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KIRCHE/541: Völkergemeinschaft muß Schweigen zur humanitären Krise im Irak brechen (ÖRK)


Ökumenischer Rat der Kirchen - Pressemitteilung vom 1. Oktober 2007

Völkergemeinschaft muss ihr Schweigen zur humanitären Krise im Irak brechen, betont der ÖRK-Exekutivausschuss


Die Mitglieder des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK) sind aufgerufen, "ihre eigenen Regierungen darauf hinzuweisen, dass das Schweigen der Völkergemeinschaft über die humanitäre Krise im Irak gebrochen und die Krise viel entschlossener angegangen werden muss".

Dieser Aufruf ist Teil einer "Erklärung zum Irak und seinen christlichen Gemeinschaften" des ÖRK-Exekutivausschusses zum Abschluss seiner Tagung in Etschmiadsin, Armenien, vom 25.-28. September. Das ÖRK-Leitungsgremium betont, dass, obwohl sich das "grundsätzliche Befinden und die Menschenrechte eines wesentlichen Teils der irakischen Gesellschaft nach Jahrzehnten von Kriegen und Chaos stark verschlechtert haben und auch jetzt noch ernsthaft bedroht sind [...], das Leiden der Menschen im Irak noch immer größtenteils keine Beachtung oder Abhilfe findet".

Gemäß der Erklärung benötigt ein Drittel der irakischen Bevölkerung Nothilfe und humanitäre Hilfe und mehr als die Hälfte der Menschen leben in einem Zustand "äußerster Armut oder schlimmer". Die "vorherrschende Gewalt" seitens nicht-staatlicher bewaffneter Gruppen, regulärer Armeeangehöriger und krimineller Gruppierungen beeinträchtigt das Leben der Menschen in den meisten Landesteilen und führt zu "vielen Todesopfern, Angst, Entbehrung und Auswanderung". So ist ein Sechstel aller Irakerinnen und Iraker zu Binnenvertriebenen geworden oder ins Ausland geflüchtet.

In dieser Situation bietet das Schicksal der christlichen Gemeinschaften, obwohl ihr Leiden nicht getrennt von demjenigen anderer irakischer Gemeinschaften betrachtet werden kann, "den Kirchen weltweit besonderen Anlass zur Sorge und Grund zum Handeln". Nur vier Prozent der irakischen Gesamtbevölkerung sind christlich, gegenüber vierzig Prozent unter den irakischen Flüchtlingen, bemerkt die Erklärung.

In der ÖRK-Erklärung werden "führende muslimische Geistliche" gelobt, "die ihre Autorität nutzen, um die Gewalt im Irak einzudämmen". Sie enthält die Anrgeung, dass "wenn sich Christen und Muslime im Ausland gemeinsam für Toleranz und Zusammenleben im Irak einsetzen würden, eine starke Signalwirkung an Iraker aller Glaubensrichtungen" ausginge.

Die Erklärung des ÖRK-Leitungsgremiums ruft die Mitgliedskirchen des Rates dazu auf, "in ihren Gebeten an die Menschen und Kirchen im Irak zu denken und ihre Unterstützung für deren Kirchenleben und Dienst an der äußerst bedürftigen Gesellschaft zu verstärken". Sie werden zudem aufgefordert, die Binnenvertriebenen im Irak sowie die irakischen Flüchtlinge im Ausland - zur Zeit mehr als zwei Millionen - zu unterstützen und die eigenen Gemeinden und Länder für die Notlage des irakischen Volkes zu sensibilisieren.

Mit der Bemerkung, dass "Strategien, die auf die Anwendung von Stärke setzen, das Land ins Chaos getrieben" haben ruft die Erklärung "abermals" in Erinnerung, dass "eine Politik der Besatzung nicht die Unterstützung der Kirche weltweit" hat. In einem weiteren "Protokollpunkt zum Iran und der regionalen Krise im Nahen Osten" bekräftigt der ÖRK-Exekutivausschuss seine Befürwortung eines "Rückzugs aller US-Streitkräfte aus dem Irak und die Umsetzung alternativer irakischer und multilateraler politischer und wirtschaftlicher Programme sowie Sicherheitsmaßnahmen.

Das weltweite Bündnis ACT International ("Kirchen helfen gemeinsam") hat kürzlich einen Spendenaufruf über 873.000 US-Dollar lanciert, um den irakischen Binnenvertriebenen und den Flüchtlingen in den Nachbarländern zu helfen. Schätzungsweise 1,4 Millionen irakische Flüchtlinge leben in Syrien, 750.000 in Jordanien. ACT International ist durch folgende seiner Mitglieder in der Region tätig: Den Rat der Kirchen im Mittleren Osten, das Internationale Orthodoxe Christliche Hilfswerk und das Norwegische Hilfswerk.

Vollständiger Wortlaut der Erklärung des ÖRK-Exekutivausschusses zum Irak (auf Englisch):
http://www.oikoumene.org/?id=4238&L=2

Aufruf von ACT International für die irakischen Flüchtlinge (auf Englisch):
http://act-intl.org/appeals/appeals_2007/MEIQ71-sum.html


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Quelle:
Pressemitteilung vom 1. Oktober 2007
Herausgeber: Ökumenischer Rat der Kirchen (ÖRK)
150 rte de Ferney, Postfach 2100, 1211 Genf 2, Schweiz
E-Mail: ka@wcc-coe.org
Internet: www.wcc-coe.org


veröffentlicht im Schattenblick zum 3. Oktober 2007