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PRESSE/630: Zum Studium nach Myanmar (Burma) (Der Mittlere Weg)


Der Mittlere Weg - Nr. 3, September - Dezember 2007
Nachrichten des Buddhistischen Bundes Hannover e.V.

Zum Studium nach Myanmar (Burma)
Ein Tagebuch

Von Michael Schmidt


"Habt ihr nicht Lust, mal nach Myanmar zu einem Abhidhamma-Kurzstudium zu kommen?". Diese Frage von der Ehrwürdigen Agganyani an uns (Rajah Wirasekara und der Autor) auf dem DBU-Kongress 2006 in Köln machte uns erst sprachlos, doch dann: "Warum eigentlich nicht". Nach dem O.K. der Ehepartner ging sofort die Planung los.

Die "International Theravada Buddhist Missionary University" bietet unter der Leitung von Sayadaw Dr. Nandamala einen 10 Tage-Kurs in Grundlagen des Abhidamma auf Danabasis an. Die Ehrwürdige Agganyani ist Schülerin von Dr. Nandamala und maßgeblich an der Durchführung der Kurse beteiligt.

Am 1. Januar 2006 flogen wir über Doha (Quatar) nach Yangon. Zu unserer Freude wurden wir von der ehrwürdigen Agganyani und weiterem "Senior-Student", Jörg Walz aus Österreich, am Flughafen in Empfang genommen.

Wir quetschten uns alle in ein Taxi, das die besten Zeiten auch schon lange hinter sich hatte, und fuhren zur "International Theravada Buddhist Missionary University". Am nächsten Morgen stellten wir fest, dass hinter diesem gewaltigen Name ein ebenso beeindruckendes, gewaltiges Bauwerk steht. Das Gebäude, in dem wir unsere Zimmer hatten, war dagegen weitaus bescheidener. Die Zimmer allerdings waren sehr geräumig, und wie es sich für buddhistische Studenten gehört, einfach gestaltet. Zu meiner Überraschung fand ich eine Matratze vor. Als ich mich genüsslich darauf niederlassen wollte, war sie allerdings so hart, wie das Brett darunter.

Ich begrüßte noch meinen kleinen Mitbewohner, einen Gecko, und taufte ihn "Max".

Trotz oder wegen der langen Reise waren wir alle noch nicht müde und wollten noch ein wenig die nähere Umgebung erkunden. Inzwischen sind noch einige Kursteilnehmer zu uns gestoßen. Zum Schluss sollten es 16 internationale Teilnehmerinnen und Teilnehmer werden.

Zunächst besuchten wir die gegenüber der Universität liegende "Shwe Taw Myat-Pagode". In ihr ist ein Zahn des Buddha aufbewahrt. Es handelt sich um eine Kopie des Zahns aus Kandy/Sri Lanka. Von dort ist er auch als Spende für den Bau dieser Pagode gekommen. Es ist sehr beeindruckend, wenn sich das golden strahlende Gebäude in den Himmel erhebt. Das sollten wir aber noch öfter erleben. Da wir immer noch nicht müde waren, gingen wir weiter in Richtung Zentrum. Die Universität liegt von der Stadtmitte Yangons ziemlich weit entfernt. So gingen wir einfach in die Richtung, wo wir Licht sahen. Die Straßen in diesem Bereich sind nur spärlich beleuchtet und die Gehwege in schlechtem Zustand. Unachtsam wie ich nun mal bin, fiel ich natürlich hin und verstauchte mir das Handgelenk. Wieder in unserer Unterkunft angekommen, dachte ich noch etwas über die fremden Eindrücke nach und legte mich auf die Matratze, müde war ich aber immer noch nicht.


3.1.07

Am nächsten Morgen klingelte um 5:30 Uhr der Wecker bzw. das Mobiltelefon, jetzt war ich müde.

