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PRESSE/993: Abschied von einem romantischen Buddhismus (Buddhismus aktuell)


Buddhismus aktuell, Ausgabe 4/2014
Zeitschrift der Deutschen Buddhistischen Union

Abschied von einem romantischen Buddhismus

Von Ulrich Küstner


Niemals in der Geschichte gab es einen solch breiten Zugriff auf die unterschiedlichen Traditionen des Buddhismus. Nie war aber auch die Spannbreite der geistigen Strömungen, auf die der Buddhismus in einer für ihn neuen Kultur trifft, so weit gefasst: Monotheismus und protestantische Reformation, die europäische Aufklärung, die wissenschaftliche Revolution und das rationale Denken, der Kolonialismus und seine Auswirkungen sowie eine nie dagewesene religiöse und spirituelle Pluralität. Ein wesentlicher Einfluss auf den heutigen westlichen Buddhismus wird aber von uns kaum wahrgenommen, weil das zugrunde liegende Denken uns so in Fleisch und Blut übergegangen ist - die Romantik. Unser heutiger Buddhismus ist meines Erachtens so populär, weil er bereits vermischt mit psychologischem Denken aus dem Erbe der Romantik zu uns kommt. Selbst die Lehren zeitgenössischer asiatischer Lehrer enthalten mehr Schiller, Schelling und Schleiermacher, als wir ahnen. Wie jede Brille selektiert die romantische Sicht das Vertraute und blendet aus, was nicht zu ihr passt. Der moderne Diskurs, und vieles davon ist pure Romantik, setzt zahlreiche nicht verhandelbare Dogmen und Randbedingungen, die - so meine These - eine ganze Menge "eigentlichen" Buddhismus verhindern und ausgrenzen. Und weil das romantische Denken in unserer Gesellschaft so allgegenwärtig ist, nehmen wir es nicht als eine Brille wahr, die wir aufhaben. So laufen wir Gefahr, originäre, zentrale Elemente des historischen Buddhismus zu verlieren.

Was ist Romantik? Bei Novalis heißt es: "Indem ich dem Gemeinen einen hohen Sinn, dem Gewöhnlichen ein geheimnisvolles Ansehen, dem Bekannten die Würde des Unbekannten, dem Endlichen einen unendlichen Schein gebe, so romantisiere ich es." (zit. n. Safranski) Safranski erkennt darin eine untergründige Beziehung der Romantik zur Religion. "Sie gehört zu den seit zweihundert Jahren nicht abreißenden Suchbewegungen, die der entzauberten Welt der Säkularisierung etwas entgegensetzen wollen." Vor allem ging es in der Romantik immer um die Grenzen des diskursiven Verstandes, die überschritten werden müssen, es ging um persönliche Erfahrung und Individualität. Das Gegenstück zur erlebten Entfremdung ist die romantische Idee vom befreiten Ich: das Recht auf Persönlichkeit, die Befreiung von den Schranken der Herkunft und der gesellschaftlichen Konventionen.

Eine ins Unendliche gerichtete Sehnsucht nach Heilung der Welt war eine ebenso wichtige romantische Idee. Die hoffnungsvolle Vorstellung einer vollständigen Heilung durch die Kraft des Geistes, der Sieg über die niedere Materie und den daraus geformten Körper ist zutiefst romantisch (und zutiefst dualistisch). In ähnlicher Weise sind die heute verbreiteten Ideen von Ganzheitlichkeit, Ganzwerdung und universeller Verbundenheit eher idealisierende Sehnsüchte und kurative Fantasien als realistische Konzepte funktioneller Zusammenhänge. Bei aller Naturverbundenheit stand schon in der Romantik nicht der Schutz der Natur im heutigen ökologischen Sinne im Mittelpunkt. Das Konkrete der Natur war für die Romantik vergleichsweise uninteressant. Die Natur wurde letztlich in den Bereich der Ästhetik ausgelagert, und die beschworene Ganzheitlichkeit und All-Verbundenheit war eher eine schwärmerische Empfindung als praktische Verantwortlichkeit. Ob das heute so anders ist, will ich hier offen lassen.

