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PRESSE/796: Shodo Harada Roshi - Diese Welt darf einfach nicht untergehen (Buddhismus aktuell)


Buddhismus aktuell, Ausgabe 4/2009
Zeitschrift der Deutschen Buddhistischen Union

"Diese Welt darf einfach nicht untergehen!"

Interview mit Shodo Harada Roshi von Michaela Doepke


Nach Ansicht von Harada Roshi werden wir mit Mitgefühl geboren, wir müssen es nicht erlernen. Sein Appell an Praktizierende: Wenn uns die Leiden der Welt im tiefsten Herzen berühren, dann sollten wir etwas tun, um uns und unseren Planeten zu retten. Michaela Doepke hatte die kostbare Gelegenheit, mit dem außergewöhnlichen japanischen Zen-Meister ein Interview zu führen.


BUDDHISMUS AKTUELL: Shodo Harada Roshi, Sie öffneten das Zen-Kloster Sogenji erstmals für Menschen aus aller Welt und sind einer der wenigen japanischen Zen-Meister, die sich darauf spezialisiert haben, westliche Schüler zu unterrichten. Was hat Sie dazu bewogen, im Westen zu lehren?

SHODO HARADA ROSHI: Ich habe nie bewusst geplant, westliche Menschen zu unterrichten, sondern wollte jeden, der ehrlich den Weg gehen will, aufnehmen.

Vor über 40 Jahren, als ich unter Yamada Mumon Roshi meine Ausbildung erhielt, gab es kaum einen Roshi, der Englisch sprechen konnte. Die Ausländer, die damals mit der Intention nach Japan kamen, unter der Anleitung eines Zen-Meisters zu üben, wurden, weil niemand Englisch sprechen konnte, meist zu Yamada Mumon Roshi geschickt. Als ich unter ihm im Shofuku-ji praktizierte, übten wir meist gemeinsam mit sieben bis acht westlichen Schülern. Seitdem macht es für mich nicht den geringsten Unterschied, ob jemand Japaner ist oder nicht. Es geht nur darum, dass die Person wirklich ehrlich den Weg gehen möchte. Natürlich gibt es Sprachschwierigkeiten. Aber wenn sie wirklich nach dem Weg sucht, ist das keine Frage von Worten. Als ich dann vom Shofuku-ji in Kobe nach Okayama ging, kamen einige der westlichen Schüler mit mir in den Sogen-ji. Der Kreis hat sich erweitert, und derzeit praktizieren dort überwiegend westliche Schüler.

BUDDHISMUS AKTUELL: Wie empfinden Sie westliche Schüler im Unterschied zu asiatischen Schülern?

SHODO HARADA ROSHI: Offensichtlich gibt es Unterschiede in Sprache und kulturellem Erfahrungshintergrund. Viele meiner Schüler kommen aus Europa und den USA, sind also christlich geprägt. In Asien hat die Lehre des Buddha eine über 2000-jährige Geschichte. Wir Japaner sind uns dessen vielleicht nicht bewusst, aber diese Weisheit ist zweifellos in der Sprache, der Kultur und im täglichen Leben lebendig. Sagt man beispielsweise einem Japaner, er solle vom "Hara" her sitzen, weiß er intuitiv, dass gemeint ist, zentriert im unteren Bauchbereich, wie ein Berg zu sitzen. Um dies westlichen Menschen nahezubringen braucht es etwas Zeit, mehr Worte und viel Erfahrung.

BUDDHISMUS AKTUELL: In Japan gibt es eine monastische Kultur. Brauchen wir Ihrer Ansicht nach im Westen mehr Klöster, oder genügt es, wenn Laien neben ihrem Beruf abends und am Wochenende ernsthaft Zen-Meditation praktizieren und zudem an Wochen-Retreats teilnehmen?

SHODO HARADA ROSHI: Das kommt darauf an wie weit und wie tief man gehen möchte. In Japan gibt es viele Tempel, etwa so, wie hier jedes Dorf eine Kirche hat. Doch selbst in Japan gibt es nicht viele Ausbildungsklöster. Laienpraktizierende gehen meist nicht dorthin, und es sind nur wenige, die sich auf diese intensive Übung wirklich einlassen.