Unser Tagesablauf sah folgendermaßen aus:

6:00 Uhr Frühstück
8:00 Uhr Vorlesung von Dr. Nandamala über Abhidamma
11:00 Uhr Mittagessen
14:00 Uhr Vorlesung von Daw Yujananani über Abhidamma
18:00 Uhr Einführung in die Vipassana-Meditation von Daw Nimala

Wie in fernöstlichen Ländern üblich gibt es zu allen Mahlzeiten immer das ganze Programm, Reis mit Zutaten usw. Ein Abendessen war nicht vorgesehen, aber für uns "Westler" hat man auf Wunsch etwas vorbereitet.

Nach dem Frühstück hätte ich mich am liebsten wieder hingelegt, aber meine Neugier auf die erste Vorlesung brachte Geist und Körper zur Raison.

Als ich mit Rajah den Vorlesungsraum betrat, war die Stundengemeinde schon vollzählig und wartete gespannt auf das Kommende.

Fast unmerklich betraten Dr. Nandamala und Daw Agganyani den Raum. Nach der Begrüßungsformel (Name Tassa ...) begrüßte uns der Sayadaw und begann mit seinem Vortrag.

Sayadaw Dr. Nandamalabhivmsa (so der volle Name) ist ein in Myanmar und darüber hinaus anerkannter Abhidamma-Gelehrter. Seit kurzer Zeit ist er zum Rektor der Universität berufen worden. Darüber hinaus leitet er noch das "Centre for Buddhist Studies" (CBS) in Sagaing. Auch sind einige Publikationen vom ihm erschienen. Der Sayadaw begann mit der Frage "Was ist Abhidamma". Er bezeichnete es als die "höhere Lehre" des Dhamma und beinhaltet Wissen und Überprüfung. Diese Lehre zeigt, wie das Naturgesetz arbeitet. Die Lehre des Buddha ist hier systematisch aufgezeichnet und wirkte auf mich wegen des enormen Umfangs zunächst verwirrend. Obwohl der Sayadaw sehr ruhig und eindrucksvoll sprach, war seine englische Aussprache doch gewöhnungsbedürftig. Im Großen und Ganzen konnte ich den Ausführungen folgen, da ich mich mit der Thematik vorher schon befasst hatte. Die Kenntnis von einigen Palivokabeln haben mir überraschenderweise mehr gebracht als die englischen Entsprechungen. Dr. Nandamala verdeutlichte komplizierte Aspekte mit Beispielen aus dem täglichen Leben. Diese Lebendigkeit des Vortrages und sein Humor machten alle seine Vorlesungen zu einem Erlebnis.

Am Nachmittag erhielten wir als Hilfe und Vertiefung des Gehörten das Buch von Dr. Nandamala "Fundamental Abhidamma Part 1".

Die Vorlesung wurde nach dem Mittagessen von Daw Yujananani fortgeführt. Fundiert und charmant vertiefte sie anhand des o.g. Buches die Ausführungen des Sayadaw vom Vormittag, da ihr Englisch verständlich war, wurde einiges im Unklaren Gebliebenes erhellt.

Ihre Ausführungen handelten von den verschiedenen Aspekten von "Rupa" in der Bedeutung Materie.

Es würde den Rahmen dieses Aufsatzes sprengen, wenn ich alles Gehörte wiedergeben würde. Für mich ist die Achtung vor der gewaltigen Lehre des Buddha durch die Kenntnisse, die ich bei diesem Kurzstudium erworben habe, noch mal gewaltig gestiegen.

Nach diesen ersten Vorlesungen hatte uns der Samsara wieder schnell in den Griff. Wir brauchten einheimische Währung, den Kyat. Die Umtriebige und immer hilfsbereite ehrwürdige Agganyani wusste, wo man am günstigsten wechselt. Als wir die Menge Geldscheine sahen, die wir für unsere Dollar bekamen, fühlten wir uns reich. Im Verhältnis zu dem Einkommen der Einheimischen waren wir das vielleicht auch. Apropos Einheimische. Vom ersten Tag an war ich von der warmherzigen Freundlichkeit der Burmesen beeindruckt.