In der Romantik entstand auch Differenzierung zwischen Religion als persönliche Erfahrung und den religiösen Institutionen. Damit verbunden waren die Abneigung gegenüber Offenbarungsreligionen, bei denen eine Institution die Definitionsmacht hat, und die Bevorzugung der persönlichen Erfahrung im eigenen Geist oder in der Natur. Die Romantiker sind hierin die Vorläufer unserer heute weit verbreiteten Haltung "Spiritualität ja, Religion nein".

Viele Konzepte des modernen Buddhismus kommen uns vertraut und bekannt vor, meint der buddhistische Mönch Thanissaro Bhikku. Und zwar deswegen, weil sie tatsächlich etwas Bekanntes seien. Sie entstammten in hohem Maße nicht den Lehren des Buddha, sondern dem "Dharma-Tor" der westlichen Psychologie. Ein Dharma-Tor ist eine bereits existierende einheimische Tradition, die hilft, das Neuankommende zu verstehen. Für den chinesischen Buddhismus war der Daoismus das Dharma-Tor. In unserer Kultur ist es die Psychologie und Psychotherapie, mit ihren Wurzeln in der deutschen Romantik, die über die humanistische Psychologie zu meist amerikanischen Dharma-Lehrern und in deren Therapieausbildung gelangt ist, so Thanissaro Bhikku. Mit folgendem Text wird das Buch A Path With Heart von Jack Kornfield (deutsch: Frag den Buddha und geh den Weg des Herzens) beworben:

"Vielleicht das wichtigste Buch, das bisher geschrieben wurde über Meditation, den Prozess der inneren Transformation und die Integration spiritueller Übung in unseren westlichen Lebensstil (...) Es erweckt die Möglichkeiten von innerem Frieden, Ganzheit und das Erreichen von Glück zum Leben. (...) Ein warmes, inspirierendes und vor allem praktisches Buch. Seine sanfte buddhistische Weisheit wird dich durch die Höhen und Tiefen des zeitgenössischen Lebens führen, wie z. B. Sucht, psychologische und emotionale Heilung, Probleme in Beziehungen und die Schwierigkeit, ein ausgewogenes Leben in Einfachheit zu erreichen." (Übers. UK)

Emotionale und soziale Heilung, die Lösung von Beziehungsproblemen werden im "psychologischen Buddhismus" als Ziele definiert und mit dem Heil, dem Ziel des spirituellen Wegs, gleichgesetzt. Psychotherapie wird zur Soteriologie erklärt. Natürlich werden immer auch Glück und Frieden versprochen. Gemeint ist aber offenkundig das Glück des Alltagslebens. Diese Gleichsetzung des spirituellen Heils mit der weltlichen Heilung ist nur Teil eines größeren Projekts: des Verschwindenlassens von nicht alltäglichen Zielen. Integration in unseren westlichen Lebensstil, also die Aufrechterhaltung des üblichen Alltagslebens, wird heute allgemein als nicht verhandelbares Dogma gesetzt. Dies steht im Widerspruch zu fast allen buddhistischen Schulen, die die Entsagung vom Alltagsleben als einen notwendigen ersten Schritt betrachten und die Integration ins Alltagsleben erst als eine spätere Möglichkeit, welche sich aus dem Erreichen erster Ziele ergibt. Diese Preisgabe von Fernzielen ist aber geradezu ur-romantisch. Sprüche wie "der Weg durch die Höhen und Tiefen des Lebens" oder "der Weg ist das Ziel" verdeutlichen die dahinter stehenden romantischen Überzeugungen. Ein abschließendes Ziel ist nicht erreichbar; es geht um den Prozess, das betonte schon Friedrich Schiller.

"Im Gegensatz zur Botschaft des traditionellen Buddhismus hat der psychologische, romantische Buddhismus keine echte Vorstellung eines transzendierenden Ziels."