Natürlich gibt es nur wenige Orte intensiver Übung in Europa, aber wichtiger sind echte Lehrer. Ich glaube, es braucht noch viel mehr authentische Lehrer. Selbstverständlich kann jeder, der ein wenig gesessen hat, die Form des Zazen lehren. Doch um die Weisheit des Buddha in ihrer Tiefe zu verstehen, braucht man zehn bis 15 oder gar 20 Jahre. Entscheidend ist, dass jemand Buddhas Weisheit wirklich vollständig verstanden hat, verkörpert und auch lebt. Es geht hier um tatsächliche Erfahrung und eigenes Erleben. Solche Menschen sind sehr selten. Noch wichtiger als Tempel sind verwirklichte Lehrer, aus denen echte lebendige Weisheit spricht und handelt. Daran herrscht im Westen ausgesprochener Mangel.

Besonders im Zen geht es nicht darum, die Sutren zu studieren und Wissen über den Buddhismus anzuhäufen, sondern um die eigene Erfahrung. Es ist wichtig, unter einem wahren Meister zu üben, der wirklich sehen kann, ob man selber eine echte Erfahrung gemacht hat, und der diese dann aufgrund seiner eigenen Erfahrung bestätigen kann. Selbst wenn jemand die Position eines Lehrers innehat, ist es wichtig, zu sehen, ob diese Essenz wirklich da ist. Deshalb ist im Zen die Dharma-Nachfolge wichtig, das heißt, unter welchem Lehrer jemand praktiziert hat und was für eine Essenz von diesem Lehrer bestätigt wurde. So gesehen muss man fragen, wie viele wirkliche Lehrer es tatsächlich in Europa gibt.

BUDDHISMUS AKTUELL: Sie sagen oft: "Geistige Übung und gesellschaftliches Engagement sind untrennbar." Aber unter Buddhisten taucht häufig die Frage auf, ob übermäßige soziale Aktivität mit dem Meditationsweg überhaupt vereinbar sei.

SHODO HARADA ROSHI: Dass sich diese Frage überhaupt stellt, zeigt, dass man sich noch in einem unreifen Zustand befindet. Weil Engagement gesellschaftlich anerkannt wird, meinen wir leicht, es sei wichtig, nur ja irgendetwas "Gutes" für die Gesellschaft zu tun. Dabei vernachlässigen wir nur allzu leicht die Essenz, die Energie steigt hoch, und wir verlieren uns in den äußerlichen Aspekten der Arbeit. Das liegt daran, dass wir nicht tief genug in der Übung verwurzelt sind. Wenn wir ganz aus der Praxis, aus dem Gebet heraus leben, dann wirken wir ohne Zweifel immer auch für die Gesellschaft. Die Basis ist die Praxis. Die Aktivität eines gereiften Praktizierenden hat dort ihre Wurzel. Wer selbst ohne den geringsten Zweifel (Dualismus) glaubt, der lebt ganz einfach so. Dies ist nicht eine Frage intellektuellen Verstehens. Wenn man sich nicht wirklich voll und ganz gibt, verstrickt man sich leicht in dualistischem Denken und meint zum Beispiel, dass wenn man zu viel für die Gesellschaft arbeite, man die Essenz vernachlässige. Die Arbeit für die Gesellschaft und die eigene Übung können dann als zwei verschiedene Dinge erscheinen. Das ist ein großes Missverständnis, nicht echtes "Satori" (Erwachen).

Satori ist, sich voll und ganz zu geben. Nicht nur so viel zu geben, wie man tun zu können glaubt, sondern wirklich alles. Ein bekanntes Beispiel ist Mutter Teresa, die gesagt hat: "... Egal, auch wenn die Kirche mich ausstoßen würde, vor mir steht ein Mensch, der leidet, der Hilfe braucht. Direkt vor meinen Augen steht ein Mensch. Die Wirklichkeit ist ganz offensichtlich!"

Für uns gilt dasselbe: Wenn wir nur halbherzig geben, kommen Zweifel auf und wir sind in Dualismus gefangen. Geben wir uns jedoch vollkommen, ist für so etwas gar kein Raum. Wenn wir hier genau hinsehen, wird klar, dass das, was uns als zwei erschien, in Wirklichkeit eins ist. Wir sind eins mit den Menschen und mit der Arbeit, die wir für "andere" tun.

BUDDHISMUS AKTUELL: Wie ist das mit der emporsteigenden Energie bei Menschen, die sich in äußeren Aspekten der Arbeit verlieren? Was passiert da?

SHODO HARADA ROSHI: Die Energie steigt hoch, wenn wir uns von der Krankheit, vom Schmerz eines anderen, vom Leiden in der Gesellschaft mitreißen lassen. Wo jedoch liegt die wahre Essenz des Menschen? Wir müssen erkennen, dass das Menschsein an sich, die Buddhanatur, vom Leiden nicht berührt wird. Selbst wenn wir leiden und verwirrt sind, so betrifft das nur die äußere Form. Dahinter ist immer gleichzeitig auch die vollkommene Buddhanatur. Diese leidet nicht und hat auch keine Schmerzen, sondern wir sehen die Erscheinung eines Körpers, der leidet. Verlieren wir dies aus den Augen, sehen wir nur noch die Oberfläche der Erscheinungen. Dann steigt unsere Energie hoch und wir ermüden schnell.