Da wir schon mal in der City waren, machten wir uns auf den Weg zum Wahrzeichen von Myanmar, der Shwedagon-Pagode. Ihr goldener Lichtschein wies uns den Weg. Die riesige Anlage befindet sich auf einem 50 Meter hohen Hügel und wird von allen Seiten angestrahlt. Da es inzwischen dunkel geworden war, war der Gegensatz zur schlecht beleuchteten Stadt gewaltig. Die rund 100 Meter hohe Shwedagon-Pagode gilt als Wahrzeichen des ganzen Landes. Sie bietet einen majestätischen und dennoch graziösen Anblick. Der goldene Glanz wirkt wie ein mystischer Traum. Die weit ausgelegten Treppen, die zu zum "goldenen Dom" führen, werden links und rechts von Souvenir-Läden gesäumt. Trotzdem strahlt das ganze riesige Gelände neben der Pracht und auch dem Prunk, Ruhe und Gelassenheit aus. Rund um das Heiligtum sind 72 kleine Tempel, größtenteils von vergoldeten Pagoden bekrönt, errichtet worden. Dazwischen stehen dichtgedrängt Elefanten- und Löwenfiguren, wohlwollende "Nats" (Geister) und furchterregende Dämonen. Wie in allen anderen buddhistischen Ländern auch, hat der Buddhismus in Myanmar auch Einflüsse aus der Entwicklung des Landes übernommen. Man spürt hier das Zentrum des stark buddhistisch geprägten Landes. Tief bewegt kehrten wir zu unserer Unterkunft zurück. Auf dem Rückweg fiel uns auch noch mal der Gegensatz zwischen dem strahlenden Gold und dem übrigen Stadtbild auf. Aber für die Menschen scheint dies kein Problem zu sein, im Gegenteil, sie schöpfen Kraft und Spiritualität aus diesen Bauwerken.


4.1.07

Am nächsten Vormittag ging es bei Sayadaw Dr. Nandamala mit den Rupa-Gruppen und dem "Paticca-samuppada" weiter. Nun hatte ich mich schon etwas mehr an die Aussprache gewöhnt und kam besser mit. Allerdings bleibt die Thematik schwierig. Mit Graphiken und Beispielen wurde uns das Verstehen dann erleichtert. Am Abend fand dann zum ersten Mal die Einführung in die Vipassana-Meditation von Daw Nimala statt. Hier wurde der Zusammenhang zwischen den Inhalten des Abhidamma und dieser Meditationstechnik besonders deutlich.


5.1.07

In der folgenden Nacht habe ich trotz immer noch vorhandener Müdigkeit schlecht geschlafen. Plötzlich, nach der morgendlichen Vorlesung vom Sayadaw, war die Müdigkeit wie weggeblasen. Die Zeitverschiebung war überwunden, und die Konzentration war wieder voll hergestellt. Jetzt fühlte ich mich rundum wohl und konnte die Umgebung voll genießen.

Auch ein reger Austausch mit den "Mitstudenten", von denen einige Ordinierte waren, begann nun. Ich war endlich angekommen.

Die heutigen Themen waren die mentalen Eigenschaften und die verschiedenen Arten des Bewusstseins.

Am Nachmittag wurden Rajah und ich von Ashin Sobhana, einem Mitstudenten aus Nepal, zur Maha Pasana-Höhle geleitet. Sie wurde im Jahre 1954 anlässlich der sechsten buddhistischen Synode auf dem Gelände der Weltfriedenspagode (Kaba Aye-Pagode) erbaut. In dieser künstlichen Höhle haben bis zu 10.000 Mönche und Besucher Platz. Wir hatten Glück, dass dies gewaltige Bauwerk geöffnet hatte, so konnten wir einen Eindruck von diesem imposanten Raum gewinnen. Zurzeit wurde dort der gesamte Pali-Kanon von Mönchen rezitiert. Danach besuchten wir die gegenüberliegende Kaba Aye-Pagode. Trotz oder vielleicht gerade wegen ihres jungen Alters beherbergt die Pagode einen Teil altehrwürdiger Reliquien, die man erst 1851 in einem der drei ältesten indischen Stupas von Sanchi entdeckte. Sie stammen von den beiden hochverehrten Hauptschülern des Buddha, Sariputta und Mogallana.


