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PRESSE/627: Editorial von Heft Nr. 3-2007 (Der Mittlere Weg)


Der Mittlere Weg - Nr. 3, September - Dezember 2007
Nachrichten des Buddhistischen Bundes Hannover e.V.

Liebe Leserin, lieber Leser!


Ein nur alle vier Monate erscheinendes Nachrichtenblatt kann nicht aktuell sein. Doch wenn landauf/landab ein buddhistisches Ereignis durch die Medien geistert, will auch der "Mittlere Weg" nicht abseits stehen und nutzt gern die Gelegenheit, sich zum Geschehen zu äußern. Gemeint sind der Besuch des 14. Dalai Lama in Deutschland und die laut Presseberichten von ihm gemachten Äußerungen über die Zukunft des (nicht nur tibetischen) Buddhismus. Unzweifelhaft ist Tenzin Gyatso die Galionsfigur für den Gesamtbuddhismus und dessen wichtigster Sympathieträger, insbesondere in Deutschland.

Von schwärmerischer Verzückung bis zur Beurteilung seiner in einer Vielzahl von öffentlichen Auftritten gemachten Aussagen als manchmal leicht senil reicht die Bandbreite der Reaktionen. Wir wollen uns um Objektivität bemühen und stellen in diesem Heft die Frage, wohin die Entwicklung des Buddhismus im Westen wohl gehen mag, wenn der Bannerträger die Fahne niederlegt und seine Mahnung, besser den eigenen Traditionen zu folgen, beachtet wird: Quo vadis, Buddhismus?

Zu vorgenanntem Thema passen die Ausführungen über in Ost und West unterschiedliche Sicht betreffend religiöse Raum- und Zeitvorstellungen. Können wir überhaupt unserer kulturellen Vorprägung entfliehen und die Weisheiten Asiens in uns fremder Kleidung annehmen? Oder ist es ratsam, einen westlichen Anzug zu schneidern? Die Statements des Dalai Lama sind sicherlich Anlaß, das alte - und oft gern verdrängte - Thema wieder aufzugreifen und zu diskutieren.

Nachdem das letzte Heft 2/2007 recht akademisch die anatta-Lehre behandelt hatte, sollte in vorliegendem Heft etwas lockerer über Reisen hiesiger Buddhisten in (theravada-)buddhistische Länder berichtet werden. Diese waren oft erstaunt, statt der erwarteten buddhistischen Religiosität nur eine naive Volksfrömmigkeit (mit dhamma-Kenntnissen auf niedrigstem Niveau) vorzufinden. So mancher Reisende erinnerte sich nun an die Ausführungen H. W. Schumanns in Heft 1/2007 ("Rituale im Buddhismus"), wo auf die Bedeutung der "Vorhof-Religion" hingewiesen wurde. (Auch der Indologe R. Gombrich weist darauf hin, dass die meisten Menschen den dogmatischen Inhalt ihrer Religion "nur in dürftigster Weise" ausdrücken können - bis auf die Moslems, bei denen die Bezugnahme auf den Glauben an Allah und seinen Propheten genügt.)

Einen Eindruck von seiner Studienreise nach Burma gibt uns Michael Schmidt, von einem Tempelbesuch in Taiwan berichtet Stefanie Suren. Uns erfreut eine Vielzahl von Bildern zu diesen Artikeln.

Wenn laut diesbezüglichen Befragungen auch die Christen nur in geringem Umfang die Bedeutung von Ostern oder gar Pfingsten erklären können, wollen wir den Anhängern des Volksbuddhismus ihre mangelnden theoretischen Kenntnisse gern nachsehen. Bleiben wir bei der christlichen Feiertagsfolge unserer Gesellschaft: Weil dieses Heft die Zeit bis zum Jahresende abdeckt, können wir - bald ist es schon wieder so weit! - unseren Lesern neben unterhaltsamer Lektüre auch schon frohe Weihnachten wünschen. Ganz konfessionsübergreifend!

Ihre Redaktion
A.R.


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Quelle:
Der Mittlere Weg - majjhima-patipada
39. Jahrgang, September - Dezember 2007/2551, Nr. 3, Seite 5
Herausgeber: Buddhistischer Bund Hannover e.V.
Drostestr. 8, 30161 Hannover,
Tel. und Fax: 05 11/3 94 17 56
E-mail: info@buddha-hannover.de
Internet: www.buddha-hannover.de

"Der Mittlere Weg - majjhima-patipada" erscheint
nach Bedarf und ist für Mitglieder kostenlos.


veröffentlicht im Schattenblick zum 29. August 2007