BUDDHISMUS AKTUELL: Also wäre es bei dieser Arbeit immer wichtig, die Buddhanatur des Menschen hinter dem Leiden zu sehen?

SHODO HARADA ROSHI: Die Buddhanatur wahrnehmen zu können, bedeutet, dass das klar sehende Dharma-Auge ("Shobogenzo") aktiv ist. Wenn wir die Buddhanatur nicht wirklich erfahren haben, sehen wir, wenn wir die Erscheinungswelt betrachten, nur die Oberfläche. Haben wir sie hingegen wirklich selbst erfahren, sehen wir da nicht nur den Körper sowie Schmerz und Leid. Leider können die wenigsten Menschen so wahrnehmen. Selbst wenn wir meinen, wir würden praktizieren, tun wir dies allzu leicht nur intellektuell. Dann werden wir vom Leid verwirrt und mitgerissen, verlieren die Basis des Menschseins, die Buddhanatur, aus den Augen. Wir sind nicht mehr zentriert und unsere Energie steigt empor.

BUDDHISMUS AKTUELL: Ist also die eigene Erleuchtung immer die Vorraussetzung dafür, dass man wirklich optimal helfen kann?

SHODO HARADA ROSHI: Nein! Satori ist der Urgrund des Menschseins, das heißt, wir können niemals selbstzufrieden sagen: "So, jetzt hab' ich's verstanden." Unser Fokus muss immer auf die Basis des Menschseins gerichtet sein. Niemand ist jemals von diesem Urgrund getrennt. Die jeweilige Erscheinungsform mag leiden, doch wenn wir klarsichtig durchschauen, dass es sich dabei um Erscheinungen handelt, werden wir die Essenz, die Buddhanatur, nicht aus den Augen verlieren.

Das bedeutet, es wäre Unsinn, zu sagen: Erst nach meiner Erleuchtung werde ich für die Gesellschaft arbeiten. Wir sind ja niemals von unserer Buddhanatur getrennt.

BUDDHISMUS AKTUELL: Mutter Teresa hat einmal gesagt, dass sie selbst bei den Ärmsten in Indien niemals so viel Leiden gesehen habe wie im Westen, wo selbst reiche Menschen unter Einsamkeit, Isolation und sozialer Kälte leiden. Was braucht eine Gesellschaft, die an Problemen wie Egozentrik, Überalterung, sozialer Kälte und Gewalt leidet bzw. wie sähe die ideale Gesellschaft für Sie aus?

SHODO HARADA ROSHI: Wenn es uns gut geht, verlieren wir leicht die Freude. Äußerer Mangel bringt den inneren Reichtum zum Vorschein. Die Menschen heutzutage in unserer Gesellschaft haben alle materiellen Dinge, die sie brauchen, aber innerlich herrscht große Unzufriedenheit. Äußeren Mangel kann man lindern, indem man den Menschen gibt, was ihnen fehlt. Aber innerem Mangel ist schwer beizukommen.

Ich reise jedes Jahr nach Indien. Die Kinder dort haben nichts zu essen, kein Dach überm Kopf, und sie arbeiten, ohne Geld dafür zu bekommen. Aber die Augen dieser Kinder leuchten. Gibt man ihnen etwas, ist sofort große Freude da. Der Mangel bringt den inneren Reichtum an die Oberfläche.

Wenn ich dann nach Japan zurückkomme sehe ich diese stumpfen, freudlosen Gesichter. Alle sitzen vor ihren Computern und versinken in ihrer eigenen, begrenzten Welt. Das gilt leider auch für die ältere Generation.

Nichts zu essen zu haben, mag vielleicht von außen wie ein Unglück aussehen, aber was diesen Menschen fehlt, ist Essen, eine Wohnung und Kleidung. Im Geist, innerlich brauchen sie überhaupt nichts. Sie sind vollkommen erfüllt.

Wie Mutter Teresa ganz richtig sagt: " ... wenn man jemanden sieht, der an Lepra stirbt, braucht er überhaupt nichts, wenn er im Innern glücklich und erfüllt ist. Von außen mag es aussehen, als ob er leiden würde." Unsere heutige Gesellschaft, die alle materiellen Dinge hat, sieht von außen reich aus, ist aber in Wirklichkeit hungrig und einsam im Geist.

