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KORRESPONDENZEN/009: Leserbrief zur Rezension "Naturschutz und Profit" (SB)


Leserbrief von Klaus Pedersen zu einer Buchrezension

BUCH -> SACHBUCH -> REZENSION/449: Klaus Pedersen - Naturschutz und Profit (SB)


Freitag, 6. August 2008 - 7:38 Uhr

Liebe Redaktion, herzlichen Dank an den/die Rezensenten/in für die gründliche Besprechung des Buches "Naturschutz und Profit" (http://www.schattenblick.de/infopool/buch/sachbuch/busar449.html). Der Autor hat einen kleinen Hinweis zu der Passage am Ende der Rezension. Dort steht:

"Pedersen verklärt hier die "natürliche Umwelt" zu etwas unhinterfragt Reinem, das seiner Ansicht nach erhalten werden müsse." Und etwas weiter unten: "Wer das als erhaltenswert bezeichnet, hat die Naturgewalten verinnerlicht. Verdrängen, verschlingen und verdauen gab es schon lange vor den Menschen - mit dem Begriff Natur erheben sie das jahrmillionenalte Vernichtungswerk zur (Natur-)Gesetzlichkeit. ... Sich über diese Voraussetzungen für Naturschutz im klaren zu sein, ist deshalb von Belang, als daß es nicht wundern sollte, wenn der Schutz der Natur jene menschenfeindlichen Folgen zeitigt, die Pedersen so eindrücklich schildert."

Ich fürchte, der/die Rezensenten/-in hat Seite 21/22 überblättert, wo, ausdrücklich auf Bätzing Bezug nehmend, völlig "unverklärt" festgestellt wird:

"Die historische Realität weicht jedoch stark vom Konzept der "unberührten Natur" ab. Es gibt schon seit Jahrtausenden in weiten Teilen der Erde keine "ursprüngliche" Natur mehr, sondern eine vom Menschen bearbeitete und kulturell überprägte Natur, die der Erlanger Geograf Werner Bätzing (2005) als die "zweite Natur" bezeichnet. Weder die Alpen (Bätzing) noch die ostafrikanischen Savannen (Igoe 2004) waren oder sind menschenleere Naturräume, sondern sind seit mehr als tausend Jahren Resultat komplexer Geflechte ökologischer und sozialer Beziehungen - Landschaften, die durch Eingriffe des Menschen immer wieder neu erschaffen bzw. erhalten wurden. Diese "zweite" Natur stellt die natürliche Grundlage der menschlichen Existenz dar."

Liebe Grüße,
Klaus Pedersen


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Sehr geehrter Herr Pedersen,

wir bedanken uns für Ihre interessanten Anmerkungen zu unserer Rezension des Buchs "Naturschutz und Profit" und möchten diese zum Anlaß nehmen, ein offenbar entstandenes Mißverständnis aufzuklären.

Wir können uns sicherlich da treffen, daß der Begriff der Natur ein menschliches Konstrukt ist und alle damit verbundenen Voraussetzungen und Konsequenzen dieses reflektieren.

Keineswegs sind dem Rezensenten Ihre Ausführungen auf Seite 21, 22 zur zweiten Natur entgangen. Nur trägt auch die wiederholte Lektüre dieser beiden Seiten nicht dazu bei, den Konsens, der für Sie offenbar zwingend erscheint, für unser Verständnis herzuleiten. Zweifelsohne erfordert das von ihnen in Anlehnung an den Geografen Werner Bätzing favorisierte Konzept der "zweiten Natur" die Annahme einer ersten Natur, die dann als nicht vom Menschen überprägt, folgerichtig als "rein" oder "unberührt" beschrieben werden müßte.

Auf diese Vorstellung, die nach Ansicht des Rezensenten unter anderem bereits im Vorwort deutlich wird - Zitat: "Die zentrale These des Buches lautet: die Erhaltung unserer natürlichen Umwelt kann nicht damit erreicht werden, dass man naturzerstörerische gesellschaftliche Verhältnisse akzeptiert und parallel dazu versucht, diese Naturzerstörung durch Ausgleichsflächen zu kompensieren" (S. 13) - wurde in der Rezension Bezug genommen.

Wir hoffen, damit zum gegenseitigen Verständnis beigetragen zu haben und verbleiben mit freundlichen Grüßen

Ihre SB-Redaktion



15. August 2008