Expertenkommission Forschung und Innovation - 25.02.2015
EFI-Jahresgutachten 2015: Urheberrecht muss innovationsfreundlicher werden
In ihrem aktuellen Jahresgutachten kritisiert die Expertenkommission
Forschung und Innovation (EFI) das bestehende Urheberrecht als zu wenig
innovationsorientiert. Die wachsende wirtschaftliche Bedeutung
nutzergenerierter Inhalte wird nicht ausreichend berücksichtigt. Um dieses
innovative Potenzial zu nutzen, sollte die kreative Umgestaltung von
Werken unter bestimmten Bedingungen zulässig sein. Die komplexen
Bestimmungen des Urheberrechts müssen vereinfacht und für die Nutzer
transparenter werden. Die Expertenkommission fordert zudem die Einführung
einer "allgemeinen Wissenschaftsschranke".
Die wirtschaftliche Bedeutung von Werken und Inhalten, die von Nutzern geschaffen werden, steigt. Ein beachtlicher Teil der auf Videoportalen wie YouTube zugänglichen Inhalte stammt von privaten Nutzern und viele dieser Beiträge sind qualitativ hochwertig. Empirische Untersuchungen deuten darauf hin, dass ein Großteil des Marktwertes von Online-Unternehmen durch Beiträge der Nutzer entsteht. Das bestehende Urheberrecht beruht dagegen noch immer auf der Annahme, dass es strikt getrennte Rollen von "klassischen" Anbietern wie Verlagen einerseits und passiven Nutzern andererseits gibt.
Aus volkswirtschaftlicher Sicht können weitreichende Schutzrechte nachteilig sein, wenn sie kreative Nutzer einschränken und somit die Schaffung neuer Werke durch Nutzer verhindern. Die Expertenkommission empfiehlt daher, kreativen Nutzern größere Freiräume zu geben. So sollten Umgestaltungen von Werken erlaubt sein, sofern sie einen ausreichenden inneren Abstand zum Original wahren und nicht kommerziell sind. Die Expertenkommission bemängelt, dass die bestehenden Regelungen im Urheberrecht sehr komplex gehalten sind und damit der Rechtsakzeptanz in breiten Schichten der Bevölkerung entgegenstehen. Ein Großteil der Internetnutzer weiß nicht, welche Angebote im Internet legal und welche illegal sind. "Ein übermäßig komplexes Urheberrecht könnte sich also seine eigene Piraterie schaffen", warnt die Expertenkommission.
Um den Zugang zu Wissen zu erleichtern, fordert die Expertenkommission die Einführung einer "allgemeinen Wissenschaftsschranke". Derzeit bestehende Barrieren beim Zugang zu Wissen könnten damit reduziert werden. Eine praxistaugliche Neuregelung würde Wissenschaftlern und Studierenden unter anderem den digitalen Zugang zu Forschungsergebnissen in Zeitschriften und anderen Medien erleichtern.
Die Expertenkommission Forschung und Innovation (EFI) leistet
wissenschaftliche Politikberatung für die Bundesregierung und legt
regelmäßig Gutachten zu Forschung, Innovation und technologischer
Leistungsfähigkeit Deutschlands vor. Wesentliche Aufgabe der EFI ist es
dabei, die Stärken und Schwächen des deutschen Innovationssystems im
internationalen und zeitlichen Vergleich zu analysieren und die
Perspektiven des Forschungs- und Innovationsstandorts Deutschland zu
bewerten. Auf dieser Basis entwickelt die EFI Vorschläge für die nationale
Forschungs- und Innovationspolitik.
Weitere Informationen unter:
http://www.e-fi.de
Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/de/institution1451
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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Expertenkommission Forschung und Innovation, Dr. Helge Dauchert, 25.02.2015
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de
veröffentlicht im Schattenblick zum 28. Februar 2015
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