BUDDHISMUS AKTUELL: Viele Praktizierende verstehen anfangs das Bodhisattva-Gelübde des Mahayana, "Ich gelobe, alle Wesen zu retten", nicht. Wie kann ein einzelner Mensch alle Wesen retten?

SHODO HARADA ROSHI: Richtig. Wenn wir es vom Körper her betrachten, erscheint es unmöglich. Aber wir Menschen müssen Träume haben. Wir wissen zwar, dass es unmöglich ist, aber wir haben Hoffnungen, Träume, ein Ziel. Im Buddhismus ist dieser leidenschaftliche Wunsch ganz entscheidend. Wir können die Probleme vielleicht nicht alleine aus eigener Kraft lösen, aber wir müssen einen Schritt in diese Richtung gehen. Wir können uns nicht einfach zurücklehnen und nichts tun, nur weil es unmöglich scheint. Zu geloben, alle Wesen zu retten, bedeutet, dass wir die gesellschaftliche Wirklichkeit ganz klar sehen, so wie sie ist. Dann werden wir auch sehen, was wir tun können, und einen Schritt in diese Richtung wagen. Sonst sind es nur leere Worte. Wenn wir die tatsächliche Situation klar sehen, wissen wir, dass ein Drittel der Menschen in unserer Gesellschaft benachteiligt ist, dass die Hälfte der Menschheit hungert. Wenn uns das wirklich klar ist, können wir nicht einfach still herumsitzen, es entsteht der brennende Wunsch, irgendetwas zu unternehmen. Auch wenn es unmöglich erscheint, man möchte einfach irgendwie helfen.

BUDDHISMUS AKTUELL: Wie können wir Buddhisten mehr universelle Verantwortung übernehmen und Mitgefühl praktizieren in einer Welt, die durch finanzielle Gier und die Klimakatastrophe zu kollabieren scheint? Hat der Einzelne überhaupt einen Einfluss die Welt zu verändern?

SHODO HARADA ROSHI: Es gibt unendlich viel, was man tun kann. "Ich gelobe, alle Wesen zu retten" - ob wir diese Worte nun kennen oder nicht, wenn wir die Gesellschaft, in der wir leben, wirklich klar sehen, sehen wir, dass es heute 6,7 Milliarden Menschen auf dieser Erde gibt. Es wäre verantwortungslos, die Augen vor den Problemen der Dioxine oder der Erderwärmung zu verschließen. Kinder werden mit Allergien geboren ... Das alles spielt sich direkt vor unseren Augen ab, und die Lage verschlimmert sich zusehends. Doch selbst wenn die Medien darüber berichten: Es ist völlig wirkungslos, wenn es nicht wirklich bei uns ankommt. Wenn es uns nicht wirklich berührt, dann übernehmen wir auch keine Verantwortung.

Mitgefühl ist keine Vorstellung, sondern es bedeutet, die Situation so zu sehen, wie sie wirklich ist, und von innen her etwas tun zu wollen. Mitgefühl muss man nicht erlernen. Wir werden damit geboren. Wenn wir das Leiden und die schreckliche Lage direkt erleben, dann müssen wir einfach etwas tun. Das ist dann nicht eine Frage des Mitgefühls, sondern es geht um uns selbst. Diese Welt darf einfach nicht untergehen. Wenn uns dies wirklich im Herzen berührt, dann werden wir auch Zugang zu unserer inneren Weisheit finden und erkennen, was zu tun ist. Es ist unsere Verantwortung, diese Weisheit zu teilen und andere darauf aufmerksam zu machen, in welche gefährliche Richtung wir steuern, damit auch sie sich ihrer Verantwortung bewusst werden.

Wichtig ist, dass es jemanden gibt, der diese Probleme anspricht. Dass es jemanden gibt, der sagt: Wenn ihr so weiter lebt, wisst ihr, was dann passiert? Wisst ihr, was eure Lebensweise für Folgen hat? Die Menschen müssen aufgeweckt werden. Die Probleme sind schon so weit fortgeschritten, sie werden nicht auf einen Schlag lösbar sein. Aber wenn wir Schritt für Schritt dabeibleiben ... wir dürfen einfach nicht aufgeben und die Dinge so weitergehen lassen, bis die Menschheit und unser Planet zerstört sind.

BUDDHISMUS AKTUELL: Was sind Ihre Zukunftsvisionen, sowohl für Sie persönlich als auch für die Welt?

