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BERICHT/279: Kriegsdienstverweigerung - Fortschritte, aber weiterhin Probleme (ÖRK)


Ökumenischer Rat der Kirchen - Pressemitteilung vom 13. Mai 2009

Kriegsdienstverweigerung: Fortschritte, aber weiterhin Probleme


Trotz weltweiter positiver Tendenzen bei der Anerkennung des Rechts auf Kriegsdienstverweigerung - dem am 15. Mai ein Internationaler Tag gewidmet ist - werden diejenigen, die das Recht in Anspruch nehmen, in vielen Ländern weiter diskriminiert, verfolgt, wiederholt bestraft oder inhaftiert. Dies zeigen erste Ergebnisse einer Studie, die der Ökumenische Rat der Kirchen (ÖRK) zurzeit durchführt.

Die ÖRK-Studie, die als Beitrag zur Zentralausschusstagung [1] Ende August dienen soll, befasst sich mit den gravierenden Problemen, denen sich Kriegsdienstverweigerer auf der ganzen Welt gegenübersehen, wie auch mit den Maßnahmen, die Kirchen und kirchliche Organisationen zu ihrer Unterstützung ergreifen. Südkorea, Israel und die Vereinigten Staaten sind Beispiele für Länder, in denen die Kriegsdienstverweigerung schwerwiegende Folgen für die Betroffenen haben kann.

In der Republik Korea werden weltweit die meisten Kriegsdienstverweigerer inhaftiert: rund 700 pro Jahr, entsprechend den Angaben von War Resisters' International [2] , einem globalen Netzwerk zur Förderung gewaltloser Maßnahmen gegen Kriegsursachen. In der Mehrzahl handelt es sich um Zeugen Jehovas, die von den meisten Kirchen im Land, deren Beziehungen zu den Zeugen Jehovas gespannt sind, keine Unterstützung erwarten können.

2007 fror die neu gewählte Regierung bestehende Pläne für einen Ersatzdienst ein. Die politische Debatte hat allerdings dazu beigetragen, das Thema Kriegsdienstverweigerung in die Öffentlichkeit zu tragen, und die Zahl der Kriegsdienstverweigerer, die nicht Zeugen Jehovas sind, hat seither zugenommen.

Einige kirchliche Organisationen wie das Anabaptistenzentrum von Korea [3] besuchen Kriegsdienstverweigerer im Gefängnis und machen Kirchen und Öffentlichkeit auf diese Fälle aufmerksam.

In Israel zieht die Armee nicht nur junge Männer, sondern auch junge Frauen mit 17 Jahren ein. Eine Verweigerung erfordert großen Mut und diejenigen, die diesen Mut aufbringen, müssen häufig schon als Teenager eine erste Gefängnisstrafe absitzen.

In den letzten Jahren hat die "Refusenik"-Bewegung an Bedeutung zugenommen. Viele Verweigerer/innen sind nicht gegen die Armee allgemein, aber gegen die iraelische Besetzung der palästinensischen Gebiete. Außerdem verurteilen sie den jüngsten Krieg im Gazastreifen.

Die Kriegsverweigernden in Israel werden von Pax Christi International [4] - einer katholischen Friedensorganisation, die auch Netzwerkpartner des Ökumenischen Begleitprogramms in Palästina und Israel (EAPPI) [5] ist - und von den Quäkern [6] unterstützt.

In Kanada bieten Kirchen Zufluchtsstätten für Kriegsdienstverweigerer aus den Vereinigten Staaten. Die meisten von diesen sind freiwillig in die Armee eingetreten, verweigern aber nun den Dienst in den Streitkräften aufgrund ihrer Erfahrungen im Irak, die ihnen das Gefühl gegeben haben, dass dieser Krieg moralisch falsch ist.

Da die selektive Verweigerung des Dienstes in einem bestimmten Krieg in den USA rechtlich nicht anerkannt wird, fliehen die Verweigerer mit ihren Familien nach Kanada und beantragen dort den Flüchtlingsstatus. Dennoch müssen sie häufig befürchten, an die USA ausgeliefert und dort verhaftet zu werden. Ihre Kinder laufen dann Gefahr, in ein Kinderheim eingewiesen zu werden.

Der Internationale Tag der Kriegsdienstverweigerung wird in jedem Jahr am 15. Mai begangen. Seit 2001 koordiniert War Resister's International Aktivitäten zu diesem Tag als "eine Gelegenheit für die Kriegsdienstgegner und -gegnerinnen, Erfahrungen auszutauschen und die Kampagnen und Aktionen der anderen kennenzulernen".

Mehr zum Internationalen Tag der Kriegsdienstverweigerung:
http://www.wri-irg.org/node/5206

UN-Bericht über "Zivile und politische Rechte, einschließlich der Frage der Kriegsdienstverweigerung" (auf Englisch):
http://oikoumene.org/fileadmin/dov/files/shared_resources/G0611188.pdf
(Analytical report of the Office of the High Commissioner for Human Rights on best practices in relation to conscientious objection to military service, February 2006)

Der Ökumenische Rat der Kirchen fördert die Einheit der Christen im Glauben, Zeugnis und Dienst für eine gerechte und friedliche Welt. 1948 als ökumenische Gemeinschaft von Kirchen gegründet, gehören dem ÖRK heute mehr als 349 protestantische, orthodoxe, anglikanische und andere Kirchen an, die zusammen über 560 Millionen Christen in mehr als 110 Ländern repräsentieren. Es gibt eine enge Zusammenarbeit mit der römisch-katholischen Kirche. Der Generalsekretär des ÖRK ist Pfr. Dr. Samuel Kobia, von der Methodistischen Kirche in Kenia. Hauptsitz: Genf, Schweiz.

[1] http://www.oikoumene.org/de/events-sections/cc2009.html
[2] http://www.wri-irg.org/de
[3] http://en.kac.or.kr/home
[4] http://www.paxchristi.net/
[5] http://www.eappi.org/de
[6] http://www.oikoumene.org/?id=4589&L=2


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Quelle:
Pressemitteilung vom 13. Mai 2009
Herausgeber: Ökumenischer Rat der Kirchen (ÖRK)
150 rte de Ferney, Postfach 2100, 1211 Genf 2, Schweiz
E-Mail: ka@wcc-coe.org
Internet: www.wcc-coe.org


veröffentlicht im Schattenblick zum 14. Mai 2009