 030 / 54 81 45 31, Fax: 030 / 54 82 26 25
E-Mail: contact@ipsnews.de
Internet: www.ipsnews.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 5. Juni 2013