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KIRCHE/1190: Erzbischof Zollitsch zieht erstes Resümee zum Papstbesuch (DBK)


Pressemitteilungen der Deutschen Bischofskonferenz - 28.09.11

Erzbischof Zollitsch zieht Resümee zum Papstbesuch

"Es geht elementar um den christlichen Glauben"


- Es gilt das gesprochene Wort. -

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Dr. Robert Zollitsch, hat beim Michaelsempfang des Katholischen Büros in Berlin ein erstes Resümee zum Papstbesuch gezogen. Mit Blick auf die Rede von Papst Benedikt XVI. im Deutschen Bundestag sagte Erzbischof Zollitsch am Mittwochabend in Anwesenheit von Bundespräsident Christian Wulff und Vertretern aus Politik, Gesellschaft und Medien: "Respekt vor dem Menschen, eine integrale Sicht der Natur und das Eingeständnis der Grenzen, die der Politik und dem Mehrheitsprinzip gesetzt sind: das sind und bleiben Merkmale einer humanen, im besten Sinn des Wortes natur- und vernunftrechtlich vertretbaren Politik." Für diesen "vertieften, ganzheitlichen Ansatz des politischen Denkens und der politischen Arbeit" habe der Papst mit seiner Rede geworben. Die katholische Kirche wisse sich daher in die Pflicht genommen, "aus der Weisheit der christlichen Denktraditionen und ihrer kulturprägenden Kraft nach besten Kräften zum Wohl der Menschen und zum Gelingen des Gemeinwesens beizutragen." Sie werde sich daran messen lassen müssen.

Der Papst habe Mut gemacht, "den persönlichen Glauben an Gott zu wagen", sagte Erzbischof Zollitsch weiter. "Der Besuch des Heiligen Vaters entzieht sich einer vordergründigen politischen Deutung und auch manchen Denkschablonen, die in den Medien da und dort angewandt werden. Papst Benedikt ging es ganz elementar um den christlichen Glauben. Ihm ging es um den Kern des Evangeliums: Der Mensch findet seine letzte Erfüllung bei Gott. Der Glaube an Jesus Christus befreit aus der Enge bloß innerweltlicher Bezüge. Er ist die Antwort auf die existenziellen Fragen nach dem Woher und Wohin des menschlichen Lebens."

Mit Blick auf das Ökumene-Treffen im Erfurter Augustinerkloster sagte Zollitsch: "Manche haben Gefühle der Enttäuschung darüber geäußert, dass Papst Benedikt keine konkreteren Schritte ökumenischer Verständigung vorgeschlagen hat. Vielleicht missversteht man die Geste, die ein solches Treffen darstellt, wenn man es - in der Logik politischer Prozesse - auf handhabbare Ergebnisse hin befragt." Den Schlüssel für die weiteren Gespräche zwischen Deutscher Bischofskonferenz und dem Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland habe Papst Benedikt "uns gegeben durch sein beharrliches Bestehen darauf, dass für das gemeinsame Leben aller Christen der Glaube die erste Priorität haben muss." Zudem habe der Papst "öffentlich anerkannt, dass Martin Luther ein zutiefst gläubiger Mensch war. Es ist sicher nicht falsch zu sagen, dass er sich in diesem Sinn auf den Reformator hinbewegt hat."

Zur Freiburger Konzerthaus-Rede sagte Erzbischof Zollitsch: "Dem Heiligen Vater geht es um etwas ganz Entscheidendes: um die Mahnung nämlich, uns nicht in der Sorge um uns selbst zu verlieren, sondern uns auf das Zeugnis des Glaubens in der Welt von heute zu konzentrieren. Vielleicht wollte Papst Benedikt gerade uns Deutschen, die gerne organisieren, strukturieren und reformieren, nochmals einschärfen: Lasst euch vom Geist des Evangeliums leiten; Strukturen sind nur Mittel und niemals Zweck kirchlichen Handelns." Die Auftaktveranstaltung des kirchlichen Gesprächsprozesses im Juli in Mannheim habe diese Hervorhebung des Glaubens auf die Formel gebracht: "Im Heute glauben".

Zu Vermutungen, der Papst strebe eine Änderung des bewährten Gefüges der Beziehungen zwischen Kirche und Staat in Deutschland an, sagte Zollitsch: "All dies sind verständliche Fragen der Auslegung, die der Erörterung bedürfen und bei denen es auch streitige Diskussionen geben wird. Mir scheint es eher abwegig zu sein, den Papst für all das in Anspruch zu nehmen, hat er doch mehrfach die Kirche, ja alle Christen ermutigt, die Gesellschaft im Geist Jesu Christi zu prägen und sich so mitten hinein in die Fragen und Sorgen der Menschen von heute zu begeben."


Hinweis:
Die Ansprache von Erzbischof Dr. Robert Zollitsch im Wortlaut finden Sie unter: www.dbk.de


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Quelle:
Pressemitteilung Nr. 143 vom 28. September 2011
Herausgeber: P. Dr. Hans Langendörfer SJ,
Sekretär der Deutschen Bischofskonferenz
Deutsche Bischofskonferenz
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veröffentlicht im Schattenblick zum 30. September 2011