6.1.07

Bei den heutigen Vorlesungen ging es um Citta und Cetasika (Geist und Geistesfaktoren), ein nicht ganz einfaches Thema. Hier stellt man fest, wie genau und systematisch der Buddha seine Lehre aufgebaut hat. Wenn man die "Mittlere Sammlung" gelesen hat, erkennt man einiges wieder und kann die Verbindungen und Abhängigkeiten der Psyche gut ableiten.

Christina, eine weitere deutsche Teilnehmerin, führte uns am Nachmittag in die "Feldenkrais-Methode" ein. Die körperlichen Entspannungsübungen waren eine gute Vorbereitung für die anschließend stattfindende Vipassana-Meditation.

Am Abend traf ich vor meiner Zimmertür den Mönch aus Nepal, Ashin Sobhana. Ich betrachtete gerade "Max", den Gecko an meiner Tür, und sagte zu Ashin, "dies ist mein Freund, er hält die Fliegen und Mücken von mir fern". "Wieso?", entgegnete Ashin, "sind Fliegen und Mücken nicht Deine Freunde?" - Ja, ich habe noch viel zu lernen.

Abends ging noch mit Jörg und Rajah zu einer inzwischen befreundeten Familie, die einen kleinen Laden hatte und tranken Tee. In Gesprächen haben wir viel über Land und Leute erfahren.


7.1.07

Am nächsten Morgen ging es mit dem Thema Citta und Cetasika weiter.

Die Nachmittags-Vorlesung führte diesmal der Sayadaw in einem Abhidhamma-Zentrum in der Stadtmitte von Yangon durch. Der mehrere hundert Personen fassende Saal war gut gefällt, auch Radio und Fernsehen waren da. Man sah deutlich, über welche Autorität "unser Lehrer" verfügt. Wir wurden ein bisschen wie V.I.Ps behandelt und wurden ganz vorne platziert. Es war uns ein wenig peinlich. Es hängt aber auch ein wenig damit zusammen, dass westliche Gäste in diesem Zusammenhang noch etwas Besonderes sind.

Überhaupt sind die Burmesen sehr zuvorkommend, gastfreundlich, freigiebig, obwohl sie selbst nicht viel haben. Häufig bekommt man eine kleine Aufmerksamkeit in die Hand gedrückt. Ein burmesischer Kursteilnehmer, U Cho Aye, überreichte mir z.B. fast jeden morgen zur ersten Vorlesung ein Stück Kuchen.

Der Vortrag von Dr. Nandamala behandelte die Wichtigkeit des Abhidhamma für den Buddhismus. "Nur durch den Abhidhamma ist ein rechtes Verständnis des Dhamma möglich".

Nach dem Vortrag nutzten wir die Gelegenheit, um uns weiter Sehenswürdigkeiten von Yangon anzusehen.

Zunächst gingen wir zur ältesten Pagode, der Sule-Pagode. Sie markiert den von den Briten bei der Stadtplanung festgelegten Mittelpunkt Yangons. Die 50 m hohe, achteckige Pagode, die zwar ein Alter von 2200 Jahren hat, in ihrer heutigen Erscheinung aber aus dem 18. Jahrhundert stammt, kann es an Ausstrahlung, Wucht und Schönheit mit der ohnehin alles überragenden Shwedagon-Pagode nicht aufnehmen, sie ist aber trotzdem sehenswert. In ihr sollen sich ein heiliges Haar und andere Reliquien befinden, die buddhistische Mönche aus Sri Lanka als Geschenk mitgebracht hatten.

