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UNTERNEHMEN/2807: Kohlemine in Australien - Siemens-Chef will Beteiligung seines Konzerns weiter prüfen (urgewald)


urgewald - Kampagne für den Regenwald - Pressemitteilung vom 10. Januar 2020

Kohlemine in Australien: Kaeser droht Siemens zum Mittäter zu machen

- Siemens-Chef will Beteiligung seines Konzerns an Adani-Mine weiter prüfen
- Mine hätte verheerende Folgen für Klimaziele und Great Barrier Reef
- Deutscher Konzern setzt seine Glaubwürdigkeit beim Klimaschutz aufs Spiel


Berlin/Sydney - Die heutige Entscheidung von Siemens-Konzernchef Joe Kaeser den Auftrag zum Bau einer Bahn-Signalanlage für eine Kohlemine in Australien weiter zu prüfen, trifft auf Unverständnis bei Umweltschutzgruppen in Australien und Deutschland.

Regine Richter, Energie-Campaignerin bei urgewald, sagt: "Kaesers Zaghaftigkeit ist enttäuschend. Die geplante Carmichael-Mine in Australien dürfte über 4 Milliarden Tonnen CO2-Ausstoß verursachen, mehr als das Fünffache der deutschen Jahresemissionen. Sich an einem solchen Klimakiller-Projekt beteiligen und gleichzeitig als klimafreundliches Unternehmen auftreten wollen, das ist unvereinbar. Kaeser könnte Siemens letztendlich zum Mittäter bei einem Projekt machen, das die Zukunft der Menschheit bedroht. Und das inmitten einer der heftigsten Brandkatastrophen, die Australien bisher erlebt hat und die in ihrer Intensität für eine verschärfte Klimakrise steht. Die Pläne von Siemens bis 2030 ?CO2-neutral? zu werden, wären damit reines Greenwashing."

Die vom indischen Konzern Adani vorangetriebene Carmichael-Mine in der Region Queensland wäre Australiens größte Kohlemine und eine der größten der Welt. Sie wird seit Jahren von zivilgesellschaftlichen Gruppen heftig bekämpft. Über 60 Unternehmen, darunter viele Versicherungen, Investoren und Banken, haben eine Beteiligung ausgeschlossen. Adani muss daher einen Großteil der Kosten alleine tragen.

Der Australier John Brinnand, der in der Region Queensland lebt, sagt: "Als früherer treuer Kunde von Siemens fände ich es beschämend, wenn Siemens Adani beim Bau der größten Kohlemine Australiens unterstützen würde. Wir Australier spüren die verheerenden Auswirkungen der Klimakrise gerade hautnah und kämpfen mit den schlimmsten Buschfeuern seit Menschengedenken. Sogar die Straße, in der ich wohne, war vor Kurzem von Bränden bedroht. Die Kohle treibt den Klimawandel voran und bringt immer schlimmere Buschfeuer, Hitzewellen und Dürren nach Australien. Sie lässt uns am Rauch ersticken, zerstört unsere Häuser, tötet Wildtiere und verwüstet das Buschland. Siemens muss eine historisch falsche Entscheidung vermeiden."

Julien Vincent, Geschäftsführer der australischen Umweltschutzorganisation Market Forces, sagt: "Carmichael ist das umstrittenste fossile Projekt in der Geschichte Australiens. Die Absicht, eine so gewaltige Kohlemine zu erschließen, nachdem eine Fläche von einem Fünftel der Größe Deutschlands gerade in den australischen Buschfeuern ver-brannt ist, ist widerlich. Eine Unterstützung würde Siemens bereuen. Was der Konzern in dem Fall erntet, sind weltweite Empörung und ein verschärfter Klimawandel."

Neben dem katastrophalen Einfluss auf das globale Klima hätte die Kohlemine auch Folgen für den Wasserhaushalt in der Region Queensland. Klimatische Veränderungen haben dort schon jetzt zu extremer Dürre und in der Folge verheerenden Buschbränden geführt. Das nahegelegene, schon jetzt stark geschädigte Weltkulturerbe Great Barrier Reef dürfte durch die Klimafolgen endgültig absterben.


Weitere Informationen:
Kampagnenseite "Stop Adani":
https://www.stopadani.com/

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Quelle:
Pressemitteilung, 10.01.2020
Herausgeber: urgewald e.V.
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Internet: www.urgewald.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 11. Januar 2020

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