SHODO HARADA ROSHI: Heutzutage, wo die finanzielle Situation schwierig ist, trifft es besonders die Schwächeren. Die alten Menschen in unserer Gesellschaft werden immer mehr vernachlässigt. Und auch spirituell Übende werden nicht anerkannt für das, was sie tun. Wenn es sich so verhält, werden immer weniger und schließlich gar keine Menschen den Weg der Praxis gehen wollen. Wir müssen uns dahingehend anstrengen, dass diejenigen, die ihr Leben für die Praxis geben, Unterstützung erfahren. Wer heutzutage praktiziert, tut dies nicht für sich selbst, sondern möchte aus dem tiefen spirituellen Erleben heraus etwas für andere, fürs Ganze tun. Wie wir mit Praktizierenden umgehen und sie unterstützen können und was wir für die von unseren Regierungen hintangestellten älteren Menschen tun können, diese beiden Punkte scheinen mir besonders dringlich. Das Leben sollte nicht in Bedeutungslosigkeit, Sinnlosigkeit und Einsamkeit enden. Praktizierende sehen dies besonders deutlich und möchten einsame, arme, ältere Menschen in ihren letzten Tagen unterstützen.

Betrachtet man das Bild vom Eingang des Buddha ins Nirwana, so sind dort alle Wesen versammelt und sie alle trauern. Es war der tiefe Wunsch des Buddha, dass so viel Leid wie möglich von den Wesen genommen werden möge.

Wir müssen uns fragen - und das ist nicht eine Frage des Geldes -, was wir für die Älteren tun können. Wir müssen genau hinschauen und alle Menschen dahingehend aufklären, was getan werden kann. Es geht da nicht um irgendjemand anders, sondern das betrifft uns selbst.

Ich möchte von jetzt ab alles in meiner Macht Stehende tun, um mithilfe der Weisheit meiner Schüler in dem jeweiligen Land, der jeweiligen Nachbarschaft Möglichkeiten aufzutun und Projekte zu fördern. Auch würde ich gern Bedingungen schaffen, damit sich auch älter werdende Praktizierende weiter ihrer Übung widmen können. Des Weiteren ist es wichtig, die Menschen wachzurütteln, damit wir uns gemeinsam, schon jetzt, da wir noch im Besitz all unserer Kräfte sind, Gedanken machen, wie wir alt werden möchten, und entsprechende Projekte beginnen.


Hinweis: Beim Interview von Michaela Doepke mit Harada Roshi am 27. Januar 2009 in der München nahmen auch Iris Eggenhofer (Ba Aktuelles) und seine Schülerinnen Sozui Zenni (Stefanie Schubert) und Shoe Daishi (Sabine Huskamp) teil.
Übersetzung aus dem Japanischen: Sabine Huskamp
Bearbeitung: Sozui Zenni (Stefanie Schubert)

Shodo Harada Roshi ist Abt des über 300 Jahre alten Rinzai-Zen-Klosters Sogen-ji in Oka-yama, Japan. Er ist Dharma-Erbe von Yamada Mumon Roshi, der Myoshin-ji-Linie des Rinzai-Zen. Er praktizierte 20 Jahre lang unter Mumon Roshi im Kloster Shofuku-ji in Kobe und wurde 1982 Abt des Sogen-ji. Die von seinen Schülern in aller Welt gegründeten Zen-Gruppen tragen den Namen "One Drop Zendo". Seine Sesshins in den USA, Indien, Japan und Europa werden von einer wachsenden Zahl von Zen-Lehrern, Meistern verschiedener Richtungen und Praktizierenden besucht.

Weitere Infos: www.onedropzendo.org
www.onedropzendo.de
(siehe auch Ba 1/05, S. 14)

Sozui Zenni, 1965 geboren, Studium der Architektur, praktiziert seit über 25 Jahren und lebte ab 1990 in Kloster Sogen-ji in Japan. 1995 folgte ihre Ordination durch Shodo Harada Roshi im Sogen-ji. In seinem Auftrag leitet sie derzeit eine Gruppe in München und Sesshins in ganz Europa. Besonders am Herzen liegen ihr die traditionsübergreifende Unterstützung intensiver Langzeitübung und der Aufbau eines für alle Menschen offen stehenden Zen-Klosters mit Hospiz und Altenpflege.

Weitere Infos: www.onedropzendo.de


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Quelle:
Buddhismus aktuell, Ausgabe 4/2009, S. 34-39
Herausgeberin: Deutsche Buddhistische Union (DBU)
Buddhistische Religionsgemeinschaft e.V.
www.dharma.de
www.buddhismus-deutschland.de

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veröffentlicht im Schattenblick zum 15. Oktober 2009