Auf Grund eines Tipps von zwei einheimischen Reiseführern besichtigten wir dann die Botataung-Pagode. Der Sage nach bildeten tausend (tataung) Offiziere (bo) ein Spalier, als vor über zweitausend Jahren Mönche aus Indien Reliquien nach Myanmar brachten. Am Ufer des Yangon-Flusses wurde dann diese Verehrungsstätte errichtet. Bei einem Bombenangriff auf die Werft wurde die Pagode 1943 in Schutt und Asche gelegt. In den Trümmern wurden ungeheure Kunstschätze, Silber und Terrakotta gefunden. Diese Schätze können heute in der mit Unterstützung der Chinesen wieder aufgebauten Pagode bestaunt werden.

Apropos Chinesen. Der wirtschaftliche Einfluss der Chinesen ist nicht zu übersehen. Sie scheinen der einzige Handelspartner zu sein. Einige Burmesen haben mir gegenüber auch ihren Unmut wegen der schlechten Qualität der chinesischen Waren geäußert. Dies ist wohl der Preis der politisch gewollten Isolation.

Das übrige Stadtbild wurde vom Gegensatz zwischen sehr heruntergekommenen Kolonialbauten und den überall auf der Welt üblich Hochhäusern geprägt.

Den Abend beschlossen wir, wie so oft, in dem kleinen Laden unserer Freunde.


8.1.07

Am nächsten Tag wurde das unerschöpfliche Thema vom Vortage weitergeführt. Wären die Vortragenden nicht engagiert und um Verständnis bemüht, hätte vielleicht der eine oder andere verzagt. Aber durch den lebendigen Vortrag aller Dozenten freute ich mich immer wieder erneut auf die Lektionen. Außerdem interessierte mich natürlich auch der Inhalt. Z.B. erklärte Daw Yujananani "Citta Nigama" mit "Saat - Pflanze - Frucht - Saat". Das war einleuchtend.

Am Nachmittag besuchten wir noch eine Schule für Novizinnen. In ihrer Sauberkeit hob sie sich deutlich von den umliegenden Slums ab. Trotzdem schienen die Bewohner in dieser Gegend keine Not zu leiden, auch bettelten uns keine der zahlreichen Kinder an, sondern größten uns staunend. Für einige waren wir vielleicht die ersten Europäer, die sie sahen.


9.1.07

In der Vormittagsvorlesung waren die "Sechs Grundlagen des Geistes" das Thema. Dr. Nandamala konnte die Zusammenhänge an einer Grafik an der Tafel deutlich machen. "Natur produziert Natur".

Der Unterricht am Nachmittag fiel aus, und so machten wir noch einen Bummel durch die Innenstadt. Wir besuchten den "Scott-Market" und China-Town. Letzteres war enttäuschend, ersteres viel Samsara.

Nach der Vipassana-Lektion war ich redlich müde und ging ins Bett.


10.1.07

In der morgendlichen Vorlesung wurde das Thema "cetasika" vertieft, und Verbindung von "passa" und "vedana" durchleuchtet.

Am Nachmittag hat uns (Rajah und mich) U Cho Aye in seinem Auto mit Fahrer die Umgebung von Yangon gezeigt. Nach einem schönen Sonnenuntergang am Fluss (das passiert hier immer pünktlich um 18 Uhr), lud er uns zu sich nach Hause ein. Er zeigte uns das von ihm geleitete Waisenhaus nebst Schule. Während des folgenden Gesprächs fiel der Satz: "Ihr habt das Geld, wir das Glück". Darüber habe ich angesichts der Militärregierung lange nachgedacht. Vielleicht meinte U Cho Aye aber auch den hier noch ziemlich authentisch gelebten Buddhismus in der Bevölkerung.


11.1.07

Am vorletzten Studientag ging es um "panna-cetasika", der Fähigkeit zur Weisheit. Bis dahin ist es für mich ein weiter Weg. Der Sayadaw und Daw Yujananani haben den Weg dorthin sehr klar aufgezeigt.

Während des Tages hatte ich von Daw Agganyani den Auftrag, das Dana einzusammeln und gerecht auf die uns so lieb und freundlich zugetanen Helfer, Lehrenden, Küchenpersonal usw. aufzuteilen.

