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BILDUNG/001: Tagung "Sexuelle Gewalt an Schulen vermeiden" (Bad Boll)


Evangelische Akademie Bad Boll - 28. Juni 2011

"Schulen müssen mehr gegen Missbrauch unternehmen"

Tagung "Sexuelle Gewalt an Schulen vermeiden" in der Evangelische Akademie Bad Boll:


Bad Boll - Schulen, Internate und Heime, aber auch Sportvereine müssen verstärkt Maßnahmen ergreifen, um sexuellen Missbrauch zu verhindern und mit Betroffenen angemessen umgehen zu können. Das betonten Experten aus Wissenschaft und Politik heute bei einer Tagung in der Evangelischen Akademie Bad Boll. Vertreter des Vereins "Glasbrechen", dem Opfer von Missbrauch angehören, forderten verbindliche Vorgaben für Schulen. "Selbstverpflichtungen von Schulen sind zu begrüßen, reichen aber nicht aus. Die Schulverwaltung muss Schulen zwingen, geeignete Maßnahmen zur Prävention und zum Umgang mit Opfern zu ergreifen". Außerdem müssten unabhängige Experten die Umsetzung solcher Maßnahmen beurteilen.

"Jede Einrichtung, die mit Kindern und Jugendlichen arbeitet, muss wissen, wie sie sexuellem Missbrauch vorbeugt und mit Verdachtsfällen angemessen umgeht. Sexueller Missbrauch kann an jeder Schule vorkommen, das zeigen die Forschungsergebnisse", sagte Dr. Christine Bergmann, unabhängige Beauftragte zur Aufarbeitung des sexuellen Kindesmissbrauchs. 32 Prozent jener von Missbrauch Betroffenen, die sich an die von Bergmann geleitete Anlaufstelle in Berlin wandten, berichteten von Übergriffen in Institutionen, wiederum 24 Prozent dieser in Einrichtungen missbrauchten Männer und Frauen wurden in der Schule zum Opfer. Außerdem komme der Schule auch bei Missbrauch in der Familie eine Schlüsselrolle zu. So gaben in einer Umfrage des Deutschen Jugendinstituts [1] (DJI) unter Schulleitern ein Drittel der Interviewten an, es habe in den vergangenen drei Jahren Verdachtsfälle von Missbrauch im familiären Umfeld von Schülern gegeben.

Die Hälfte aller Missbrauchsfälle, so die DJI-Studie weiter, käme ans Licht, weil sich Opfer an Personen aus ihrem Umfeld anvertrauten - das seien sehr oft Lehrer. "Deshalb brauchen wir mehr Fortbildung in allen pädagogischen Bereichen. Es reicht nicht aus, wenn nur ein Beratungslehrer Fachwissen hat", betonte Prof. Dr. Jörg M. Fegert [2], Ärztlicher Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie/Psychotherapie des Universitätsklinikums Ulm [3], einer der verantwortlichen Wissenschaftler der Begleitforschung.

Bei der Tagung in der Evangelischen Akademie Bad Boll diskutierten am 27. und 28. Juni Wissenschaftler, Lehrer und Opfer von Missbrauch. Ziel war es, Konzepte zur Prävention von sexuellem Missbrauch zu erarbeiten. Veranstalter waren die Evangelische Akademie Bad Boll und die Vereinigung Deutscher Landerziehungsheime.

Das Programm der Tagung finden Sie hier:
http://www.ev-akademie-boll.de/tagungen/details/500511.pdf

Anmerkungen:
[1] http://www.dji.de
[2] http://beauftragte-missbrauch.de/file.php/108/Zur_Person_Prof_Dr_Fegert.pdf
[3] http://www.uniklinik-ulm.de/kjpp


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Quelle:
Pressemitteilung vom 28. Juni 2011
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veröffentlicht im Schattenblick zum 1. Juli 2011