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ASIEN/030: Konferenz fordert weltweite Gerechtigkeit für Dalits (ÖRK)


Ökumenischer Rat der Kirchen - Pressemitteilung vom 19. März 2009

Historische ökumenische Konferenz demonstriert Solidarität und fordert weltweite Gerechtigkeit für Dalits

Gemeinsame Presseerklärung von LWB und ÖRK


"Das Leid und Unrecht, das Millionen Dalits und Angehörigen anderer Gruppen widerfährt, stellt die Glaubwürdigkeit der Kirchen in ihrem Zeugnis für den Glauben in Indien und weltweit infrage", betonte Pfarrer Deenabandhu Manchala, Referent des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK) für gerechte und integrative Gemeinschaften im Vorfeld der "Globalen ökumenischen Konferenz zur Gerechtigkeit für Dalits", die auf die gemeinsame Initiative von ÖRK und Lutherischem Weltbund (LWB) vom 21. bis 24. März 2009 in Bangkok (Thailand) stattfindet.

Gastgeberin der Veranstaltung, an der mehr als 100 Vertreter und Vertreterinnen von Kirchen sowie kirchlichen und kirchennahen Organisationen aus aller Welt einschliesslich einer grossen Delegation der indischen Kirchen sowie der betroffenen Bevölkerungsgruppen teilnehmen, ist die Asiatische Christliche Konferenz.

Als erste Tagung dieser Art soll die globale ökumenische Konferenz Erfahrungen und Perspektiven im Zusammenhang mit der Problemstellung sammeln, wie Gerechtigkeit für Dalits und andere von vergleichbarer Diskriminierung betroffene Gruppen hergestellt werden kann. Darüber hinaus bietet sie ein Forum, um ethisch-theologische Ansätze zum Ringen der Dalits um ihr Überleben und ihre Identität zu formulieren, die insbesondere die Rolle der weltweiten Kirchenfamilie angesichts dieser Problematik in den Blick nehmen.

Nach Schätzungen leben in Südasien 250 Millionen Dalits. Traditionell gelten sie als "unberührbar". Unter ähnlichen Sozialstrukturen, die jeglicher christlichen, ethischen oder auf dem Boden der Menschenrechte stehenden Werteordnung zuwiderlaufen, leiden auch Bevölkerungsgruppen in vielen anderen Ländern weltweit. "Von Unberührbarkeit und Diskriminierung aufgrund der Kastenzugehörigkeit ist ein erheblicher Teil der Weltbevölkerung betroffen. Dies steht im direkten Widerspruch zur gottgegebenen Würde eines jeden Menschen", erklärte der Stellvertretende Generalsekretär des LWB, Pfarrer Chandran Paul Martin.

Die Konferenz in Bangkok geht der Durban-Überprüfungskonferenz der Vereinten Nationen um nur einen Monat voraus. Die Überprüfungskonferenz findet vom 20. bis 24. April 2009 in Genf statt und wird sich mit der Umsetzung des Aktionsplans befassen, den die Weltkonferenz gegen Rassismus, Rassendiskriminierung, Fremdenfeindlichkeit und damit zusammenhängende Intoleranz 2001 verabschiedet hatte - und der das Problem der Diskriminierung aufgrund der Kastenzugehörigkeit nicht benennt. "Die gesamte Völkergemeinschaft ignorierte bei ihrem Treffen in Durban die Misere der Dalits in aller Welt und sie beabsichtigt, dies auch im April in Genf zu tun", stellte Peter Prove vom LWB-Büro für Internationale Angelegenheiten und Menschenrechte fest. Die Organisatoren der Konferenz in Bangkok erwarten, dass die Kirchen der Welt die Herausforderung annehmen, mit der die Staatengemeinschaft nicht bereit ist, sich auseinanderzusetzen.

Die Kirchen in Indien sahen und sehen die Frage der Gerechtigkeit für die Dalits als zentrale Priorität ihrer Mission. Unterstützt werden sie dabei durch den Nationalen Kirchenrat von Indien sowie durch ÖRK und LWB. Diese Organisationen setzten sich aktiv für eine Stärkung der Position der Dalits in Kirche und Gesellschaft ein.

Zu diesem Zweck haben sie ethisch-theologische Ansätze zum Kampf der Dalits formuliert und treten für die Überwindung der seit Jahrhunderten andauernden Diskriminierung aufgrund der Kastenzugehörigkeit ein. Diese ökumenischen Initiativen haben zudem wesentlichen Anteil daran, dass vielerorts lokale Programme zur Stärkung und Selbstbestimmung der Dalits entstanden sind. In den letzten Jahren ist darüber hinaus ein zunehmendes Engagement der Zivilgesellschaft in Indien und anderen Ländern für die Menschenrechte der Dalits zu beobachten.

Auch soziale Bewegungen sowie nationale und internationale Bündnisse der Dalits sind bei der Konferenz in Bangkok vertreten. Hauptziel dieser historischen Veranstaltung ist es, dass die weltweite ökumenische Bewegung verstärkt Solidarität mit den indischen Kirchen und anderen Organisationen übt, die sich für Gerechtigkeit für die Dalits einsetzen.

Weitere Informationen zur Konferenz auf der LWB-Website:
http://www.lutheranworld.org/Arbeitsfelder/Biamr/BIAMR-Dalits_Gerechtigkeit.html

Mehr zur Solidaritätsarbeit des ÖRK mit den Dalits:
http://www.oikoumene.org/?id=3249&L=2

Der Ökumenische Rat der Kirchen fördert die Einheit der Christen im Glauben, Zeugnis und Dienst für eine gerechte und friedliche Welt. 1948 als ökumenische Gemeinschaft von Kirchen gegründet, gehören dem ÖRK heute mehr als 349 protestantische, orthodoxe, anglikanische und andere Kirchen an, die zusammen über 560 Millionen Christen in mehr als 110 Ländern repräsentieren. Es gibt eine enge Zusammenarbeit mit der römisch-katholischen Kirche. Der Generalsekretär des ÖRK ist Pfr. Dr. Samuel Kobia, von der Methodistischen Kirche in Kenia. Hauptsitz: Genf, Schweiz.


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Quelle:
Pressemitteilung vom 19. März 2009
Herausgeber: Ökumenischer Rat der Kirchen (ÖRK)
150 rte de Ferney, Postfach 2100, 1211 Genf 2, Schweiz
E-Mail: ka@wcc-coe.org
Internet: www.wcc-coe.org


veröffentlicht im Schattenblick zum 21. März 2009