Im Gegensatz zur Botschaft des traditionellen Buddhismus hat der psychologische, romantische Buddhismus keine echte Vorstellung eines transzendierenden Ziels. Buddhistische Weisheit wird zur Lebensweisheit umgedeutet, damit sie keinesfalls am grundlegenden Dogma rüttelt: Der westliche Lebensstil und unser Alltagsleben dürfen nicht angetastet werden. Diese Preisgabe echter Freiheitsziele tarnt sich gern als spirituelle Bescheidenheit. Am subtilsten und zugleich problematischsten ist das Wegzaubern der Vorstellung des Nicht-Ich, anatta, das traditionellerweise als eines der Drei oder Vier Siegel (je nach Schule) ein Kernmerkmal des Buddhismus ist. Hier wird das buddhistische Konzept des Nicht-Ich in eine romantische Idee einer Ausdehnung der Identität hinein in eine fantasierte Unendlichkeit verwandelt. Bei Kornfield heißt es (in After the Ecstasy, the Laundry, deutsch: Nach der Erleuchtung Wäsche waschen und Kartoffeln schälen): "Wenn unsere Identität sich so weit ausdehnt, dass sie alles einschließt, finden wir Frieden im Tanz der Welt. Der Ozean des Lebens steigt und fallt in uns, Geburt und Tod, Freude und Schmerz, es ist alles unseres, und unser Herz ist voll und leer, groß genug, alles zu umarmen." (Übers. UK)

Noch weitgehender erscheint mir das Verschwindenlassen der Leerheit, des buddhistischen Kernmerkmals überhaupt. Stattdessen wird nur noch von Ganzheitlichkeit gesprochen, von allumfassender Verbindung mit allem Seienden, ganz im Sinne romantischer Naturphilosophie. Das Hauptproblem ist meines Erachtens, dass das Verschwinden und Hinwegzaubern traditioneller Dharma-Inhalte selbst nicht thematisiert wird. Wir gefallen uns lieber im Hochgefühl, dass wir dieselbe Meditation machen wie der Buddha und seine Anhänger, nehmen aber 90 Prozent von deren Lehren nicht zur Kenntnis, weil sie uns nicht in unseren Kram passen. Das mythische Tibet ist seit Jahrhunderten geistiges Sehnsuchtsland und Projektionsfläche der Europäer. Besonders die dortige Spielart der Reinkarnationslehre erscheint uns als die Wiedergeburt unseres Traums vom Ewigen Leben. "Der Geist überwindet den Tod" ist der deutsche Titel eines Buchs von Dzogchen Pönlop Rinpoche. Während in Asien das Rad der Wiedergeburt als etwas ausgesprochen Negatives gesehen wird, von dem man sich befreien muss, ein Joch, welches nur Bodhisattvas freiwillig. akzeptieren, um allen anderen zu helfen, mutiert es im Westen zu einer tröstlichen Jenseitshoffnung. Es geht dabei nicht nur um den Sieg des Geistes über den Tod, sondern auch um den Sieg des Geistes über die Materie -und damit auch um Macht und Allmachtsfantasien. Wissenschaftliche Rationalität einerseits, Wunderglauben und Jenseitshoffnung andererseits werden bei vielen westlichen Anhängern besonders des tibetischen Buddhismus in einer Art doppelter Buchführung parallel gepflegt. Dies ist ein klassisch romantisches Manöver, in dem Gefühl und Anmutung höher bewertet werden als logische Konsistenz oder rationale Vereinbarkeit. Es erlaubt so, kindliche Bedürfnisse nach Allmacht und Schutz sowohl aus der starken Wissenschaft als auch der als noch stärker postulierten geistigen Welt zu befriedigen. Ein tieferes Verständnis dessen, was im tibetischen Buddhismus tatsächlich gelehrt wird, wäre da eher hinderlich.

Eine weitere Mischung aus spirituellem Materialismus und romantischer Betonung von Individualität und Individuum ist der besondere Umgang mit der "inneren Erfahrung", ein Begriff, den es so im historischen Buddhismus nicht gibt. In der zeitgenössischen populären Literatur des westlichen Buddhismus finden wir ständig die Aufforderung, den eigenen tiefsten Erfahrungen, der eigenen inneren Natur, der eigenen inneren Vision zu vertrauen. Dies hat, so der Historiker David McMahan mehr mit dem Erbe der Romantik zu tun als mit traditionellem Buddhismus, wo man einen solchen Rat kaum finden würde. Traditionelle Lehrende Würden solche "inneren Erfahrungen" bei Anfängern (die wir alle sind!) mit großer Wahrscheinlichkeit eher als Verwirrung und Selbsttäuschung sehen.

