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KIRCHE/1202: Ökumenischer Rat unterstützt ägyptische Kirchen in ihren Friedensbemühungen (ÖRK)


Ökumenischer Rat der Kirchen - Pressemitteilung vom 20. Oktober 2011

ÖRK unterstützt ägyptische Kirchen in ihren Friedensbemühungen


Der Ökumenische Rat der Kirchen (ÖRK) unterstützt die ägyptischen Christen in ihren Bemühungen um Gerechtigkeit, ihrer Ablehnung von Gewalt und den Dialoginitiativen, die sie nach den schweren Zusammenstößen zwischen friedlichen Demonstranten und der Armee am 9. Oktober in Kairo ergreifen. In diesen gewalttätigen Auseinandersetzungen, die zu einer Zeit stattfanden, in der das Land sich auf die Rückkehr zur Demokratie vorbereitet, verloren 25 Menschen, vor allem koptische Christen, ihr Leben.

Christen machen in Ägypten rund 10 % der Bevölkerung aus. Sie gehören vor allem der Koptischen Orthodoxen Kirche, aber auch der Koptischen Presbyterianischen, der Maronitischen, der Griechisch-Orthodoxen, der Griechisch-Katholischen, der Armenischen Orthodoxen und der Armenischen Katholischen Kirche an.

Bereits seit einiger Zeit waren ägyptische Christen der Bedrohung durch religiösen Extremismus schutzlos ausgesetzt und im Zuge der jüngsten Veränderungen in der politischen Landschaft Ägyptens ist augenscheinlich geworden, wie gefährdet sie tatsächlich sind.

Die ägyptischen Kirchen behaupten sich gegenwärtig und verurteilen mit allem Nachdruck die Anwendung von Gewalt, wie sie bei den Zusammenstößen am 9. Oktober und bei Brandanschlägen auf Kirchen, wie z.B. in Al-Marinab und Edfu-Assuan, in diesem Jahr zum Ausdruck gekommen ist.

In einer Stellungnahme, die die Evangelische Kirche in Ägypten unlängst abgegeben hat, erklärt sie: "Die Kirchen lehnen Gewalt in Ägypten in dieser Zeit des soziopolitischen Wandels ab. Wir appellieren daher an alle Menschen in unserem Land, Seite an Seite im Widerstand gegen diese Gewalttaten zusammenzustehen. Wir rufen alle Ägypter und Ägypterinnen auf, den Einsatz von Gewalt abzulehnen und sich gemeinsam dafür einzusetzen, dass eine einheitliche Gesetzgebung entsteht, die allen das Recht auf den Bau von Gotteshäusern einräumt."

"In diesem Sinne", heißt es weiter in der Erklärung, " müssen wir als Ägypter -Muslime und Christen gleichermaßen - die unverzügliche Aufklärung der Ereignisse vom 9. Oktober fordern und vor allem darauf beharren, dass die Verantwortlichen für diese Gewalttaten, die viele Menschen das Leben gekostet haben, zur Rechenschaft gezogen werden".

Auch die Koptisch-Evangelische Organisation für Soziale Dienste (CEOSS) verurteilte gemeinsam mit Akteuren der Zivilgesellschaft, darunter Schriftstellern, Wissenschaftlern, Religionsführern, Jugendlichen und Medienvertretern, die Gewalt. Am Ende eines Symposiums zum Thema "Gemeinsam gegen religiöse Spannungen" veröffentlichten sie eine Erklärung, in der es heißt:

"Wir appellieren an alle Ägypter und Ägypterinnen, ein Ende der Gewalt zu fordern. Wir müssen jetzt gemeinsam handeln, um unserer großen Nation eine Zukunft zu sichern, die sie vor dem bewahrt, was die Alternative wäre - Spaltung und Gewalt, die uns so wenig an das Ägypten erinnern, das wir kennen und lieben."

Der ÖRK würdigt die Anstrengungen der Kirchen, die ihre Stimme für Frieden und Dialog erheben. Pastor Dr. Olav Fykse Tveit, der Generalsekretär des ÖRK, betont: "Wir als Kirchen verurteilen die Gewalt, die während der gewalttätigen Auseinandersetzungen am 9. Oktober gegen koptische Christen begangen wurden. In unseren Gebeten gedenken wir der Opfer. Nur durch den beharrlichen Widerstand der Menschen in Ägypten, Christen und Muslimen gleichermaßen, können die religiösen Konflikte beigelegt werden. Wir stehen in diesen schwierigen Zeiten solidarisch an der Seite der ägyptischen Kirchen."

Der ÖRK arbeitet im Rahmen seines Programms Öffentliches Zeugnis: Macht hinterfragen, für Frieden eintreten mit den Kirchen im Nahen Osten sowie mit anderen ökumenischen Partnern zusammen, um Frieden und Gerechtigkeit auf lokaler, nationaler, regionaler und internationaler Ebene zu verwirklichen.



Lesen Sie auch:

Christliche Präsenz im Nahen Osten: theologische und politische Herausforderungen:
http://www.oikoumene.org/index.php?RDCT=80d0387eb403b061cb75
(auf Englisch)

Protokollpunkt des ÖRK zur Präsenz und zum Zeugnis der Christen im Nahen Osten 2011:
http://www.oikoumene.org/index.php?RDCT=b44715c5008e86b4b7e8

Kirchen im Nahen Osten: Solidarität und Zeugnis für den Frieden
http://www.oikoumene.org/index.php?RDCT=c472d671b6129050345f


Der Ökumenische Rat der Kirchen fördert die Einheit der Christen im Glauben, Zeugnis und Dienst für eine gerechte und friedliche Welt. 1948 als ökumenische Gemeinschaft von Kirchen gegründet, gehören dem ÖRK heute mehr als 349 protestantische, orthodoxe, anglikanische und andere Kirchen an, die zusammen über 560 Millionen Christen in mehr als 110 Ländern repräsentieren. Es gibt eine enge Zusammenarbeit mit der römisch-katholischen Kirche. Der Generalsekretär des ÖRK ist Pfarrer Dr. Olav Fykse Tveit, von der (lutherischen) Kirche von Norwegen. Hauptsitz: Genf, Schweiz.


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Quelle:
Pressemitteilung vom 20. Oktober 2011
Herausgeber: Ökumenischer Rat der Kirchen (ÖRK)
150 rte de Ferney, Postfach 2100, 1211 Genf 2, Schweiz
E-Mail: ka@wcc-coe.org
Internet: www.wcc-coe.org


veröffentlicht im Schattenblick zum 21. Oktober 2011