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PRESSE/931: Sati-Seminar mit Ajahn Cittapala (Buddhistische Monatsblätter)


Buddhistische Monatsblätter Nr. 3/2011, September - Dezember
Vierteljahreszeitschrift der Buddhistischen Gesellschaft Hamburg e.V.

Sati-Seminar mit Ajahn Cittapala

von Silke Krohn


Vom 6. bis 8. Mai war Ajahn Cittapala zu Gast in der BGH und leitete ein Meditationsseminar zum Thema Sati. Hier eine kurze Zusammenfassung von einigen Punkten, die angesprochen wurden.

Sati kann übersetzt werden mit Achtsamkeit, Gewahrsein, Eingedenksein, Besinnung, sich ins Gedächtnis rufen, Erinnerung. Sati ist sowohl eine der 5 Fähigkeiten, auf Pali "indriya" genannt, nämlich: Vertrauen, Willenskraft, Achtsamkeit, Sammlung, Wissen oder Einsicht. Und sati ist auch eines der 7 Erleuchtungsglieder: Achtsamkeit, Lehrergründung, Willenskraft, Verzückung, Gestilltheit, Sammlung und Gleichmut. Die Erleuchtungsglieder werden so genannt, weil sie zur Erleuchtung führen und daran erkennt man schon, wie wichtig sati ist. Aber sati ist auch erforderlich, um die Tugendregeln (auf Pali sila) zu halten (nicht töten, nicht stehlen, kein sexuelles Fehlverhalten begehen, nicht lügen, keine berauschenden Mittel benutzen). Allein das Halten der silas sorgt für eine viel ruhigere Grundlage für unseren Geist, die wir wiederum benötigen, um erfolgreich meditieren zu können.

Achtsamkeit hilft uns nicht nur, Dinge, die wir anfangen, auch zu Ende zu bringen, sondern sie hilft uns auch herauszubekommen, was wir jetzt genau benötigen, um unsere Meditationspraxis zu verfeinern. Achtsamkeit bedeutet sowohl auf einen Punkt (z.B. auf den Atem) gerichtet zu sein, als auch eine weite Achtsamkeit auf das, was im Moment ist, ohne dass wir uns darin verlieren. Es ist sehr hilfreich, auch im Alltag eine offene weite Achtsamkeit zu entwickeln, weil das Gehirn damit viel mehr Informationen aufnimmt, die uns später zur Verfügung stehen, um bewusst heilsam unser Leben zu gestalten und damit die ganze Welt zu beeinflussen. Mit zunehmender Achtsamkeit steigert sich auch unser Erinnerungsvermögen, was Ausdruck findet in einer Art strahlender Präsenz, die Sister Cittapala bei einem Mönch in Burma selbst erleben konnte. Dieser Mönch wusste den gesamten Pali-Kanon auswendig, was zu Zeiten des Buddha keine Seltenheit war.

Das, was Achtsamkeit anstrengend macht, sind unsere Erwartungen und Beurteilungen davon. Also seien wir uns dessen bewusst, wenn diese wieder einmal auftauchen, und gehen wir liebevoll mit uns selbst um, wenn wir gerade mal wieder abschweifen. Wir brauchen Geistesklarheit, um zu erkennen, wovon sich der Geist wegtragen lässt. Deshalb ist es erforderlich, ihn besser kennen zu lernen. Man trifft sich selbst in der Meditation und kann dann erkennen, wo man sich identifiziert, bewertend reagiert, statt loszulassen, denn durch das Loslassen wird der Geist klarer. Gute Meditation ist, wenn man lernt, den abschweifenden Geist immer wieder zurückzubringen, um ihn damit zu stärken, damit er so weit geschult ist, dass er in allen Situationen ruhig bleiben kann. Solange wir uns selbst täuschen, gibt es keinen Ausweg und um genau diese Täuschung aufzulösen, benötigen wir sati, erst sati führt zur Durchschauung. Wir meditieren, um uns kennen zu lernen und nicht, um etwas zu erreichen oder um vor der Welt davonzulaufen. Weisheit tritt auf, wo man nicht glaubt, was man denkt, sondern sich erkennt und auch erkennt, woher diese Gedanken kommen, wo man die Natur der Gedanken versteht und nicht daran festhält. Die Gedanken kommen und gehen und verändern sich. Das Zurücktreten ermöglicht dem Blick, das zu erkennen, was wirklich ist, und das Leben nicht so persönlich zu nehmen. Eine hilfreiche Frage kann immer sein "Wer wäre ich ohne diese Gedanken?" oder auch die Frage "Bringt mich das weiter?"


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Quelle:
Buddhistische Monatsblätter Nr. 3/2011, September - Dezember, Seite 43-44
Vierteljahreszeitschrift der Buddhistischen Gesellschaft Hamburg e.V.
Herausgeberin: Buddhistische Gesellschaft Hamburg e.V.
Beisserstr. 23, 22337 Hamburg
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Die Buddhistischen Monatsblätter erscheinen
vierteljährlich.
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Abonnementspreis: 20,-- Euro jährlich


veröffentlicht im Schattenblick zum 27. September 2011