Romantisch scheint mir auch die moderne Umdeutung des buddhistischen Mitgefühls zu einem Gefühl allumfassender Verbundenheit. Das buddhistische Mitgefühl, maha-karuna, ist konkret, bezieht sich auf jedes einzelne Lebewesen in seinem konkreten Leiden. Es basiert auf der Erfahrung und Anerkennung des eigenen Leidens, der eigenen Wünsche nach Glück und der Einsicht, dass es allen anderen Wesen genauso geht, jedem einzelnen. Es ist eine Einsicht in radikale Gleichheit: Dein Leiden ist mein Leiden, ich kann letztlich nicht glücklich werden, wenn du es nicht bist. Das Mitgefühl des Buddhismus ist revolutionär, es widerspricht unserer alltäglichen Egozentrik und ist weit mehr als ein warmes Gefühl allumfassender Verbundenheit mit der Schöpfung.

Doch scheinbar funktionieren die romantischen und psychologischen Lehren des westlichen Buddhismus als Dharma-Tor und haben die Akzeptanz für Buddhismus und buddhistische Meditation in unserer Gesellschaft erhöht. Aber führen sie die Menschen wirklich an den Buddhismus und nicht eher an die Romantik heran? Oder bestenfalls an die Psychotherapie? Bestätigen sie nicht eher unsere vorgefassten Meinungen, dass das, was wir ohnehin schon denken und fühlen, goldrichtig ist? Ist psychologische Tröstung wirklich eine wichtige und notwendige Funktion des Dharma in unserer Gesellschaft? Scheinbar sind sich alle einig, dass der Buddhismus uns beim Leben helfen soll. Was dabei fehlt, ist die Wertschätzung von Zielen, die darüber hinausgehen. Ein Ziel z. B. jenseits eines qualitätskontrollierten, sanften, glücklichen Samsara - der Buddha nennt es Nirvana. Im modernen Buddhismus wird ständig von Glück und von der Überwindung des Leidens gesprochen. All das bewegt sich aber auf der Ebene, die der Buddhismus als Samsara bezeichnet, und bleibt ein aus der Befreiungsperspektive unerhebliches Auf und Ab in der Alltagserfahrung. Der psychologisierte Buddhismus scheint davon auszugehen, dass diese Beschäftigung mit dem samsarischen Glück eine graduelle Heranführung an den echten Dharma ist. Doch werden dabei Grundprinzipien und Ziele des Dharma in ihr Gegenteil verkehrt, weil es so besser passt und "Erfolge" leichter zu erreichen sind.

Die Psychologisierung des Buddhismus hat zu einem erheblichen Verlust an Tiefe geführt. In Übereinstimmung mit dem romantischen Vorbild bleiben viele moderne Texte, die angeblich den Buddhismus beschreiben, auf der oberflächlichen Ebene psychologischer Ratgeber. Buddhistische Begriffe in den Herkunftssprachen haben eine ungeheure Tiefe und Komplexität. In Asien gälte es als selbstverständlich, dass wir viele Jahre studieren müssen, um die in den jeweiligen Termini enthaltenen Tiefenstrukturen zu verstehen. Im modernen Buddhismus werden diese durch flachere psychologische Begriffe wie Akzeptanz, Verbundenheit usw. ersetzt, die uns unmittelbar eingängig und verständlich erscheinen. Ein Beispiel ist die "Interdependenz und Verbundenheit allen Seins". Im frühen Buddhismus ist dies keine gute, sondern eine schlechte Nachricht! Die zwölfgliedrige Kette des Entstehens in Abhängigkeit (pratitya-samutpada) ist die Ursache des Leidens in Samsara. Der romantische Buddhismus setzt die umfassende Interdependenz gleich mit "Einssein mit dem Universum" und sieht es als anzustrebendes Ziel.