Rajah und ich besuchten noch einmal die uns liebgewordene Familie. Wir bekamen Tee und einen sehr interessant schmeckenden Snack, bestehend aus eingelegtem Tee mit Nüssen, Knoblauch, Chilli usw. Der Abschied tat uns ein wenig weh, obwohl unser Aufenthalt in Myanmar noch nicht zuende war.


12.1.07

Der letzte Tag des Kurses. Die letzte Lektion des Sayadaw Dr. Nandamala behandelte das Sterben und das Kamma. Seine Empfehlung war, einem sich in der Nähe des Todes befindenen den Dhamma (Zufluchtsformel) zu predigen, da das letzte Bewusstsein über die Qualität der "Neugeburt" entscheidet.

Am Nachmittag hatten wir bei Daw Yujananani nur eine verkürzte Vorlesung, da danach die Verabschiedungszeremonie geplant war.

Sayadaw Dr. Nandamala eröffnete die Verabschiedungszeremonie und brachte seine Freude über unsere gute Mitarbeit zum Ausdruck, auch ihm hat dieser Lehrgang viel Spaß und Freude gebracht. Jeder Teilnehmer dankte in einem Feedback dem Sayadaw und seinen Assistentinnen für die lehrreichen Darlegungen der Grundlagen des Abhidhamma. Besonderer Dank galt auch der ehrwürdigen Agganyani, die dieses besondere Erlebnis für uns Westler möglich gemacht hatte.

Nachdem der Pro-Rektor der Universität in seine Rede vom größten Exportartikel seines Landes, nämlich dem Buddhismus sprach, wurden uns die Urkunden überreicht. Nach der Übergabe des Dana war die Zeremonie beendet.

Nun begann die Verabschiedung, denn einige verließen Yangon noch am selben Tag, um das Land zu erkunden, nach Indien oder nach Hause zu fliegen. Rajah und ich bereiteten uns nun auf eine 10-tägige Rundfahrt durch Myanmar vor, die uns nach Mandalay, Sagain, Bagan und zum Inle-See führen sollte. Aber dies wäre ein weiterer Aufsatz.

Zu sagen bleibt, dass das beindruckendste neben den erweiterten Kenntnissen über den Dhamma, die Freundlichkeit und der Wissensdurst besonders der jungen einheimischen Bevölkerung war.

Von der Militärregierung war äußerlich nicht viel zu spüren. Es waren kaum Soldaten zu sehen. Am Freiheitstag (4. Jan.) wünschten wir einem Taxifahrer einen schönen "Tag der Freiheit". Er erwiderte nur, die Freiheit sei ihm lieber als ein Feiertag.

Das Land beginnt sich vorsichtig zu öffnen. Es bleibt nur zu hoffen, das der hier gelebte Buddhismus erhalten bleibt, da er u.a. auch den Menschen hilft mit ihren nicht einfachen Lebensbedingungen fertig zu werden. Selbst in der Metropole Yangon schwebte eine wunderbare Gelassenheit.

In Gelassenheit konnte ich mich am Abend noch üben, als ich feststellte, dass alle meine Fotos (über 100) verloren waren, da sich die Chip-Karte meiner Kamera verabschiedet hatte. Nach meiner Rückkehr in Deutschland sandte ich einen Notruf an alle erreichbaren Teilnehmer, und dieser wurde von Karin Reid, Elke Schlabschi, Jörg Walz und Agganyani erhört. Ohne ihre Hilfe gäbe es keine Bilder. Der Vorteil ist, dass man selber auch mal irgendwo mit drauf ist. Alles hat auch sein Gutes.

"Sabbe satta bhavantu sukkhitatta"


Sayadaw Dr. Nandamala kommt vom 14.-20.4.2008 nach Deutschland und hält ein Seminar im Waldhaus am Laacher See.


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Quelle:
Der Mittlere Weg - majjhima-patipada
39. Jahrgang, September - Dezember 2007/2551, Nr. 3, Seite 17-23
Herausgeber: Buddhistischer Bund Hannover e.V.
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veröffentlicht im Schattenblick zum 5. September 2007