Ein weiteres Beispiel ist die "Meditation". Wir Westler denken meist, dass wir im Grunde dasselbe praktizieren wie die Mönche und Nonnen zu Buddhas Zeiten. Wenn wir nur meditieren, dann kommen schon die echten buddhistischen Einsichten, und diese werden dann alles korrigieren, was wir vorher eventuell falsch verstanden haben mögen. Der Historiker David McMahan hält diese Idee einer kontextunabhängigen Meditation für eine typisch westliche, romantische Idee. Was wir heute tun, sei mit großer Wahrscheinlichkeit eben nicht die gleiche geistige Aktivität wie die der Mönche und Nonnen zu Zeiten des Buddha. Es sei falsch, zu meinen, selbst Nicht-Buddhisten müssten einfach nur diese Meditationen üben - mit welcher Begründung auch immer - und dann würden sie buddhistische Einsichten entwickeln. In den traditionellen buddhistischen Belehrungen ist die korrekte philosophische Sicht die Voraussetzung für korrekte Meditation. Wenn wir diese nicht haben, können wir nicht davon ausgehen, dass unsere Meditationserfahrung automatisch unsere falschen Verständnisse und Auffassungen korrigieren wird. "Einige Leute meinen, es sei möglich zu meditieren, ohne die Religion zu studieren, aber das ist falsch. Wir müssen zuerst verstehen, nur dann können wir meditieren", so formulierte es bereits 1254 der Mongolenherrscher (und Buddhist) Kublai Khan (zit. n. V. Brück, Religion und Politik in Tibet, kursiv UK).

Der buddhistische Romantizismus verkehrt also wichtige Teile des Dharma in ihr Gegenteil oder blendet sie aus, macht sie vielleicht sogar unzugänglich. Für viele Menschen mögen diese Einwendungen bedeutungslos sein, weil sie sich dem Buddhismus gerade deswegen zuwenden` weil die modernen psychologisierenden Darstellungen ihnen das verheißen, was sie suchen. Für die anderen gibt es eine Menge zu tun. Die Ideen, die unsere westliche buddhistische Praxis leiten, entstammen einem Gemisch von Quellen, viele davon aus unserer eigenen Kultur, und sind nicht so "buddhistisch", wie wir denken. Dies zu erkennen und den Blick über die modernen, romantischen Versionen des Buddhismus hinaus zu weiten ist unbequem, wahrscheinlich sogar verwirrend - mit Sicherheit aber lohnend.

Thanissaro Bhikku sagt: "Die chinesische Erfahrung mit Dharma-Toren enthält eine wichtige Lektion, die gerne übersehen wird. Erst nach 300 Jahren des Interesses an buddhistischen Belehrungen, haben die Chinesen damals verstanden, dass Buddhismus und Daoismus unterschiedliche Fragen stellten, bzw. auf unterschiedliche Fragen antworteten. Im Versuch, diese Unterschiede zu verstehen, haben sie dann buddhistische Gedanken benutzt, um ihre daoistischen Vorannahmen infrage zu stellen. Und erst auf diese Weise wurde der Buddhismus dann etwas echt Neues in der chinesischen Kultur. Die Frage ist, ob wir im Westen vom chinesischen Beispiel lernen und beginnen können, buddhistische Gedanken zu benutzen, um unser eigenes Dharma-Tor infrage zu stellen. Also wirklich genau hinzuschauen, wie weit die Ähnlichkeiten zwischen dem Tor und dem tatsächlichen Dharma gehen. Wenn wir das nicht tun, sind wir in Gefahr, das Tor für den Dharma selbst zu halten und nie durch das Tor hindurch auf die andere Seite zu gehen." (Übersetzt und zusammengefasst UK)


Der Prozess, buddhistische Gedanken zu benutzen, um unsere romantischen und psychologischen Vorannahmen infrage zu stellen (statt sie zu bestätigen suchen), hat erst begonnen. Im Abschied vom romantischen Denken steckt aber auch die Chance auf einen neuen Anfang für den modernen Buddhismus.


Gekürzte Fassung. Den vollständigen Text mit Literaturliste finden Sie unter www.ukuest.de.


Ausgewählte Literatur:

McMahan, David L.: The Making of Buddhist Modernism, Oxford - New York: Oxford University Press 2008

McMahan, David L.: Context Matters - An interview with Buddhist scholar David McMahan, Tricycle, Winter 2013, im Internet auf:
www.tricycle.com/interview/context-matters

Safranski, Rüdiger: Romantik: eine deutsche Affäre, München: Carl Hanser Verlag 2007

Thanissaro, Bhikkhu: The Roots of Buddhist Romanticism, 2012,
www.accesstoinsight.org/lib/authors/thanissaro/rootsofbuddhistromanticism.html

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Quelle:
Buddhismus aktuell, Ausgabe 4/2014, S. 49-53
Herausgeberin: Deutsche Buddhistische Union (DBU)
Buddhistische Religionsgemeinschaft e.V.
www.buddhismus-deutschland.de
 
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veröffentlicht im Schattenblick zum 10. Juni 2015

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